Duncans Lady
anfangen können zu regnen“, erklärte Mara dem kleinen Mädchen, als Duncan verschwunden war.
„Es war kein Glück. Das gehört sich so.“
Mara lächelte. „Ach so? Und woher weißt du das?“
„Meine Mommy sagt, dass es immer für alles einen Grund gibt. Findest du das nicht?“
„Das kann ich nicht sagen.“ Mara schlug die Bettdecke zurück und schüttelte das Kissen auf. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Duncan es gern sähe, wenn sie mit April über ihr Mutter spräche. Sie versuchte, das Thema zu wechseln. „Magst du den Regen?“
„Mommy und ich sind manchmal extra raus gegangen, wenn es geregnet hat.“
Mara versuchte es noch einmal. „Guiser liebt den Regen, weil er dann in den Pfützen planschen kann.“
„Ich habe ein Bild von meiner Mommy.“
Mara wusste, wann sie geschlagen war. „Wirklich?“
„Daddy weiß aber nichts davon.“ Mara setzte sich neben sie auf die Bettkante.
„Vielleicht solltest du es mir besser auch nicht erzählen.“
„Darf ich es dir zeigen?“
Wenig später hatte Mara mehr als nur ein Foto betrachtet. Sie hatte einen ganzen Schrein für die abwesende Lisa gesehen, den April in einem geschnitzten Kästchen angelegt und ganz unten in einer Spielzeugbox versteckt hatte.
In dem Kästchen befanden sich ein emailierter Ohrring, der ein Einhorn darstellte und ein Knopf aus Silber und Glaskristall. Es gab ein zerfleddertes Rezept für Brokkoli mit braunem Reis, das aussah, als hätte es zu lange an der Kühlschranktür gehangen, und eine Postkarte an Duncan, die in einer kräftigen, romantischen Handschrift mit ‚Lisa‘ unterschrieben war. April zeigte ihr den halben hellroten Lippenstift und ein winziges Parfümflakon, von dem das Etikett ganz abgekratzt war.
Und das Bild einer brünetten Frau von ätherischer Schönheit, die das Kind in ihren Armen betrachtete.
„Wie hast Du das alles zusammengesammelt?“, fragte Mara. Sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. Sie brauchte auch nicht zu fragen, wer das Baby auf dem Bild war.
„Ich habe gesucht. Als wir umgezogen sind. Ich habe alles gefunden.“
„Und hast es hier hinein getan.“
April nahm das Kästchen aus Maras Schoß, warf einen letzten Blick hinein, verschloss es und versteckte es wieder in der Spielzeugkiste. „Lisa ist hübsch, oder?“ Sie nannte ihre Mutter nicht nur beim Vornamen, sie klang auch gleichgültiger als zuvor. Als hätte das Betrachten der traurigen Erinnerungsstücke ihr die Kraft gegeben, dem Verlust ins Auge zu blicken.
„Sie ist sehr schön. Wenn du groß bist, wirst du ein bisschen wie sie aussehen.“
„Glaubst du wirklich?“ April drehte sich um. Sie lächelte breit. „Sehe ich jetzt auch schon aus wie sie?“
Mara nickte, obwohl die Ähnlichkeit nur schwach war. „Aye.“
„Daddy mag sie nicht.“
Mara sah keinen Sinn darin, ihr falsche Hoffnungen zu machen. „Nein?“
„Manchmal mag ich sie auch nicht.“
„Aber manchmal schon?“
„Ich habe sie schon soo lange nicht mehr gesehen.“
Je länger April ihre Mutter nicht sah, desto wichtiger würde Lisa für sie werden. Mara erkannte die Wahrheit, als würde sie in großen Lettern auf der Seite vor ihr stehen. Sie fragte sich, wie Duncan das nicht sehen konnte.
„Bitte sag Daddy nichts von dem Kästchen, ja? Bitte!“
„Es ist dein Geheimnis, du entscheidest, wem du davon erzählst.“ Mara strich April eine Haarsträhne aus der Stirn. „Aber manchmal kann es ziemlich schwer sein, ein Geheimnis zu bewahren.“
„Es würde ihn traurig machen.“
Traurig. Nicht wütend. Mara wunderte sich, dass ein Kind so treffsicher hinter die Fassade eines Erwachsenen schauen konnte. „Soll ich dir jetzt die Geschichte vorlesen?“
„Machst du, dass deine Stimme sich so anhört wie von einer Fee?“
Mara beugt sich vor und küsste sie auf die Wange. „Du wirst glauben, eine Fee läse dir eine Geschichte vor.“
Als Duncan zurückkehrte, stand Mara in seinem Wohnzimmer am Fenster. April war eingeschlafen, bevor die Feen den armen verwirrten Duncan aus dem Buch in ihre Wohnung im Hügel mitgenommen hatten.
„Es war ein anstrengender Tag für so ein kleines Mädchen“, sagte sie und drehte sich um, um ihn zu begrüßen.
„Sie braucht ihren Schlaf. Ich vermute, die Welpen werden sie mitten in der Nacht aufwecken.“
„Einer der Hunde schläft bei ihr. Es ist ein ganz durchtriebenes Kerlchen. Er kam ans Bett und jammerte, bis ich ihn hochgenommen und zu ihr gelegt habe.“
„Morgen früh
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