Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
glücklich, als er endlich etwas von seinem alten Freund durchschimmern sah. Dennoch blieb er misstrauisch und beschloss, ihn zu prüfen. »Ein Lied wäre jetzt genau das Richtige. Ich könnte mein Baliset aus meinem Quartier holen – dasselbe Instrument, das ich auf Chusuk gekauft habe, als wir beiden dort mit Thufir waren, um Paul zu suchen, nachdem er von Ix abgehauen war.«
Duncan reagierte mit einem dünnen Lächeln. »Thufir war nicht dabei. Nur du und ich waren auf Chusuk.«
Gurney lachte leise. »Ich wollte mich nur vergewissern, dass dein Gedächtnis noch vollständig ist.«
»Das ist es.«
Als sich der Thopter nun dem Außenposten näherte, erkannte Gurney diesen als eine der alten Überwachungsstationen der Harkonnens, die über die ganze Ebene von Arrakeen verteilt waren. Was einst eine bescheiden bewaffnete Einrichtung gewesen war, strotzte nun vor neuen Befestigungen und technischen Anlagen. Die zahlreichen Dächer und hohen Mauern waren mit leistungsfähigen Ionenkanonen bestückt, die Raumschiffe im Orbit vernichten konnten – sogar Gildenheighliner, sollte die Lage es erforderlich machen.
»Da Arrakis schon immer von großer strategischer Bedeutung war, ließ Paul die planetare Verteidigung während des Djihads ausbauen. Nachdem er nun fort ist, soll ich mich auf Alias Wunsch davon überzeugen, dass wir bereit sind, jeden Angreifer abzuwehren, der die Situation ausnutzen möchte.«
»Shaddam ist noch am Leben und im Exil auf Salusa Secundus«, gab Gurney zu bedenken. »Machst du dir deswegen Sorgen?«
»Ich mache mir wegen vieler Dinge Sorgen und bemühe mich, auf alle vorbereitet zu sein.« Er sendete ihr Identifikationssignal, während er mit dem Thopter den Landeplatz des Außenpostens ansteuerte und die Schubdüsen einzog. »Ich würde niemals deine Unterstützung ablehnen, Gurney. Paul hätte gewollt, dass wir zusammenarbeiten.«
Paul, dachte Gurney mit einem überwältigenden Gefühl der Traurigkeit. Obwohl sich der echte Duncan Idaho genauso an ihn erinnert hätte, war dieser Atreides-Name ein Überbleibsel von Caladan, ein historisches Artefakt. Hier auf dem Wüstenplaneten war Paul zu Muad'dib geworden, einer ganz anderen Persönlichkeit, als der Sohn des Herzogs es gewesen war.
Mit aufheulenden Düsen und einem meisterhaften Tanz der Stabilisatoren ließ Duncan den Thopter auf einer Rampe aus verdichtetem Stein innerhalb der Mauern des Außenpostens aufsetzen. Die beiden Männer stiegen aus und begaben sich zu einem zentralen Aufmarschplatz, wo sich anlässlich der unangekündigten Inspektion hastig Soldaten versammelten.
Mit Gurney an seiner Seite musterte Duncan systematisch einen Posten nach dem anderem und tadelte die Soldaten wegen verschiedener Nachlässigkeiten. Er wies auf ungereinigte und falsch justierte Kanonen hin, auf Staub in den Zielvorrichtungen, zerknitterte Uniformen und sogar auf den alkoholischen Geruch nach Gewürzbier, der in der Morgenluft lag.
Gurney konnte ihm nicht verübeln, dass ihm das Ausmaß der Unordnung missfiel, aber gleichzeitig erinnerte er sich an die verschlechterte Moral unter den Atreides-Soldaten, nachdem Herzog Leto auf Arrakis eingetroffen war. »Jetzt, wo Paul fort ist, fühlen sich diese Männer herrenlos und verunsichert. ›Ein Soldat wird immer kämpfen, aber er kämpft am härtesten, wenn er für etwas kämpft.‹ So heißt es doch in einem Sprichwort von euch Schwertmeistern, nicht wahr?«
»Wir beide sind Meister des Schwerts, Gurney Halleck, selbst wenn du keine Ausbildung auf Ginaz genossen hast. Außerdem habe ich dir ein paar Dinge beigebracht.« Als Duncan sich die Männer ansah, stellte er eine eigene Mentatenanalyse an. »Sie werden sich anpassen. Alia muss auf diese Nachlässigkeiten aufmerksam gemacht werden. Nach Pauls Bestattung werde ich dafür Sorge tragen, dass härter durchgegriffen wird. Die schlimmsten Verstöße gegen die Disziplin müssen bestraft werden, damit die anderen wachgerüttelt werden.«
Diese Ankündigung beunruhigte Gurney, weil die Atreides noch nie das Mittel der Einschüchterung zum Regieren benutzt hatten. Doch all das hatte sich geändert, als Paul Atreides zu einem messianischen Fremen geworden war und den Thron von Arrakis bestiegen hatte, um über ein Imperium mit vielen Tausend unruhigen Welten zu herrschen.
»Ich wünschte, du würdest es auf andere Art und Weise tun«, sagte er.
Der Ghola blickte ihn mit seinen Metallaugen an, und in diesem Moment sah er Duncan überhaupt nicht mehr
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