Dune 01: Der Wüstenplanet
jeden etwaigen Beobachter auszuschalten, Nefud.«
»Ich verstehe, Mylord. Dann kann Kynes seinen Unfall ... äh ... erleben.«
»Kynes und Hawat werden zur gleichen Zeit einen Unfall haben, Nefud. Allerdings wird nur Kynes ihm zum Opfer fallen. Ich will nur Hawat haben. Ah, ja!« Der Baron grinste.
Nefud klapperte mit den Lidern und schluckte. Er machte den Eindruck, als wolle er noch eine Frage stellen, behielt sie aber für sich.
»Hawat wird bestens versorgt werden«, sagte der Baron. »Und er wird freundlichst behandelt werden. In das Wasser, das er bekommt, geben wir etwas von dem Residualgift, das der verstorbene Piter de Vries entwickelte. Außerdem sorgen wir dafür, daß seine Mahlzeiten regelmäßig das dazugehörige Gegengift enthalten; so lange, bis ich anderslautende Anweisungen erteile.«
»Das Gegengift, sicher.« Nefud schüttelte den Kopf. »Aber ...«
»Seien Sie nicht so begriffsstutzig, Nefud. Der Herzog hätte mich beinahe mit diesem Gift aus seinem hohlen Zahn getötet. Das Gas, das er ausatmete, hat mich meines besten Mentaten beraubt. Ich brauche einen Ersatz.«
»Hawat?«
»Hawat!«
»Aber ...«
»Sie wollen sagen, daß Hawat den Atreides ganz und gar ergeben ist? Das stimmt, aber die Atreides sind tot. Wir werden Hawat ein wenig Honig ums Maul schmieren, Nefud. Er muß zu der Schlußfolgerung gelangen, daß ihn keinerlei Schuld am Tod seines Herzogs trifft, daß alles nur der Verschlagenheit dieser Bene-Gesserit-Hexe zuzuschreiben war. Wir werden ihn zu der Überzeugung gelangen lassen, daß er keiner von denen ist, die sich von Emotionen leiten lassen. Mentaten sind stolz darauf, gefühllose Schlüsse zu ziehen, Nefud. Deshalb werden wir diesem famosen Thufir Hawat schmeicheln.«
»Ihm schmeicheln. Jawohl, Mylord.«
»Der Mentat, der Hawat ausgebildet hat, war ein Mann, der zu sehr von seinen Emotionen abhängig war. Hawat weiß das, und deswegen wird ihn nichts mehr freuen, als wenn wir ihm bestätigen, daß dieser Effekt nicht auch auf ihn übergegriffen hat.« Der Baron starrte Nefud an. »Wir wollen uns nicht selbst täuschen, Nefud. Die Wahrheit ist eine mächtige Waffe. Wir wissen, daß wir den Sieg über die Atreides nur unserem Wohlstand zu verdanken haben. Hawat weiß das auch. Wir können ihn mit mehr Informationen versorgen, als es sich sein Herzog je hätte leisten können, weil wir die besser bezahlten Spione haben.«
»Jawohl, Mylord.«
»Wir werden ihn umschmeicheln«, wiederholte der Baron. »Und vor den Sardaukar verstecken. In der Hinterhand verbergen wir das Gegengift. Es gibt keine Möglichkeit, das Residualgift aus seinem Körper zu entfernen, und Hawat braucht auch nicht zu erfahren, in welcher Gefahr er schwebt. Das Gegengift ist nicht einmal von einem Giftschnüffler aufzuspüren. Hawat kann seine Nahrung überprüfen, wie er will. Er wird trotzdem nichts darin finden.«
Nefuds Augen öffneten sich in plötzlichem Verstehen.
»Das Nichtvorhandensein einer Sache«, fuhr der Baron fort, »kann ebenso gefährlich sein wie das Vorhandensein. Wie etwa das Nichtvorhandensein von Luft, klar? Oder von Wasser. Ja! Ebenso wie das Nichtvorhandensein von allem, von dem wir abhängig sind.« Er nickte. »Verstehen wir uns, Nefud?«
Nefud schluckte. »Jawohl, Mylord.«
»Dann machen Sie sich an die Arbeit. Stöbern Sie den Kommandeur der Sardaukar auf und sehen Sie zu, daß die Dinge in Bewegung kommen.«
»Sofort, Mylord.« Nefud verbeugte sich und verschwand.
Hawat auf meiner Seite! dachte der Baron. Die Sardaukar werden ihn mir überlassen. Selbst wenn sie mißtrauisch werden, können sie nur annehmen, ich wollte ihn beseitigen lassen. Und diesen Verdacht werde ich fördern. Diese Narren! Einer der berühmtesten Mentaten aller Zeiten, und sie überlassen ihn mir wie ein zerbrochenes Spielzeug. Ich werde ihnen zeigen, was man aus einem solchen Spielzeug noch herausholen kann!
Der Baron streckte die Hand aus und tastete nach einem verborgenen Knopf hinter dem Suspensorbett. Er drückte ihn und rief damit nach seinem älteren Neffen. Rabban. Dann lehnte er sich zurück und lächelte.
Und alle Atreides sind tot!
Er sah den Weg, der sich vor ihm auftat. Eines Tages würde ein Harkonnen Imperator werden. Nicht er selbst natürlich, aber ein Harkonnen. Und auch nicht Rabban, das war klar. Aber Rabbans jüngerer Bruder, der junge Feyd-Rautha. Etwas an dem Jungen gefiel ihm außerordentlich ... seine Grausamkeit.
Ein herrlicher Junge, dachte der Baron. In einem
Weitere Kostenlose Bücher