Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten
ab, die auf ihn überströmen würde, sobald er auch nur einen Herzschlag lang seine Wachsamkeit entspannte. Und zur gleichen Zeit vermischte er sich mit der Sandforelle, führte ihr Nahrung zu und lernte sie kennen.
Er fühlte, wie sie dünner wurde, wie sie sich mehr und mehr über seine Hand ausstreckte und sein Handgelenk erreichte. Er griff nach einer weiteren und setzte sie auf die erste. Der Kontakt rief eine leichte Krümmung beider Wesen hervor, doch dann vermischten sie sich und wurden zu einer dünnen Haut, die ihn bis zum Ellbogen umschloß. Die Sandforelle glich zwar noch im Aussehen jenem des Kinderspiels, aber sie war jetzt weitaus dünner und wirkte eher wie ein Hautsymbiont. Leto berührte mit dem ausgestreckten Arm den Sand und spürte jedes einzelne Korn. Das, was seinen Unterarm umgab, hatte keine Ähnlichkeit mehr mit einer Sandforelle; es war ein dünner, zäher Stoff. Und er würde fester und fester werden ... Noch bevor seine tastende Hand auf ein weiteres dieser Geschöpfe stieß, gesellte sich ein drittes auch schon freiwillig zu der Vereinigung der ersten beiden. Eine lederähnliche Weichheit bedeckte bald seinen Arm bis zur Schulter.
Noch einmal erwachte in ihm das Gefühl des Widerwillens gegen diese Symbiose, aber er unterdrückte es. Die Konsequenzen dessen, was er hier tat, waren unwichtig. Er hatte die Notwendigkeiten der Vision zu erfüllen. Nur danach würde sich ihm der Goldene Pfad zeigen.
Leto warf seine Robe beiseite und legte sich völlig nackt auf den Sand, streckte den Arm aus und legte ihn mitten in den Strom der auf das Wasser zustrebenden Sandforellen hinein. Er erinnerte sich daran, wie Ghanima und er einst eine Sandforelle gefangen und solange aus dem Sand herausgehalten hatten, bis sie zu einem Kindwurm geworden war, einem steifen Röhrchen, dessen Inneres voll war mit dem süßen Sirup. Ein kurzer Biß in eines der Enden hatte genügt, dann hatte man, bevor die Wunde geheilt war, die herrlich süßen Tropfen austrinken können.
Sie bedeckten jetzt seinen ganzen Körper, und er fühlte das Pulsieren seines Blutes gegen die lebende Haut. Eine der Sandforellen versuchte, sich über sein Gesicht zu legen, aber er riß sie ab, bis sie sich zu einem dünnen Röhrchen zusammenrollte. Sie wurde viel größer als ein Kindwurm und blieb flexibler. Leto biß ihr Ende ab und probierte etwas von dem dünnen Strom ihrer Süße, der weitaus länger anhielt, als jeder Fremen erwartet hätte. Er fühlte, daß die Süße in ihm neue Energien freisetzte. Eine seltsame Freude durchzog seinen Körper. Er verbrachte einige Zeit damit, die Haut von seinem Gesicht abzurollen, bis er es schaffte, ein Gebiet freizulegen, das von seinem Kinn bis zur Stirn hinaufreichte und die Ohren freiließ.
Jetzt mußte er das Ergebnis der Vision ausprobieren.
Er stand auf und drehte sich um, versuchte zur Hütte zurückzulaufen und stellte fest, daß sich seine Füße plötzlich zu schnell bewegten, um ihn im Gleichgewicht zu halten. Er fiel in den Sand, überschlug sich und sprang wieder auf die Beine. Der Sprung schnellte ihn beinahe zwei Meter in die Höhe, und als er wieder Boden unter die Füße bekam und zu gehen versuchte, bewegte er sich wieder zu schnell.
Halt! sagte er zu sich. Er unterwarf sich der Kraft der Entspannung des Prana-Bindu, versammelte seine Sinne zur Konzentration und registrierte, daß die Haut genauso arbeitete, wie die Vision gezeigt hatte.
Die Haut, die nicht die meine ist.
Es würde einigen Muskeltrainings bedürfen, ehe er fähig war, mit der Schnelligkeit seiner Bewegungen fertig zu werden. Als er weiterging, fiel er erneut, überschlug sich. Plötzlich saß er. In der folgenden Stille der Bewegungslosigkeit versuchte die unterhalb seines Kinns liegende Haut erneut, sich über seinen Mund zu legen. Leto spuckte aus und biß zu, schmeckte wieder die Süße des Sirups. Unter dem Druck seiner Hand zog sich die Haut wieder zurück.
Es war jetzt genug Zeit vergangen, daß er sich mit den Eigenschaften seiner neuen Körpergemeinschaft vertraut machen konnte. Leto legte sich auf den Bauch und kroch, er sorgte dafür, daß die Haut über den Sand rieb, und obwohl er den Untergrund deutlich spürte, schmerzte ihn nichts. Er brauchte lediglich ein paar Schwimmbewegungen mit den Armen zu machen und schon hatte er fünfzig Meter zurückgelegt. Sein Körper reagierte darauf lediglich mit etwas reibungsbedingter Wärme.
Die Haut versuchte jetzt nicht länger, seine Nase und
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