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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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haben, dass Sie keine Zeit für sie hatten und die Zeichen, dass sie leidet, übersehen haben? Ich glaube, Sie hatten Angst, dass Sie und Lisa sich ähnlicher sind als irgendjemand ahnt. Und Sie können ihr nicht vergeben, weil Sie sich selbst nicht vergeben können.“
    „Es ist mir egal, was Sie mit Ihren übersinnlichen Kräften anstellen, aber was gibt Ihnen das Recht, mich zu analysieren wie eine Psychologin?“
    „Ich habe nicht das Recht dazu, aber ich werde auch nichts verheimlichen. Ich habe zu viele Jahre damit vergeudet, so zu tun, als hätte ich keine Gefühle oder Gedanken zu irgendetwas. So werde ich nicht länger leben.“
    Er wollte wütend bleiben. Er wollte nicht, dass diese Frau ihn so gut verstand, vielleicht sogar besser, als er sich selbst. Aber in seinem tiefsten Inneren war er immer fair – und wenn das womöglich seine einzige gute Eigenschaft war.
    Sie stand auf, als wollte sie gehen.
    Er erhob sich ebenfalls und legte ihr die Hand auf den Arm. Sie sah auf die Hand hinunter, dann in sein Gesicht. Er ließ den Arm sinken. „Gehen Sie nicht“, sagte er. „Es tut mir leid, dass ich uns den Nachmittag verdorben habe. Ich hätte Sie nicht mit meinen Problemen belasten sollen.“
    „Sie müssen sich entscheiden, ob wir Freunde oder nur Bekannte sein wollen. Freunde erzählen einander gelegentlich von ihren Problemen – und müssen sich manchmal Vorschläge anhören, wie sie zu lösen sind.“
    Er hörte Aprils Lachen aus der Baumgruppe direkt hinter ihnen. Es war dasselbe Wäldchen, in dem diese Frau irgendwie auf so unwahrscheinliche Weise in sein Leben getreten war. Er wunderte sich, wie er hatte übersehen können, was jetzt so offensichtlich war. Er hatte Mara nicht gefragt, ob sie heute mitkommen würde, weil er April einen Wusch erfüllen wollte. Das war nur die halbe Wahrheit, denn hinter der Einladung steckte mehr. Er wollte sie besser kennenlernen, nicht, um seine Tochter zu beschützen, sondern um einen Teil von sich zu riskieren.
    Indem er Mara gebeten hatte, heute mitzukommen, hatte er eine Tür geöffnet. Sie bot ihm die Chance, diese Tür wieder zu schließen oder sie noch weiter aufzustoßen.
    Er machte einen Schritt auf sie zu. „Ich ertrage es nur schwer, wenn mir jemand Ratschläge erteilen will. Es tut mir leid. Ich wollte nicht hören, was Sie mir zu sagen hatten.“
    „Und mir tut es leid, dass ich so offenherzig war. Aber ich habe in meinem Leben genug Zeit damit verschwendet, das zu sagen, was andere Menschen hören wollen.“
    „Ich schätze Aufrichtigkeit. Aber nicht, wenn sie ausgerechnet mich trifft.“
    Lächelnd legte sie ihre Hand auf seine. „Wollen wir zum See hinuntergehen?“
    Die Tür war weder geöffnet noch geschlossen, sondern angelehnt. Er spürte, wie sie mit den Fingern über seine Haut strich. Trotz der Schwielen fühlte ihre Hand sich weich an. Er meinte fast zu spüren, wie ein beschwichtigendes Gefühl durch ihre Fingerspitzen in ihn hineinströmte, beruhigend und auf merkwürdige Weise stärkend. Er wollte das nicht spüren. Und er wollte sie nicht anlächeln.
    Doch er tat es und umfasste ihre Hand.
    „Wenn Sie lächeln, sind Sie gleich ein ganz anderer Mann“, sagte sie. „Ich kann fast verstehen, warum ich diesen wunderschönen Tag mit Ihnen verschwende, wo ich doch Torf stechen oder den Kuhstall ausmisten könnte.“
    Sie pfiff nach Guiser, und Duncan rief nach April, damit sie mit zum See kamen. Als sie den Pfad zum Wasser hinunter einschlugen, hielten sie sich immer noch an den Händen.

7. KAPITEL
    Mara sah zu, wie April die Kerzen auf der unvernünftig großen Geburtstagstorte ausblies. Frances hatte ein zweistöckiges Kunstwerk geschaffen, das aussah wie ein Frühlingshut mit pinkfarbenen Rosen aus Zuckerguss und Gänseblümchen aus Zitronenschalen. ‚Happy Birthday April‘ stand auf der breiten Schleife aus Zuckerguss, die den Hut zierte.
    Zuerst wollte April nicht, dass ihr Vater die Torte anschnitt. Frances selbst musste einschreiten, um das kleine Mädchen davon zu überzeugen, dass die Torte nicht nur zum Anschauen, sondern auch zum Essen gedacht sei. Jetzt lächelte April dem Anlass entsprechend glücklich und sonnte sich in der Aufmerksamkeit ihrer Gäste, besonders jener der drei Männer um sie herum.
    Sie waren eine seltsame Mischung, die drei Men of Midnight. Mara hatte die Geschichte ihrer ungewöhnlichen Geburt gehört und die Legende, die man sich daraufhin erzählte. Doch sie fand die einzigartige Freundschaft der

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