Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten
produzieren wir Werkzeuge und Dienstleistungen. Alles kann ein Werkzeug sein – Armut, auch Krieg. Krieg ist nützlich, weil er sich auf so vielen Gebieten auswirkt. Er stimuliert den Stoffwechsel der Gesellschaft. Er zwingt zu wirksamer Verwaltung und Regierung. Er vermengt unterschiedliche genetische Gruppen. Er besitzt eine Vitalität wie nichts sonst im Universum. Nur jene, die den Wert des Krieges erkennen und dieses Mittel richtig einzusetzen wissen, können ein hohes Maß von Selbstbestimmung erlangen.«
In einer merkwürdig tonlosen und milden Stimme sagte Hayt: »Seltsame Gedanken sind es, die von Ihnen kommen; beinahe lassen sie mich an eine rächende Vorsehung glauben. Welche Wiederherstellung war nötig, um Sie zu schaffen? Es würde eine faszinierende Geschichte abgeben, mit einem zweifellos noch außergewöhnlicheren Epilog.«
»Großartig!« gluckste Bijaz. »Sie greifen an – darum haben Sie Willenskraft und führen Selbstbestimmung vor.«
»Sie versuchen, Gewalttätigkeit in mir zu wecken«, sagte Hayt keuchend.
Bijaz verneinte es. »Wecken, ja; Gewalttätigkeit, nein. Sie sind durch Ihre Ausbildung ein Schüler der Bewußtheit, so haben Sie selbst gesagt. Ich habe ein Bewußtsein in Ihnen zu erwecken, Duncan Idaho.«
»Hayt!«
»Lassen wir es einmal bei Duncan Idaho. Außerordentlicher Totschläger. Frauenheld. Fechtmeister. Atreides' rechte Hand auf dem Schlachtfeld.«
»Die Vergangenheit kann nicht geweckt werden.«
»Kann nicht?«
»Es ist noch nie gemacht worden!«
»Gewiß. Aber unsere Herren widersetzen sich der Vorstellung, daß etwas nicht gemacht werden könne. Immer suchen sie das geeignete Werkzeug, die richtige Anwendung, die Dienste der passenden ...«
»Sie verstecken Ihr wahres Vorhaben! Sie errichten eine Nebelwand aus Worten, die nichts bedeuten!«
»Es gibt einen Duncan Idaho in Ihnen«, sagte Bijaz. »Er wird sich der Emotion oder einer leidenschaftslosen Prüfung unterwerfen, aber unterwerfen wird er sich. Dieses Bewußtsein wird sich durch einen Schirm aus Unterdrückung und Selektion aus der dunklen Vergangenheit erheben, die Ihren Schritten nachspürt. Selbst jetzt stachelt es Sie an, während es Sie zurückhält. Dieses Wesen existiert in Ihnen; das Bewußtsein muß sich darauf konzentrieren, und Sie werden ihm gehorchen.«
»Die Tleilax denken, ich sei immer noch ihr Sklave, aber ich ...«
»Still, Sklave!« sagte Bijaz in seiner winselnden Stimme.
Hayt fand sich plötzlich in Schweigen gefroren.
»Nun sind wir auf dem Grund der Dinge«, erklärte Bijaz. »Ich weiß, daß Sie es fühlen. Und dies sind die Machtworte, Sie zu behandeln ... Ich denke, sie werden hinreichende Hebelkraft haben.«
Hayt fühlte Schweiß über seine Wangen rinnen, von seinem Kinn tropfen. Er zitterte, war jedoch zu jeder willentlichen Bewegung unfähig.
»Eines Tages«, sagte Bijaz, »wird der Herrscher zu Ihnen kommen. Er wird sagen: ›Sie ist nicht mehr.‹ Die Kummermaske wird sein Gesicht bedecken. Er wird den Toten Wasser schenken, wie es hierzulande heißt, wenn jemand weint. Und Sie werden mit meiner Stimme sagen: ›Meister! O, Meister!‹«
Hayts Kinnbacken und Kehle schmerzten von der Verkrampfung seiner Muskeln. Er brachte nur ein knappes Kopfschütteln zustande.
»Sie werden sagen: ›Ich bringe eine Botschaft von Bijaz.‹« Der Zwerg schnitt eine Grimasse. »Der arme Bijaz, der keinen Verstand hat ... der arme Bijaz, der nicht mehr ist als eine mit Botschaften vollgestopfte Schachtel, ein Nachschlagewerk für den Gebrauch durch andere ... man schlägt ihn wie eine Trommel, und er produziert Geräusche ...« Wieder zog er eine Grimasse. »Halten Sie mich nicht für einen Heuchler! Ich bin es nicht. Ich kann auch Kummer fühlen. Aber es ist Zeit, Worte durch Taten zu ersetzen.«
Ein Schluckauf schüttelte Hayt.
Bijaz lachte. »Ah, danke sehr, danke. Die Bedürfnisse des Körpers retten uns. Da der Herrscher das Blut der Harkonnen in seinen Adern hat, wird er tun, was wir verlangen. Er wird sich in eine spuckende Maschine verwandeln, in einen Wortzerbeißer, dessen Laute lieblich in den Ohren unserer Meister klingen werden.«
Hayt zwinkerte. Der Zwerg erschien ihm wie ein wachsames kleines Tier, ein Ding voller Bosheit und seltener Intelligenz. Harkonnenblut in einem Atreides?
»Sie denken an die Bestie Rabban, den verworfenen Harkonnen, und Sie sind wütend und entsetzt«, erklärte Bijaz. »Darin sind Sie wie diese primitiven Ureinwohner hier. Wenn Worte
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