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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Irulan.
    »Genau jenen Druck, den mein Herrscher für diese Verhandlungen als notwendig erachtet hat«, sage Stilgar. Die steife und formelle Antwort enthielt seine ganze Mißbilligung der Prinzgemahlin.
    »Mein Herr und Gemahl«, sagte Irulan mit einer halben Wendung zu Paul, womit sie ihn zwang, ihre Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen.
    Die Hervorhebung des Titelunterschieds vor Chani, dachte Paul, ist eine Schwäche. In solchen Situationen teilte er Stilgars Abneigung gegen Irulan, aber Mitleid mäßigte seine Emotion. Was war Irulan anderes als eine Schachfigur der Bene Gesserit?
    »Ja?« sagte er.
    Irulan starrte ihn zornig an. »Wenn du ihnen die Melange vorenthieltest ...«
    Chani schüttelte den Kopf.
    »Wir lassen uns von Vorsicht leiten«, sagte Paul. »Tupile bleibt der Zufluchtsort und das Exil für geschlagene Hohe Häuser. Es symbolisiert einen letzten Ort der Sicherheit. Zwängen wir die Gilde zur Preisgabe des Geheimnisses, wäre auch dieser Ort verwundbar und verlöre seine Sicherheit.«
    »Wenn sie dort Leute verstecken können, dann können sie auch andere Dinge verstecken«, brummte Stilgar. »Eine Armee zum Beispiel, oder die Anfänge einer Melangekultur, die ...«
    »Man darf Menschen nicht in eine Ecke drängen«, sagte Paul. »Nicht, wenn man will, daß sie friedlich bleiben.«
    »Dann haben wir zehn Jahre lang umsonst verhandelt«, sagte Irulan. »Ich frage mich, wo der Nutzen von Verhandlungen liegt, wenn in Wirklichkeit keiner eine Veränderung des Status quo will.«
    »Keine von den Aktionen meines Bruders ist umsonst«, sagte Alia.
    Irulan nahm einen Bleistift auf und packte ihn so fest, daß ihre Knöchel weiß wurden. Paul sah, daß sie ihre Gefühle nach Art der Bene Gesserit beherrschte: der starre, nach innen gekehrte Blick, das tiefe Atmen. Er glaubte fast die Litanei zu hören. Nach kurzer Pause fragte sie: »Was haben wir damit gewonnen?«
    »Wir haben die Gilde in einem Zustand der Ungewißheit gehalten«, sagte Chani.
    »Wir wollen eine direkte Konfrontation mit unseren Feinden vermeiden«, ergänzte Alia. »Wir haben nicht das Verlangen, sie zu töten. Es gibt schon so genug Metzeleien, die den Namen Atreides beflecken.«
    Sie fühlt es auch, dachte Paul. Und warum nicht? Massenabschlachtungen aus Verantwortungsgefühl – für einen klaren Verstand ist das ein bißchen zuviel. Und doch war es da, dieses Verantwortungsgefühl für ein streitendes, götzendienerisches, chaotisches Universum. Müssen wir sie vor sich selbst schützen? dachte er. Sie spielen jeden Moment mit dem Nichts – aber was ist das für ein Schutz? Was für ein miserabler Therapeut bin ich, daß ich Massenmorde durch Massenmord abschaffen will? Oder doch zulasse, daß solches geschieht? War es den Preis wert, den seine Vision enthüllt hatte?
    »Verweigerte man ihnen ihre Melange, wäre keinem geholfen«, sagte Chani. »Die Navigatoren der Gilde würden ihre Fähigkeit verlieren, in die Raumzeit zu sehen. Manche Leute würden vor ihrer Zeit sterben. Die Schwestern der Bene Gesserit würden ihre Erkenntnisfähigkeit und noch anderes mehr einbüßen. Kommunikation und Verkehr zwischen den Welten würden zusammenbrechen.«
    »Dahin würden sie es nicht kommen lassen«, sagte Irulan.
    »Warum nicht?« fragte Chani. »Wer könnte der Gilde einen Vorwurf machen? Sie wäre hilflos.«
    Irulan schnalzte geringschätzig. »Die Gilde ist kein Verein von Selbstmördern. Und alle anderen Betroffenen genausowenig.«
    »Wir werden den Vertrag unterzeichnen, wie er dasteht«, sagte Paul.
    Stilgar saß da und betrachtete mit finsterer Miene seine Hände. »Mich beschäftigt in diesem Zusammenhang eine Frage«, sagte er nach kurzer Pause.
    »Ja?«
    »Sie haben bestimmte ... übernatürliche Fähigkeiten. Können Sie die Lage der Region Tupile nicht ohne die Gilde ermitteln?«
    Paul blickte auf die glänzende Tischplatte. Immer das gleiche Problem: wie sollte er die Grenzen des Unerklärlichen erklären? Sollte er vom Bruchstückhaften als dem natürlichen Charakter aller Macht sprechen? Wie konnte jemand, der das visionäre Sehen nie erfahren hatte, sich einen Bewußtseinszustand vorstellen, in dem es keine feste Raumzeit gab, keine konkreten persönlichen oder dinglichen Anhaltspunkte?
    Aber Stilgar verdiente eine Antwort irgendwelcher Art. Schließlich entbehrte seine Frage nicht einer laienhaften Logik und mußte ernstgenommen werden.
    »Der Uneingeweihte versucht sich das Phänomen der Voraussicht so vorzustellen, als

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