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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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hatte, ein Kaffeegeschirr, eine Flasche aus rotem Glas, die so alt war, daß niemand in meinem Sietch sich ihrer Herkunft entsinnen konnte. Ich hatte meinen Anteil an unserem Gewürz, aber kein Geld. Ich war reich und wußte es nicht. Zwei Frauen hatte ich: eine einfach und mir lieb, die andere dumm und eigensinnig, aber mit der Gestalt und dem Gesicht eines Engels. Ich war ein freier Naib, ein Wurmreiter, Herr des Leviathans und der Wüste.«
    Der Junge unter den Arkaden der anderen Seite beschleunigte den Rhythmus seiner Melodie.
    Der alte Mann fuhr fort: »Ich wußte vieles, und ohne die Notwendigkeit, darüber nachzudenken. Ich wußte, daß es tief unter unserem Sand Wasser gab. Ich wußte, daß meine Vorfahren dem Shai-Hulud Jungfrauen opferten – bevor man uns überredete und unter Druck setzte, damit aufzuhören. Es war ein Fehler von uns, die Opfer abzuschaffen. Ich hatte die Juwelen im Maul eines Wurms gesehen. Meine Seele hatte vier Tore, und ich kannte sie alle.«
    Er verstummte, versank in Nachdenken.
    Scytale ließ eine Weile hingehen, bevor er sagte: »Dann kam dieser Atreides mit seiner Hexenmutter.«
    »Atreides kam«, bestätigte der alte Mann. »In unserem Sietch nannten wir ihn Usul, das war sein Name unter uns. Unser Muad'dib, unser Mahdi! Und als er zum Djihad rief, war ich unter denen, die fragten: ›Warum sollte ich dorthin gehen? Ich habe keine Verwandten dort.‹ Aber andere Männer gingen junge, aber auch ältere, Freunde, Gefährten meiner Kindheit. Als sie zurückkehrten, sprachen sie von Zauberei und von der Macht in diesem Atreides. Er bekämpfte zuerst unseren Hauptfeind, den Harkonnen, der oft versucht hatte, uns Fremen unter sein Joch zu zwingen. Bald hieß es, dieser Atreides sei gekommen, um unsere Welt und unser Universum zu verändern, und daß er der Mann sei, der die goldene Blume in der Nacht zum Blühen bringen würde. Es gab Männer, vernünftige Männer, die zeigten hinauf zum zweiten Mond und sagten: ›Seine Seele ist dort.‹ So wurde er Muad'dib genannt.« Der alte Farok hob die Hände. Die Handflächen nach außen. »Ich verstand all das nicht. Ich hatte keine Gedanken im Kopf. Gedanken gab es nur in meinem Herzen und in meinem Bauch.«
    Wieder wurde das Tempo der Hintergrundmusik schneller.
    »Wissen Sie, warum ich schließlich doch am Djihad teilnahm?« Die alten Augen starrten Scytale unverwandt an. »Ich hörte, daß es etwas gab, das ein Meer genannt wurde. Es ist sehr schwierig, an ein Meer zu glauben, wenn man nur hier in unseren Wüsten und Steppen gelebt hat. Wir haben keine Meere. Die Leute von Arrakis haben nie ein Meer gekannt. Wir hatten unsere Windfallen, wir hatten unsere paar Brunnen. Ich konnte mir einen Qanat vorstellen, Wasser, das in einem Bewässerungskanal durch die Wüste fließt. Danach konnte ich mir einen Fluß ausmalen. Aber ein Meer?«
    Farok blickte zum durchscheinenden Dach des Innenhofs hinauf, als versuchte er das Universum dahinter zu sehen. »Ein Meer«, fuhr er mit leiser Stimme fort. »Das war zuviel für meine Phantasie. Und doch, da waren Männer, die ich seit meiner Jugend kannte und die absolut vertrauenswürdig waren, und sie sagten, sie hätten dieses Wunder gesehen. Ich glaubte ihnen nicht; ich hielt sie für Lügner oder zumindest Aufschneider. Aber ich mußte mich selbst vergewissern. Aus diesem Grund meldete ich mich zum Heer.«
    Der junge Bursche schlug einen lauten Schlußakkord auf dem Baliset, dann nahm er eine neue Melodie mit einem seltsam schwingenden Rhythmus auf.
    »Und fanden Sie Ihr Meer?« fragte Scytale.
    Farok gab keine Antwort, und Scytale glaubte, der alte Mann habe nicht gehört. Die Saitenmusik stieg und fiel wie Meeresdünung. Farok atmete in ihrem Rhythmus.
    »Da war ein Sonnenuntergang«, sagte der Alte nach einiger Zeit. »Einer der früheren Künstler hätte einen solchen Sonnenuntergang malen können. Es war ein Rot darin, das die Farbe des Glases von meiner Flasche hatte. Es war Gold darin ... Blau. Ich war auf der Welt, die sie Einfeil nennen, der Welt, auf der ich meine Legion zum Sieg führte. Wir kamen über einen Gebirgspaß, wo die Luft vom Geruch des Wassers geschwängert war. Ich konnte sie kaum atmen. Und dort vor mir war das Ding, von dem meine Freunde mir erzählt hatten: Wasser, so weit ich blicken konnte, und noch weiter. Wir marschierten hinunter. Ich watete hinein und trank. Es war salzig, und mir wurde übel davon. Aber das Wunder dieses Wassers lebt noch heute in mir.«
    »Ich

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