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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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im Raum der Totenstille, wo der Stamm das Wasser nahm, das ihm gehörte.
    »Es gab keine Wahl«, sagte Paul mit tonloser Stimme. »Du verstehst das, Duncan?«
    »Ich verstehe.«
    »Es gibt Dinge, die keiner ertragen kann. Ich pfuschte in all den möglichen Zukünften herum, die ich erschaffen konnte, bis sie schließlich mich erschufen.«
    »Herr, Sie sollten nicht ...«
    »Es gibt Probleme in diesem Universum, für die es keine Antworten gibt«, fuhr Paul fort, mehr zu sich selbst sprechend. »Nichts. Es kann nichts getan werden.«
    Während er sprach, fühlte Paul seine Verbindung mit der Vision abreißen. Sein Geist kauerte ängstlich, überwältigt von unendlichen Möglichkeiten. Seine verlorene Vision wurde wie der Wind, der bläst, wohin er will.

24
     
Wir sagen von Muad'dib, daß er eine Reise in jenes Land angetreten hat, wo unsere Füße keine Spuren hinterlassen.
Aus dem Katechismus des Qizarats
     
     
    Ein Bewässerungskanal und ein vorgelagerter Schutzdeich aus befestigtem Sand bildeten die äußere Grenze des neu erschlossenen Anbaugebiets am Rande der Wüste. Eine Steinbrücke überspannte den Kanal, eine Steintreppe führte auf die Deichkrone und auf der anderen Seite wieder hinunter. Idaho stieg sie hinauf und blieb auf der Deichkrone stehen. Das Vorgebirge von Sietch Tabr beherrschte den Nachthimmel hinter ihm, beschienen vom blassen Licht beider Monde. Ein ausgedehnter Hain blühender Orangenbäume reichte bis ans Wasser, überragt von den dunklen Wedeln hoher Dattelpalmen.
    Idaho starrte auf die Blütenzweige über dem still ziehenden Wasser, in dem sich die beiden Monde spiegelten. Der Destillanzug klebte schmierig an seiner Haut. Hier an der Grenze zwischen Vegetation und leerer Wüste vermischten sich Blütenduft und der Geruch von Gräsern und Wasser mit der harten, trockenen Luft des Ödlands. Ein leichter Wind strich durch das dichte Laub der Orangenbäume. Idaho lauschte den Nachtgeräuschen. Springmäuse bewohnten das Gras zu beiden Seiten des Kanals; eine Falkeneule rief in den Schatten der Felswände.
    Idaho wandte sich der offenen Wüste zu.
    Die von Gesteinstrümmern übersäte Fläche und die mondbeschienenen Dünen am Horizont lagen still und leblos. Er konnte dort draußen keine Bewegung wahrnehmen.
    Tandis war es gewesen, der Paul bis zu dieser Stelle begleitet hatte; dann war er zurückgekehrt. Und Paul war in die Wüste hinausgegangen.
    »Er war blind - wirklich blind«, hatte Tandis gesagt. »Vorher hatte er die Visionen gehabt, von denen wir wissen, aber dann ...«
    Ein Achselzucken. Blinde wurden in der Wüste ausgesetzt. Muad'dib hatte sich dem Brauch untergeordnet. Als Herrscher hätte er es nicht nötig gehabt; er hätte sich künstliche Augen kaufen oder als Blinder weiterregieren können. Aber er hatte seine Wahl getroffen.
    Ich hätte ihn nicht allein lassen sollen, dachte Idaho, nicht für eine Minute. Ich wußte, was in ihm vorging.
    »Er sagte mir, die Zukunft benötige seine physische Gegenwart nicht länger«, hatte Tandis berichtet. »Als er mich verließ, rief er noch einmal zurück: ›Nun bin ich frei!‹ Das waren seine Worte.«
    Als er davon erfahren hatte, war Idaho im Sietch herumgelaufen, um ein Rettungsunternehmen zu organisieren. Niemand war bereit gewesen, ein solches Vorhaben zu unterstützen, nicht einmal Stilgar. Es wäre gegen den Brauch gewesen. Und Stilgar hatte gesagt, er müsse den letzten Wunsch seines Herrn und Freundes respektieren.
    »Es wird einen Wurm für Muad'dib geben«, hatte es geheißen, und dann hatten die Leute des Sietch den Weihegesang für jene angestimmt, deren Wasser zu Shai-Hulud ging: »Mutter des Sandes, Vater der Zeit, Beginn des Lebens, gewähre ihm Durchgang.«
    Idaho setzte sich auf die Deichkrone und starrte in die Wüste hinaus. Es war unmöglich zu sagen, wohin Paul gegangen war.
    »Nun bin ich frei.«
    Idaho murmelte die Worte und erschrak beim Klang seiner Stimme. Er begann zu träumen und ließ seine Gedanken in die Vergangenheit schweifen, und der Tag erhob sich aus seinem Gedächtnis, wo er den kleinen Paul Atreides auf Caladan über den Fischmarkt geführt hatte. Die Sonne blinkte auf schwappendem Wasser, und die Reichtümer des Meeres lagen sortiert zum Verkauf ausgebreitet. Er dachte an Gurney Halleck, der auf dem Baliset Musik für sie gemacht hatte. Es war eine Erinnerung voll von Vergnügen und Gelächter.
    Gurney Halleck, ja. Gurney würde ihn für diese Tragödie verantwortlich machen.
    Das Bild

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