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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Gesicht hat die Tendenz, einen zum Fatalisten zu machen, dachte sie. Unglücklicherweise gab es keine Möglichkeit der Berechnung; Visionen der Zukunft ließen sich nicht wie Rezepte zusammenstellen. Man mußte sich ihnen überlassen, Leib und Leben riskieren.
    Nahe der Ecke bewegte sich eine Gestalt im Schatten der Markise. Der Ghola! In ihrer erhöhten Bewußtheit sah Alia ihn mit intensiver Klarheit – die dunklen, lebhaften Züge unter diesen glänzenden, starren Metallaugen. Er war eine Vereinigung schreckenerregender Gegensätze, etwas schockierend Zusammengesetztes. Er war Schatten und Licht, ein Produkt des Prozesses, der sein totes Fleisch wiederbelebt hatte ... und von etwas Reinem ... Unschuldigem.
    Er war belagerte Unschuld.
    »Waren Sie die ganze Zeit hier, Idaho?« fragte sie.
    »Ich soll also Idaho sein«, sagte er. »Weshalb?«
    »Stellen Sie keine Fragen!« sagte sie.
    Und sie dachte, während sie ihn ansah, daß die Tleilax nichts an ihrem Ghola unvollendet gelassen hatten.
    »Nur Götter können ohne Gefahr Vollkommenheit riskieren«, sagte sie. »Für einen Menschen ist es gefährlich.«
    »Idaho ist tot«, sagte er. »Ich wünschte, Sie würden mich nicht so nennen. Ich bin Hayt.«
    Sie studierte seine künstlichen Augen. Genau betrachtet, zeigten sie winzige schwarze Löcher, kleine Brunnen von Dunkelheit im schimmernden Metall. Facetten! Sie sah weg, über den Tempel hin, und bemerkte plötzlich, daß alles wie unter einem diesigen Schleier lag. Im nächsten Moment kippte der Horizont hoch. Sie hielt sich mit beiden Händen am sonnenwarmen Stein der Balustrade aufrecht. Ahh, dachte sie, halb unbewußt, die Droge wirkt rasch.
    »Fühlen Sie sich nicht gut?« fragte Hayt. Er kam zögernd näher, die Hände halb vorgestreckt.
    Wer spricht da? dachte sie. Der Mentat-Ghola? Der Zensunni-Philosoph? Oder eine Puppe der Tleilax, gefährlicher als jeder Gildensteuermann? Paul würde es wissen.
    Hayt ließ die Hände sinken. Es war jetzt etwas Inaktives an ihm, ein latentes Etwas. Er war gesättigt mit Warten und mit einem Wissen, das außerhalb des gewöhnlichen Erfahrungsbereichs lag.
    »Durch meine Mutter bin ich wie die Bene Gesserit«, sagte sie. »Wußten Sie das?«
    »Ich weiß es.«
    »Ich gebrauche ihre Methoden, denke, wie sie denken. Ein Teil von mir erkennt die Bedeutung und Dringlichkeit des Zuchtprogramms ... und die Bedeutung seiner Produkte.«
    Sie zwinkerte heftig. Sie fühlte sich im Begriff, in einen Traum einzutauchen. Ein Teil ihres Bewußtseins schien sich frei durch Raum und Zeit zu bewegen.
    Er beobachtete sie aufmerksam, sah, wie angestrengt sie sich an der Balustrade festhielt, bemerkte, wie tief sie atmete und wie glasig ihre Augen wurden.
    »Es heißt, daß die Bene Gesserit nie loslassen, was sie einmal im Griff haben«, sagte er.
    »Bin ich gestolpert?« fragte sie.
    »Wenn Sie stolpern«, sagte er, »können Sie Ihr Gleichgewicht wiedergewinnen, indem Sie über das Ding wegspringen, das Sie zum Stolpern brachte.«
    »Die Bene Gesserit sind gestolpert«, sagte sie. »Nun suchen sie ihr Gleichgewicht zurückzugewinnen, indem sie über meinen Bruder wegspringen. Sie wollen Chanis Kind ... oder meins.«
    »Sind Sie schwanger?«
    Sie kämpfte, um sich in einer raumzeitlichen Beziehung zu dieser Frage zu halten. Schwanger? Wann? Wo?
    »Ich sehe ... mein Kind«, flüsterte sie.
    Sie trat von der Balkonbrüstung zurück und lehnte sich gegen die Mauer. Der Ghola hatte ein Gesicht von Salz, bittere Augen – zwei Kreise aus glänzendem Blei ... und, als sie sich vom Licht abwandte, blaue Schatten.
    »Was ... sehen Sie mit solchen Augen?« fragte sie leise.
    »Was andere Augen sehen.«
    Seine Worte klangen in ihren Ohren, dehnten ihr Bewußtsein. Sie fühlte, daß sie hinausreichte ins Universum – so ein Dehnen ... hinaus ... hinaus. Sie war verflochten mit aller Zeit.
    »Sie haben Gewürz genommen, eine starke Dosis«, sagte er mißbilligend.
    »Warum kann ich ihn nicht sehen?« stieß sie hervor. »Sagen Sie mir, Hayt, warum kann ich ihn nicht sehen?«
    »Wen können Sie nicht sehen?«
    »Ich kann den Vater meines Kindes nicht sehen. Ich bin ich einem Nebel gefangen. Helfen Sie mir.«
    Die Logik des Mentaten bedachte das Problem, und er sagte: »Die Bene Gesserit wünschen eine Paarung zwischen Ihnen und Ihrem Bruder. Es würde die genetische Liebe endgültig ...«
    Sie winselte laut auf. »Das Ei im Fleisch!« stöhnte sie. Sie fröstelte, unmittelbar darauf wurde ihr

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