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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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allein bleiben zu dürfen. Die Ehrwürdige Mutter ist im Zauberraum verschwunden; warum, weiß ich nicht.«
    »Sie verzehrt sich vor Heimweh nach einem Planeten, den sie niemals wiedersehen wird«, erklärte Paul. »Auf ihm fällt das Wasser vom Himmel, und die Pflanzen wachsen dort so dicht, daß man sich manchmal zwischen ihnen nicht bewegen kann.«
    »Wasser, das vom Himmel fällt«, murmelte Stilgar ergriffen.
    In diesem Augenblick spürte Paul, daß mit Stilgar eine Verwandlung vorgegangen war: er hatte sich von einem Fremen in eine Kreatur des Lisan al-Gaib verwandelt, die ihn fürchtete und respektierte. Der geisterhafte Wind eines sich ankündigenden Djihads schien ihn zu umwehen.
    Aus einem Freund ist ein Untertan geworden, dachte Paul. Er kam sich plötzlich sehr einsam vor und musterte die Männer, die den gleichen Aufenthaltsraum mit ihm teilten. Aus ihren Augen sprach tiefste Verehrung, und es war offensichtlich, daß jeder der einzelnen hoffte, mit der Aufmerksamkeit Muad'dibs belohnt zu werden.
    Muad'dib, der uns allen seinen Segen erteilt, dachte er bitter. Sie warten darauf, daß ich den Thron an mich reiße, und wissen doch nicht, daß ich dies nur deshalb tue, um einen Djihad zu verhindern.
    Stilgar räusperte sich und sagte: »Rabban ist ebenfalls tot.«
    Paul nickte.
    Die Wachtposten an der Tür traten zur Seite und machten Platz für Jessica. Sie trug eine schwarze Aba und ging mit Schritten, die deutlich zeigten, daß sie es lange gewohnt gewesen war, über den Sand zu laufen. Dessenungeachtet schien ihr die altvertraute Umgebung einiges Selbstvertrauen zurückzugeben. Jetzt war sie wieder das, was sie vorher gewesen war – die Konkubine eines regierenden Herzogs.
    Sie blieb vor ihrem Sohn stehen und sah ihn an. Pauls Ermüdung blieb ihr nicht verborgen, dennoch sagte sie nichts. Es schien, als sei sie unfähig, irgendeine Emotion für ihren Sohn zu fühlen.
    Jessica hatte die Halle betreten und sich im ersten Moment gefragt, wieso der Ort ihr so fremd erschien. Als sei sie nie hier gewesen, als hätte sie nie einen Fuß in dieses Haus gesetzt, in dem sie mit Leto gelebt hatte. Es war kaum zu glauben, daß sie in diesem Raum einst einem völlig betrunkenen Duncan Idaho gegenübergestanden hatte.
    Es sollte eine Wortverbindung geben, dachte sie, die dem genauen Gegenteil von ›Adab‹, der intuitiven Erinnerung, entspricht.
    »Wo ist Alia?« fragte sie.
    »Sie ist draußen«, sagte Paul, »und sie tut das, was jedes echte Fremenkind in solchen Zeiten tun sollte. Sie tötet verwundete Gegner und markiert ihre Körper für die Teams, die deren Wasser einsammeln.«
    »Paul!«
    »Du verstehst hoffentlich, daß sie dies lediglich aus Mitleid tut«, fuhr Paul fort. »Ist es nicht seltsam, wie oft wir vergessen, daß Mitleid und Grausamkeit einander so ähnlich sind?«
    Jessica starrte ihren Sohn an. Die unerwartete Veränderung schockierte sie. Ist der Tod seines Kindes daran schuld? fragte sie sich. Dann sagte sie: »Die Menschen erzählen sich seltsame Geschichten über dich, Paul. Sie behaupten, du hättest alle Kräfte der Legende, daß man nichts vor dir verbergen könne, daß du alles siehst, was anderen verborgen bleibt.«
    »Sollte eine Bene Gesserit solche Fragen stellen?« erwiderte Paul.
    »An allem, was du bist, bin ich nicht unschuldig«, sagte Jessica. »Du solltest also nicht ...«
    »Wie würde es dir gefallen, Milliarden und Abermilliarden von Leben zu leben?« entgegnete Paul. »Sie würden eine ungeheure Sammlung von Legenden für dich mitbringen. Denk nur an die unschätzbaren Erfahrungen und die Weisheit, die sie mit sich bringen würden! Aber Weisheit kühlt die Liebe ab, nicht wahr? Und umgibt jedweden Haß mit einem neuen Kleid. Wie kann man sagen, was Unbarmherzigkeit ist, ehe man nicht alle Tiefen der Grausamkeit und des Mitleids ausgelotet hat? Du solltest mich fürchten, Mutter, denn ich bin der Kwisatz Haderach.«
    Jessica schluckte. Ihre Kehle war wie ausgedörrt. Plötzlich sagte sie: »Es gab einmal eine Zeit, da hast du mich wegen dieser Tatsache abgelehnt.«
    Paul erwiderte kopfschüttelnd: »Ich bin jetzt nicht mehr in der Lage, irgend etwas abzulehnen.« Er sah ihr in die Augen. »Der Imperator und seine Leute werden bald kommen, man wird sie jeden Moment ankündigen. Bleib bei mir. Ich möchte sie im klarsten Licht sehen, denn meine zukünftige Braut wird ebenfalls unter ihnen sein.«
    »Paul!« keuchte Jessica. »Begehe nicht den gleichen Fehler wie dein

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