Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten

Sie unverzüglich alle Arbeiten ein. Setzen Sie den Bau des Heighliners nicht fort, bis ich Ihnen die entsprechende Anweisung gebe. Sagen Sie Ihren Leuten, dass sie nach Hause gehen sollen. Es könnte ein längerer Urlaub werden.« Er schaltete das Gerät aus und wandte sich wieder an den Inspekteur. »Kehren Sie lieber an Bord Ihres Heighliners zurück und diskutieren Sie die Angelegenheit mit Ihren Vorgesetzten. Ich werde hier auf Sie warten.«
    Völlig aus dem Gleichgewicht gebracht hastete der Gildenmann aus dem Verwaltungsbüro. Jessica blickte durch die transparenten Fensterscheiben auf die Baustelle, wo winzige Gestalten vom Gerüst des Heighliners auf Suspensorplattformen stiegen, um sich fortbringen zu lassen. Die Arbeiter wimmelten wie Insekten auf dem weiten Höhlenboden herum, ohne zu wissen, was sie jetzt tun sollten.
     
    Statt zu seinem Heighliner zurückzufliegen, verlangte der Inspekteur einen Sondertermin mit den Technokraten. Die Ratsmitglieder reagierten erstaunt, als sie hörten, was Rhombur getan hatte, dann überhäuften sie den Gildenmann mit Entschuldigungen.
    Avati sprach in beschwichtigendem Tonfall. »Das ist nur ein Missverständnis. Graf Rhombur hat private Probleme und denkt nicht mehr klar. Offenkundig entspricht seine Entscheidung nicht den Interessen der ixianischen Wirtschaft.«
    In einer Notsitzung beriefen sich die Ratsmitglieder einstimmig auf eine obskure Klausel der Charta von Ix. Da Rhomburs überstürzte Entscheidung dem Ruf von Ix irreparablen Schaden zufügen konnte, stimmten sie dafür, seinen Befehl zu widerrufen und die unverzügliche Fortsetzung der Bauarbeiten anzuordnen. Als Zeichen ihres guten Willens bestätigten sie erneut das Lieferdatum und versprachen, den Heighliner wie geplant fertigzustellen.
    Rhombur mochte protestieren, aber da seine Machtbasis von Tag zu Tag schmaler wurde, gab es nichts, was er dagegen tun konnte.

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    Es gibt zahllose Definitionen und Interpretationen eines guten Lebens und des Gegenteils davon. Häufig kursieren stark voneinander abweichende Biographien über eine bestimmte Person. Ein und derselbe Mensch kann entweder Dämon oder Heiliger sein – oder Schattierungen von beidem enthalten.
    Prinzessin Irulan: Die Weisheit des Muad'dib
     
     
    An Bord des Heighliners versammelte Rheinvar seine Truppe in einem großen, hallenden Raum, den die Waykus ihnen zur Verfügung gestellt hatten, um sich gemeinsam entspannen zu können. Ihre Sachen waren in Container verstaut und in einem Frachtraum des großen Schiffs untergebracht worden. Der Anführer der Jongleurs stolzierte lächelnd auf und ab. »Unser nächstes Ziel ist Balut. Zum allerersten Mal überhaupt werden wir im berühmten Scherbentheater auftreten!«
    Obwohl die Gestaltwandler weder Begeisterung noch Enttäuschung zeigten, erhob sich ein aufgeregtes Raunen unter den übrigen Mitgliedern der Truppe. Bronso wurde aufmerksam und flüsterte Paul zu: »Meine Großmutter stammt von Balut. Lady Shando ...«
    Paul versetzte ihm einen Rippenstoß. Sie hatten zwar ihre Vornamen offenbart, aber kaum weitere Angaben über ihre Identität gemacht. Bronso verstummte sofort, doch einer der Gestaltwandler – Sielto? – beugte sich näher heran. »Deine Familie stammt von dort, junger Mann?«
    »Haben Gestaltwandler ein ungewöhnlich feines Gehör?«, fragte Paul in strengem Tonfall. »Und keinen Sinn für Privatsphäre?«
    Der Gestaltwandler lächelte. »Der alte Imperator Elrood hatte eine Konkubine namens Shando, und sie stammte von Balut.«
    »Shando ist dort ein recht häufiger Name, vor allem, seit sie die Konkubine des Imperators wurde«, sagte Bronso. »Viele Familien träumten davon, dass auch ihre Töchter eines Tages an den Imperialen Hof kommen.«
    »Ich verstehe.« Die Miene des Gestaltwandlers ließ keine Regung erkennen. »Das erklärt diesen Zufall.«
    Bevor sie Balut erreichten, hielt Rheinvar noch einige Privatstunden für Paul und Bronso ab. »Wenn ihr beiden zu unserer Truppe gehören wollt, werde ich euch ein paar simple Techniken lehren, mit denen die Jongleurs die Begeisterung des Publikums wecken. Damit verstärken wir Emotionen und bringen die Leute dazu, uns zu lieben, uns zu bejubeln, uns zu folgen. Vielleicht kommt in eurem Leben einmal eine Zeit, wo ihr andere überzeugen müsst. Vielleicht sogar große Menschenmengen.«
    »Aber wir sind keine Meister-Jongleurs«, warf Paul ein.
    »Keine Massenhypnose, keine telepathischen Techniken, keine komplizierten Tricks