Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten
Gestaltung dieses Festes?« fragte Scytale.
»Es war nicht so, wie wir es von früher kennen«, antwortete Farok. »Es gab keine Vermischung der Seelen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Zur Unterhaltung waren Sklavenmädchen da, und die Männer hingen beim Gewürzbier den Erinnerungen an ihre Schlachten und Verwundungen nach.«
»So waren Sie in diesem großen Steinhaufen?« forschte Scytale.
»Muad'dib kam zu uns auf die Terrasse heraus«, sagte Farok. »›Gut Glück für uns alle‹, sagte er. Die Begrüßungsworte der Wüste an diesem Ort!«
»Kennen Sie die Lage seiner Privaträume?«
»Irgendwo tief im Innern«, sagte der alte Mann. »Wie man mir erzählte, führen er und Chani ein fremenitisches Leben innerhalb der Mauern ihres Palastes. Zu öffentlichen Audienzen kommt er in die große Halle. Er hat noch kleinere Empfangsräume und Konferenzsäle, einen ganzen Flügel für seine Leibwache, Wohnungen für den übrigen Hofstaat, eine Nachrichtenzentrale und anderes mehr. Tief unter seiner Festung ist ein Raum, habe ich mir erzählen lassen, wo er einen verkümmerten Wurm hält, umgeben von einem Wassergraben, mit dem er ihn langsam vergiftet. Das ist der Ort, wo er die Zukunft liest.«
Mythen und Tatsachen raffiniert durcheinandergemengt, dachte Scytale.
»Der Regierungsapparat begleitet ihn überallhin«, fuhr Farok murrend fort. »Berater und Sekretäre und Sekretäre für die Sekretäre. Er vertraut nur Männern wie Stilgar, die ihm in den alten Tagen nahestanden.«
»Ihnen nicht?« fragte Scytale.
»Ich glaube, er hat meine Existenz vergessen«, sagte Farok.
»Auf welchem Weg betritt und verläßt er den Palast?«
»Er hat einen kleinen Dachlandeplatz auf einem der inneren Gebäude«, sagte Farok. »Soviel ich weiß, darf kein anderer dort starten und landen, und man muß wissen, wie man eine Maschine richtig manövriert, denn bei der geringsten Fehlkalkulation stürzt man in einen seiner verwünschten Gärten ab.«
Scytale nickte. Dies entsprach vermutlich der Wahrheit. Ein Luftweg zu den Gemächern des Herrschers war ohne Zweifel mit gewissen Sicherheitsvorkehrungen verbunden, und ein schwierig zu erreichender Landeplatz war an sich ein Sicherheitsfaktor.
»Er verwendet Menschen zur Übermittlung seiner Distrans-Botschaften. Er erniedrigt Menschen, indem er ihnen Wellenumwandler einsetzen läßt. Die Stimme eines Menschen sollte allein ihm selbst gehören. Sie sollte nicht die versteckte Botschaft eines anderen in ihrem Klang tragen.«
Scytale zuckte die Achseln. Alle Großmächte dieses Zeitalters verwendeten Distrans. Man konnte nie wissen, welche Hindernisse zwischen Sender und Adressat aufgerichtet wurden.
»Sogar seine Steuerbeamten verwenden diese Methode«, klagte Farok. »Zu meiner Zeit wurde das Distransgerät nur Tieren eingepflanzt.«
Aber Steuerinformationen müssen geheimgehalten werden, dachte Scytale. Mehr als ein Herrscherhaus ging zugrunde, weil die ausgepreßte Bevölkerung das Ausmaß des angehäuften Reichtums entdeckte.
»Wie denken die Fremen heutzutage über Muad'dibs Djihad?« fragte Scytale. »Sehen sie in ihrem Herrscher wirklich einen Gott, oder erheben sie Einwände gegen die Vergöttlichungskampagne der Priesterschaft?«
»Die meisten von denen, die in den Heiligen Krieg ziehen, denken über diese Dinge überhaupt nicht nach«, sagte Farok. »Sie sehen den Djihad, wie ich ihn sah – die meisten jedenfalls. Er ist eine Quelle seltsamer Erlebnisse für sie, ein großes Abenteuer, bei dem sie obendrein zu Wohlstand gelangen können. Dieses Haus hier kostete sechzig Lidas Gewürz!« Farok machte eine ausgreifende Gebärde. »Neunzig Kontars! Es gab eine Zeit, wo ich mir einen solchen Reichtum nicht einmal vorstellen konnte.« Und er schüttelte den Kopf.
Der blinde Junge auf der anderen Seite des Innenhofs entlockte seinem Baliset die melancholische Weise einer Liebesballade.
Neunzig Kontars, dachte Scytale. Große Reichtümer, gewiß. Auf vielen anderen Welten würde man Faroks Haus als einen Palast ansehen, aber alles war relativ sogar der Kontar. Ob Farok wußte, woher sein Maß für dieses Gewicht von Gewürz kam? Ob er jemals überlegt hatte, daß anderthalb Kontar früher einmal eine ganze Kamellast ausgemacht hatten? Wahrscheinlich nicht. Vielleicht hatte er noch nicht einmal von einem Kamel oder vom Goldenen Zeitalter der Erde gehört ...
Farok sagte: »Ich besaß ein Messer, Wasserringe für zehn Liter, meine Lanze, die ich von meinem Vater geerbt
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