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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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wie zwei in einer Stadt.«
    Die alte Maxime der Fremen drückte das trefflich aus. Der traditionelle Sietch hatte sich eine gesunde Mischung aus Wildheit und Liebreiz bewahrt. Spuren dieses Liebreizes gab es sogar noch unter den Leuten von Jacurutu und Shuloch, aber es waren eben nur noch Spuren. Es machte Leto traurig, zu erkennen, was ihnen verlorengegangen war.
    Langsam, so langsam, daß das totale Wissen schon in ihm war, bevor er bemerkte, daß es sich auf ihn herabsenkte, nahm er das Geraschel unzähliger ihn umgebender Kreaturen wahr.
    Sandforellen.
    Bald würde es Zeit sein, von der einen Vision in die andere überzuwechseln. Er fühlte die Bewegungen der Sandforellen wie eine Bewegung in sich selbst. Die Fremen hatten mit diesen seltsamen Geschöpfen generationenlang zusammengelebt und wußten, daß man sie mit einem Wassertropfen anlocken konnte. So mancher Fremen, der dem Verdursten nahe gewesen war, hatte seine letzten Tropfen riskiert, in der Hoffnung, daß der süße, grüne Sirup, aus dem die Sandforelle bestand, ihm zu neuer Energie verhelfen würde. Gleichzeitig jedoch stellten die Forellen ein beliebtes Spielzeug der Fremenkinder dar, die sie fingen und zur Huanui brachten.
    Leto erschauerte bei dem Gedanken, was dieses Spiel nun für ihn bedeutete.
    Er spürte, wie eines der Geschöpfe über seinen nackten Fuß dahinglitt. Es zögerte, setzte dann aber seinen Weg fort, da die Flüssigkeit des Qanats augenscheinlich einen unwiderstehlichen Reiz ausübte.
    Einen Moment lang hatte Leto jedoch die schreckliche Wirklichkeit seiner Bestimmung begriffen. Der Sandforellenhandschuh. So nannten die Kinder ihr Spiel. Hielt man eine Sandforelle in der Hand und bewegte sie leicht hin und her, begann sie einen lebenden Handschuh zu formen. Die unmittelbare Nähe des menschlichen Blutes wurde von ihnen durch die Kapillargefäße der Haut wahrgenommen – aber dennoch hielt sie irgendeine Substanz, die dieses Blut enthielt, zurück. Früher oder später zog sich das Tier wieder zurück und nahm seine vorherige Form an. Es lag dann auf der Handfläche, und man konnte es bequem in ein bereitgehaltenes Gewürzfasernetz werfen. Die Nähe des Gewürzes besänftigte es bis zur Betäubung. Anschließend konnte man es ohne Umstände der Totendestille übergeben.
    Leto hörte, wie die Sandforellen in den Qanat sprangen. Sofort peitschten die Raubfische die Fluten auf und fraßen sie. Die Flüssigkeit weichte die Eindringlinge auf und machte sie verdaulich. Kinder fanden das sehr früh heraus. Ein wenig Speichel genügte schon, um den süßen Sirup aus ihnen herausquellen zu lassen. Unbeweglich hörte er den von ihnen erzeugten plätschernden Geräuschen zu. Die Schlange der Sandforellen schien nicht enden zu wollen, aber solange sich die Raubfische im Wasser aufhielten, gab es für sie keine Chance.
    Immer mehr kamen. Das Plätschern nahm kein Ende.
    Leto tastete über den Sand, bis seine Finger auf die lederige Haut eines dieser Geschöpfe stießen. Es war das große Exemplar, das er erwartet hatte. Zwar versuchte es nicht, ihm zu entkommen, aber es bewegte sich unruhig auf seiner Handfläche hin und her. Mit der freien Hand tastete Leto seine Umrisse ab – sie waren diamantenförmig. Die Sandforelle besaß keinen Kopf, keine Augen und keine Gliedmaßen, aber sie war dennoch in der Lage, überall Wasser aufzuspüren, wo immer es sich befand. Zusammen mit ihren Artgenossen konnte sie zudem ein seltsames Kollektivwesen bilden, indem sich Körper an Körper preßte, bis er zu einem großen, sackartigen Organismus geworden war, der Wasser enthielt, jenes ›Gift‹, das für den Shai-Hulud tödlich war.
    Die Sandforelle krümmte sich auf seiner Hand, wurde länger, streckte sich. Während sie das tat, fühlte Leto die Ausbreitung jener Vision, die er gewählt hatte. Dieser Faden, nicht jener da. Die Sandforelle wurde immer dünner und bedeckte mehr und mehr die Fläche seiner Hand. Keine ihrer Art hatte sich je auf einer Hand wie dieser befunden, in der praktisch jede Zelle mit Gewürz überfüttert war. Ebensowenig hatte sich je ein Mensch zuvor in einem solchen Zustand befunden. Vorsichtig brachte Leto das Gleichgewicht seiner Enzyme in Ordnung, zeichnete die ihm während der Erleuchtung der Gewürztrance gekommene Gewißheit nach. Das Wissen der ungezählten Leben in seinem Innern versorgte ihn mit der Sicherheit, die er benötigte, um genaue Justierungen vorzunehmen, und wehrte gleichzeitig die Gefahr einer Überdosis

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