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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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schob ihre Hände unter ihn und bettete ihn bequemer, und er sah seine Wiegengefährtin, ein Mädchen mit flaumigem rotem Haar. Während er hinstarrte, schlug sie die Augen auf. Diese Augen! Chani blickte aus diesen Augen ... und Jessica, seine Mutter. Eine Menschenmenge spähte aus diesen Augen.
    »Sieh dir das an, Harah«, sagte Alia. »Sie starren einander an!«
    »In diesem Alter können Kinder ihre Augen nicht auf etwas fixieren«, erklärte Harah.
    »Ich konnte«, widersprach Alia.
    Langsam fühlte Paul sich aus diesem endlosen Bewußtsein entlassen. Er lehnte wieder an seiner persönlichen Klagemauer, blind, isoliert.
    Nach einer unbestimmbaren Zeitspanne berührte jemand seinen Arm, und Idahos Stimme sagte: »Herr?«
    »Mein Sohn soll nach meinem Vater Leto genannt werden«, sagte Paul, sich aufraffend.
    »Zur Zeit der Namensgebung«, sagte Harah, »werde ich als Freundin der Mutter neben dir stehen und diesen Namen geben.«
    »Und meine Tochter«, sagte Paul. »Sie soll Ghanima genannt werden.«
    »Aber Usul!« sagte Harah mit mildem Tadel. »Der Name Ghanima hat ein schlechtes Omen.«
    »Er rettete dein Leben«, sagte Paul. »Was bedeutet es, daß Alia sich mit diesem Namen über dich lustig machte? Meine Tochter sei Ghanima.«
    Die kleinen Räder eines Feldbetts rollten quietschend über den unebenen Felsboden zur Türöffnung. Chani wurde hinausgefahren. Der Gesang des Wasserritus begann.
    »Hal yawn!« sagte Harah. »Ich muß gehen, wenn ich an der heiligen Wahrheit teilhaben und zum letztenmal neben meiner Freundin stehen will. Ihr Wasser gehört dem Stamm.«
    »Ihr Wasser gehört dem Stamm«, murmelte Paul. Er hörte Harah gehen. Seine rechte Hand tastete herum und fand Idahos Ärmel. Er sagte: »Führe mich in mein Quartier, Duncan.«
    Angelangt, löste er seinen Arm behutsam aus Idahos Fingern. Es war eine Zeit, um allein zu sein. Aber bevor Idaho den Raum verlassen konnte, entstand an der Tür Unruhe. Wie es schien, verwehrten die Leibwächter jemandem den Zutritt. Dann hörte Paul die Stimme des Zwerges rufen: »Herr!«
    »Duncan«, sagte Paul, »laß ihn zwei Schritte hereinkommen. Töte ihn, wenn er weitergehen will.«
    »Ja, Herr«, sagte Idaho. Er ging zur Tür und öffnete sie und ließ Bijaz herein.
    »Nicht mehr Hayt, wie?« sagte Bijaz. »Aber ist es wirklich Duncan Idaho?«
    »Er ist es«, erwiderte Idaho. »Ich erinnere mich.«
    »Dann ist Scytales Plan geglückt.«
    »Scytale ist tot«, sagte Paul.
    »Aber ich bin es nicht, und der Plan auch nicht«, sagte Bijaz ungerührt. »Bei dem Tank, in dem ich wuchs! Es ist zu machen! Ich werde meine Vergangenheiten haben – alle. Es bedarf nur des richtigen Auslösers.«
    »Auslöser?« sagte Paul.
    »Er meint den Zwang, Sie zu töten«, knurrte Idaho, heiße Wut in der Stimme. »Eine Mentat-Kalkulation: Sie fanden, daß ich von Ihnen als dem Sohn dachte, den ich nie hatte. Bevor ich Sie erschlagen könnte, würde der wahre Duncan Idaho den Ghola in seinem Körper überwältigen. Aber ... es hätte mißlingen können. Sag mir, Zwerg, wenn dein Plan mißlungen wäre und ich ihn getötet hätte, was dann?«
    »Oh ... dann hätten wir mit der Schwester über die Rettung ihres Bruders verhandelt. Aber so ist das Verhandeln besser.«
    Paul holte gequält Luft. Er konnte den Trauerzug hören, jetzt schon weit entfernt am Ende des Höhlengangs, der zu den tiefen Räumen und Destillationsanlagen führte.
    »Es ist noch nicht zu spät, Herr«, sagte Bijaz. »Wollen Sie Ihr Liebstes wiederhaben? Wir können sie Ihnen wiederherstellen. Ein Ghola, gewiß. Aber nun – wir bieten Ihnen die vollkommene Wiederherstellung. Sollen wir Diener mit einem cryologischen Tank rufen und den Körper Ihrer Lebensgefährtin erhalten?«
    Jetzt war es härter, entdeckte Paul. Die erste Versuchung des hinterlistigen Scytale hatte seine Kräfte erschöpft. Und nun war alles das für nichts gewesen! Noch einmal Chanis Nähe zu fühlen ...
    »Er soll schweigen«, sagte Paul zu Idaho. Er hörte Idahos Schritte zur Tür gehen.
    »Herr!« quietschte Bijaz.
    »Wenn Sie mich lieben, Duncan, tun Sie mir diesen einen Gefallen«, fuhr Paul fort. »Töten Sie ihn, bevor ich nachgebe!«
    »Neiiiiinnn ...!« kreischte Bijaz.
    Der Schrei brach mit einem entsetzten Wehlaut ab.
    »Ich erwies ihm eine Gefälligkeit«, sagte Idaho.
    Paul neigte den Kopf, lauschend. Er konnte die Klagegesänge des Trauerzuges nicht länger hören. Er dachte an den alten Ritus, der nun dort unten im Berg begann,

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