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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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eine Waffe, und so versuchen Sie die Stärke meines Panzers zu prüfen.«
    »Der zynische Standpunkt«, sagte Edric, und ein Lächeln dehnte seinen ohnehin breiten Mund. »Herrscher sind grundsätzlich zynisch, wenn es um Religionen geht. Denn auch Religion ist eine Waffe. Und welch eine Waffe ist Religion, wenn sie an die Regierung kommt.«
    Paul fühlte es still werden in seinem Innern. Ein Instinkt riet ihm zu äußerster Vorsicht. Zu wem sprach Edric? Kluge Worte waren das, befrachtet mit manipulierender Hintergründigkeit. Dieser Unterton gemütlichen Humors, diese dreist-vertrauliche Miene, die von geteilten Geheimnissen sprach: seine Haltung sagte, er und Paul seien zwei gebildete, weitblickende Männer, die Probleme verstünden, von denen der gemeine Mann nichts ahnte. Mit einem Gefühl von Betroffenheit erkannte Paul, daß er nicht das Hauptziel dieser ganzen Rhetorik gewesen war. Dieser Mann hatte genauso zu Stilgar gesprochen, zu den Leibwächtern – vielleicht sogar zu seinem gorillaähnlichen Adjutanten.
    »Das religiöse Stigma wurde mir aufgedrängt«, sagte Paul. »Ich habe es nicht gesucht.« Und er dachte: So! Laß diesen menschlichen Fisch glauben, er sei aus unserer Wortschlacht siegreich hervorgegangen.
    »Warum haben Sie es dann nicht verleugnet, Herr?« fragte Edric.
    »Wegen meiner Schwester Alia«, erklärte Paul. »Sie ist eine Göttin. Ich rate Ihnen zur Vorsicht, wo Alia betroffen ist, wenn Sie leben wollen.«
    Ein zufriedenes Lächeln begann sich um Edrics Mund zu formen und wurde von einer schockierten Miene abgelöst.
    »Ich sagte das in allem Ernst«, bekräftigte Paul.
    Stilgar nickte grimmig.
    Mit trüber Stimme sage Edric: »Sie haben mein Vertrauen in Sie erschüttert, Herr. Und ohne Zweifel lag das in Ihrer Absicht.«
    »Glauben Sie nicht zu sicher, Sie kennten meine Absichten«, erwiderte Paul schroff und gab Stilgar das Zeichen, daß die Audienz beendet sei.
    Auf Stilgars fragende Gebärde, ob Edric umgebracht werden solle, gab Paul ein negatives Handzeichen. Scytale trat ans hintere Ende des Behälters und schob ihn langsam zum Ausgang. Als er mit Paul auf gleicher Höhe war, richtete er seinen lachenden Blick auf Paul und sagte: »Wenn mein Herr erlaubt?«
    »Ja, was ist?« fragte Paul. Ein rascher Blick zeigte ihm, daß Stilgar die mögliche Gefahr erkannt hatte und sich in Tuchfühlung mit dem Mann postierte.
    »Manche sagen«, sagte Scytale, »daß die Leute an der Regierung eines Alleinherrschers hängen, weil der Raum unendlich ist. Ohne ein einigendes und verbindendes Symbol fühlen sie sich einsam. Für ein einsames Volk ist die Gestalt des Herrschers ein fester Bezugspunkt. Sie können sich hinwenden und sagen: ›Seht, dort ist er. Er eint uns.‹ Vielleicht dient Religion dem gleichen Zweck, Herr.«
    Scytale nickte freundlich, doch keineswegs untertänig, gab dem Behälter einen kleinen Stoß und schob ihn weiter. Sie bewegten sich hinaus, Edric zurückgelehnt und mit geschlossenen Augen. Der Steuermann wirkte verausgabt, stark erschöpft.
    Paul starrte verdutzt der schwerfälligen Gestalt des Adjutanten nach. Ein seltsamer Bursche, dieser Scytale, dachte er. Beim Sprechen hatte er ein Gefühl gehabt, nicht einen, sondern mehrere Menschen vor sich zu haben – als ob seine gesamte genetische Erbschaft offen auf seiner Haut läge.
    »Das war sonderbar«, sagte Stilgar, halb zu sich selbst.
    Paul erhob sich vom Sofa, sobald einer der Leibwächter die Türflügel hinter Edric und seinem Begleiter geschlossen hatte.
    »Komisch«, sagte Stilgar noch einmal und rieb sich die Schläfe.
    Paul schaltete zwei der drei Deckenleuchter aus und ging langsam zu einem der Fenster. Unter ihm lag die Stadt in der Dunkelheit des frühen Abends ausgebreitet.
    Stilgar kam an seine Seite und sagte leise: »Das war eine Dummheit, Usul, den Gildenmann in diese Räume einzuladen.«
    Usul, dachte Paul. Mein Name in den alten Tagen des Wüstenlebens in seinem Sietch. Stilgar erinnert mich daran, daß er einmal über mich geherrscht hat, daß er mich gerettet hat.
    »Warum hast du es gemacht?« fragte Stilgar im gleichen, halblaut-vertraulichen Ton.
    »Daten«, sagte Paul. »Ich brauche mehr Daten.«
    »Ist der Versuch nicht gefährlich, dieser Bedrohung nur als Mentat zu begegnen?«
    Das ist einsichtig, dachte Paul.
    Die Möglichkeiten eines Mentaten waren nicht unbegrenzt. Innerhalb der Grenzen einer Sprache konnte man nichts Grenzenloses denken oder sagen. Aber als Mentat wußte er, daß

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