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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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vorgenommen habe, möchte ich hier gerne Schulkinder unterrichten und ihnen alles über die alten Zeiten beibringen. Nicht, weil es damals besser gewesen wäre, sondern weil wir heute Gefahr laufen, zu vergessen, wo wir herkommen und was wir einmal gewusst haben.“
    „Was würden Sie unterrichten?“
    „Ein bisschen von allem. Wie man die Tiere versorgt, wie man Wolle spinnt und färbt, Hausbau, Gartenarbeit und das Einmachen von Lebensmitteln, die alten Gewohnheiten und den alten Glauben.“
    „Das hört sich sehr anspruchsvoll an.“
    „Das ist es auch. Ich werde frühestens in ein oder zwei Jahren so weit sein, und selbst dann kann nur eine kleine Anzahl von Kindern im Sommer für eine Woche kommen. Aber es wäre ein Anfang.“
    „Ich finde die Idee großartig.“
    „Aber würden Sie April herschicken?“
    Er wollte schon sagen, dass Aprils Wurzeln nicht hier lagen, und dass sie in ihrem Leben wenig Verwendung dafür haben würde. Doch als er sich die Worte in Gedanken zurechtlegte begriff er, wie falsch sie waren. Er stammte selbst von armen Landarbeitern, sogenannten Crofter, ab, und das nicht nur väterlicherseits. Sein Vater war in Druidheachd geboren worden. Die Familie seiner Mutter lebte zwar schon in der fünften Generation in den Vereinigten Staaten, doch ein Teil ihrer Vorfahren waren, wie viele Schotten, Anfang des neunzehnten Jahrhunderts gegen ihren Willen nach Amerika gebracht worden. In der Zeit der großen Vertreibung, der Highland Clearances, waren die streitlustigen, in Clans organisierten Highlander verjagt worden, damit wohlhabende Engländer hier in Ruhe Schafe züchten konnten. Als die Schreckenszeit endlich vorüber war, lebten mehr Schotten außerhalb ihres Landes als in Schottland selbst.
    „Ja, ich würde April her schicken“, sagte er. „Es könnte ihre einzige Chance sein, etwas über ihre Geschichte zu erfahren.“
    „Warum? Sie lernt es doch in der Schule.“
    „Wir werden nicht lange hier bleiben. Nur lange genug, um das Hotel herzurichten und es zu verkaufen. Dann werden wir weggehen.“
    „Das wusste ich nicht.“
    „Ich bin es April schuldig, dass sie in einer weltoffeneren Gegend aufwächst“, sagte er trocken.
    „Ist das Ihr Ernst?“
    Er sah sie fragend an.
    „Es gibt Dinge, die kann sie überall lernen“, erklärte Mara. „In Druidheachd aber wird sie Dinge lernen, von denen sie in New York oder London niemals erfahren würde, und umgekehrt. Wer sagt, dass das eine wertvoller ist als das andere?“
    „ Ich sage das.“
    Sie lächelte. „Als guter Vater sollten Sie das auch.“
    Er wollte protestieren. Er war kein guter Vater. Als April ihn am meisten gebraucht hatte, hatte er abgrundtief versagt. Aber Duncan sprach niemals über seine Fehler – oder seine Erfolge.
    „Können wir gehen?“, fragte April und gesellte sich zu ihnen. Guiser wedelte mit dem Schwanz, als würde er die gleiche Frage stellen.
    „Aye, es wird langsam Zeit“, sagte Mara. „Haben wir alles?“
    „Ich hoffe es. Ich fühle mich bereits, als würde ich Halbschottland mit mir herumschleppen.“
    Sie lachte. April und Guiser sprangen aus dem Haus, und Mara folgte ihnen. Duncan verließ das Cottage als Letzter. „Soll ich die Tür abschließen?“, rief er ihr hinterher.
    Mara drehte sich um. Das Sonnenlicht war beinahe so strahlend wie ihr Gesichtsausdruck. „Seien Sie nicht albern. Hier draußen vertrauen wir einander. Wir brauchen unsere Türen nicht abzuschließen. Ich vermute, das ist eines der Dinge, die man in New York nicht lernen kann.“
    Bei dem Platz, den Mara für ihr Picknick ausgesucht hatte, handelte es sich um jene Wiese, auf der Duncan ihr am Ende des Winters zum ersten Mal begegnet war. Duncan war nicht klar gewesen, dass die Stelle so nah an ihrem Haus lag. Wenn sie die Straße genommen hätten, wäre es eine tückische und kurvenreiche Strecke gewesen. Doch auf dem Pfad, der seit Jahrhunderten von Schafen benutzt wurde, war es ein angenehmer Spaziergang bis zur Lichtung und dem kleinen See, den er an jenem Tag gesucht hatte.
    Andauernd hielten sie an. April wollte jeden Felsbrocken untersuchen, jede sprießende Wildblume, jeden Büschel Farn oder Heidekraut. Sie warf Stöckchen für Guiser und sammelte kleine Achate, um sie später in ihrem Zimmer auf die Fensterbank zu legen.
    Kurz nach Mittag erreichten sie die Wiese. Heidekraut und Schlüsselblumen im Überfluss begrüßten sie. Das hohe Gras schien immer grüner zu werden, je länger Duncan es anschaute. Es

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