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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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machen. Wollen wir in der Küche anfangen?«
    Drei Augenpaare sahen mich misstrauisch an, aber wenigstens folgten sie mir.
    »Diese Designerküche bleibt drin und ist auch im Kaufpreis enthalten«, informierte ich die beiden. »Wie Sie sehen, wurde hier an nichts gespart.« Noch während ich sprach, hatte mein Vater schon die Tür unter der Spüle aufgerissen und seinen Kopf hineingesteckt.
    »Papa«, zischte ich, »was soll das?« Herr Blank und Herr Kramer kamen neugierig näher.
    »Ist da alles in Ordnung?«, fragte Herr Kramer ängstlich.
    »Na ja, wie man’s nimmt«, antwortete mein Vater. »Schauen Sie sich mal diesen Boiler an. Der kommt aus Italien.«
    »Und?«, fragte Herr Kramer. »Ist das denn nicht gut?«
    »Ob das Gerät gut ist, kann ich nicht beurteilen. Aber versuchen Sie mal, hier in Deutschland einen Klempner zu finden, der Ersatzteile für einen italienischen Boiler hat. Also, ich kenne keinen.«
    »Meine Herren, es besteht nicht der geringste Grund, warum dieser Boiler, egal, wo er herkommt, kaputtgehen sollte. Wie gesagt, es ist alles neu und auf dem höchsten Stand. Wenn ich Sie jetzt ins Esszimmer bitten dürfte.«
    Herr Blank holte eine kleine Kamera aus seiner Jackentasche. »Dürfen wir hier ein paar Fotos machen? Damit wir uns das zu Hause noch mal in Ruhe anschauen können?«
    Ich sprang zur Seite. »Ja, aber bitte nur die Räume. Nicht mich oder meinen Vater.«
    Verwirrt sah er mich an. »Äh, ja, natürlich nur die Räume. Warum sollte ich Sie fotografieren?«
    Ich reagierte mit einem verkrampften Lächeln und einem Schulterzucken. Ja, warum sollten sie? Es waren ganz offensichtlich ernsthafte Interessenten und keine gekauften Leute, die mir eine Falle stellen wollten. Während die beiden sich die ersten Fotos auf dem Display anschauten, ging ich zu meinem Vater, der immer noch den Boiler untersuchte.
    »Papa, es war toll, dass du mitgekommen bist. Aber nun ist es schon spät, und du willst sicher wieder nach Hause. Also, geh nur, es hat mich gefreut, dass wir mal wieder Zeit miteinander verbracht haben.«
    »Spät? Es ist gerade mal Viertel nach sieben. Nein, nein, wenn ich etwas angefangen habe, bringe ich es auch zu Ende. Ist auch besser, wenn ich hierbleibe, die netten Herren haben sicher noch die ein oder andere Frage, und du bist ja wirklich nicht gut vorbereitet.«
    Zähneknirschend führte ich die Männer in das große Wohnzimmer. »Wo sind denn die Heizkörper?«, fragte mein Vater.
    »Es gibt keine«, antwortete ich. »In diesem modernen, stylishen Haus wurde überall Fußbodenheizung verlegt.«
    »Das ist ja toll«, freute sich Herr Blank. »Das ist so eine angenehme Wärme, und Heizkörper stören sowieso immer das Ambiente.«
    »Nein, nein«, belehrte ihn mein Vater, »das war vielleicht früher mal so, heute gibt es die in den ausgefallensten Formen. Sehen aus wie moderne Kunst, wird gerne genommen. Und was machen Sie, wenn die Fußbodenheizung kaputtgeht?«
    So krampfhaft ich auch versuchte, das Bild aus meinem Kopf zu drängen, ich sah immer meine Hände, wie sie sich um den Hals meines Vaters legten.
    »Wir rufen einen Heizungsmonteur, stimmt’s?«, meinte Herr Blank die Antwort zu kennen.
    »Aha«, machte mein Vater. »Und was tut dieser Heizungsmonteur?«
    »Na ja, er macht sie halt wieder heil, oder?«
    »Nun, das tut er schon. Aber um sie reparieren zu können, muss er erst diesen schwarzen Fußboden aufstemmen, um überhaupt ranzukommen. Möchten Sie das? Eine Baustelle im Wohnzimmer mit rausgestemmten Fliesen? Ich kann immer nur von Fußbodenheizung abraten.«
    »Oh, darüber haben wir noch nie nachgedacht. Aber jetzt, wo Sie es sagen. Was meinst du, Florian?«
    »Ich will keinen aufgestemmten Fußboden im Wohnzimmer. Und was so eine Reparatur kostet.«
    »Bitte, meine Herren, diese Frage stellt sich doch gar nicht. Schauen wir uns doch lieber die oberen Räume an.«
    »Nein, Alice«, schaltete sich mein Vater wieder ein. »Zuerst musst du den Herren das Badezimmer zeigen. Zeig mir ein Bad, und ich sag dir, was das Haus wert ist«, brüstete er sich. »Überhaupt, was soll das Haus denn hier kosten?«
    »Über den Preis sprechen wir am Ende der Besichtigung«, sagte ich. Mein linkes Auge begann zu zucken.
    »Also, im Internet ist es mit vierhundertachtzigtausend Euro angegeben«, kam Herr Kramer ihm zu Hilfe.
    »Na, das halte ich aber für sehr überteuert. Wissen Sie, meine Frau und ich wohnen drei Straßen weiter. Es ist wirklich eine angenehme Gegend hier,

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