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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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sagte Scytale. »Was sagen Sie zu meinem Vorschlag, Atreides?«
    »Alia«, sagte Paul nach einer Pause, »verhandle du mit diesem Ding. Ich kann nicht mit etwas feilschen, das ich nicht sehen kann.«
    »Ein weiser Beschluß«, sagte Scytale selbstzufrieden. »Nun, Alia, welches Angebot können Sie mir als Agentin Ihres Bruders machen?«
    Paul senkte den Kopf und brachte seine aufgewühlten Emotionen zur Ruhe. Er hatte etwas gesehen – wie eine Vision, aber es war keine Vision gewesen. Es war ein Messer nahe bei ihm gewesen. Da! Da war es wieder.
    »Geben Sie mir einen Moment zum Nachdenken«, sagte Alia.
    »Mein Messer ist geduldig«, antwortete Scytale, »aber Chanis Fleisch ist es nicht. Nehmen Sie sich Zeit, aber ein vernünftiges Maß davon.«
    Paul glaubte, er zwinkere mit den Augen. Es konnte nicht sein ... aber es war so! Er fühlte Augen! Ihr Gesichtswinkel war seltsam und bewegte sich willkürlich und sprunghaft. Da! Das Messer schwamm in Sicht. In einem atemberaubenden Schock erkannte Paul dieses Gesichtsfeld. Es war das von einem seiner Kinder! Er sah Scytales messerbewehrte Hand vom Innern der Wiege aus! Es glitzerte nur wenige Handbreit vor ihm. Ja – und er konnte sich selbst auf der anderen Seite des Raumes stehen sehen, mit gesenktem Kopf, still, eine Gestalt, von der keine Bedrohung ausging und die von den anderen in diesem Raum ignoriert wurde.
    »Zunächst werden Sie alle Ihre Anteile an der MAFEA abgeben«, begann Scytale.
    »Alle?« protestierte Alia.
    »Alle!«
    Während Paul sich selbst durch die Augen in der Wiege beobachtete, griff er unter sein Gewand und zog seinen Dolch aus dem Gürtel. Die Bewegung rief ein seltsam dualistisches Gefühl hervor. Er maß die Entfernung, den Winkel. Eine zweite Gelegenheit würde es nicht geben. Er bereitete sich auf den entscheidenden Augenblick vor. Er spannte sich wie eine Feder für eine einzige konzentrierte Bewegung, die das Zusammenspiel aller seiner Muskeln in harmonischer Einheit erforderte.
    Der Dolch sprang aus seiner Hand, blitzte schräg aufwärts durch die Luft und fuhr tief in Scytales rechtes Auge. Sein Kopf flog zurück, er warf beide Hände hoch und taumelte rückwärts gegen die Wand. Sein Messer prallte von der Decke und klapperte über den Boden. Scytale hielt sich noch einen Moment aufrecht, dann kippte er vornüber und schlug hin, ein toter Mann, bevor er den Boden berührte.
    Durch die Augen in der Wiege sah Paul, wie die Gesichter im Raum sich seiner augenlosen Gestalt zuwendeten, in sprachlosem Erstaunen vereint. Dann stürzte Alia an die Wiege und verdeckte die Sicht.
    »Ah ... sie sind gesund!« keuchte sie. »Sie sind sicher!«
    »Herr«, flüsterte Idaho, »war dies Teil Ihrer Vision?«
    »Nein«, sagte Paul. »Aber lassen wir das.«
    »Vergib mir, Paul«, bat Alia. Sie schien den Tränen nahe. »Aber als Lichna – ich meine, als diese Kreatur sagte, sie könnten Chani wieder zum Leben ...«
    »Es gibt Preise, die ein Atreides nicht zahlen kann«, antwortete Paul. »Du weißt das.«
    »Ich weiß«, seufzte sie. »Aber ich war versucht ...«
    »Wer war nicht versucht?« fragte Paul.
    Dann wandte er sich von ihnen ab, tastete sich zu einer Wand, lehnte sich dagegen und versuchte zu verstehen, was er getan hatte. Wie? Wie? Die Augen in der Wiege! Er fühlte sich an der Schwelle einer überwältigenden Erkenntnis.
    »Meine Augen, Vater.«
    Die Worte waren klar in seinem Gehirn, als habe er sie normal gehört. »Mein Sohn!« wisperte er, so leise, daß keiner ihn hören konnte. »Du bist ... bewußt.«
    »Ja, Vater. Sieh!«
    Paul sackte in plötzlichem Schwindel gegen die Wand zurück. Sein eigenes Leben jagte an ihm vorüber. Er sah seinen Vater. Er war sein Vater. Und der Großvater, und die Ahnen vor diesem. Sein Bewußtsein taumelte durch einen sinnverwirrenden Korridor seiner ganzen männlichen Ahnenreihe.
    »Wie?« fragte er stumm.
    Schwache Wortgebilde erreichten die Schwelle seiner Wahrnehmung, verblaßten und waren fort, als ob die Anstrengung zu groß wäre. Paul wischte Speichel von seinen Lippen. Er entsann sich Alias Erwachen im Mutterleib. Aber diesmal hatte es nichts gegeben, keine Überdosis Melange ... oder vielleicht doch? War das der Grund von Chanis unstillbarem Hunger gewesen? Oder war dies irgendwie das genetische Produkt seiner Linie, vorausgesehen von der Ehrwürdigen Mutter Gaius Helen Mohiam?
    Unvermittelt fühlte Paul sich in der Wiege liegen, gestreichelt von Alia. Ihr Gesicht hing riesig über ihm. Sie

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