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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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ihn und seinen lebenden Destillanzug bedeckenden weißen Robe. Er konnte ertasten, wie die Sandforellenhaut ihn verändert hatte. Sie wuchs in ihn ein, ergriff Besitz von ihm. Und wie immer, wenn er dieses Gefühl hatte, überkam ihn eine tiefe Verlorenheit. Er war kein Mensch mehr. Seltsame chemische Substanzen trieben in seinem Blut. Die Flimmerhärchen der Sandforellen hatten jedes seiner Organe durchdrungen und verändert. Aber auch sie veränderten sich, paßten sich seinem Organismus an. Doch obwohl Leto dies wußte, fühlte er sich in der Erinnerung an seine verlorene Menschlichkeit zutiefst bedrückt. Aber er wußte auch um die Gefahr, die darin lag, wenn er seinen Gefühlen zuviel Aufmerksamkeit schenkte. Er kannte sie sehr gut.
    Die Zukunft soll sich von allein entwickeln, dachte er. Das einzige Gesetz, dem die Schöpfung unterworfen ist, ist die Schöpfung selbst.
    Es war schwer, den Blick von der Wüste und ihren Dünen zu wenden. Sie war die große Leere. Nur hier an ihrem Rand lagen ein paar Felsen, aber auch sie leiteten seine Vorstellungskraft hinaus zu den Winden, dem Sand, den spärlichen, einsamen Pflanzen und Tieren. Eine Düne verschmolz mit der anderen und eine Wüste folgte der nächsten.
    Hinter ihm erklang die Flöte eines Morgenanbeters, dessen Lied um Feuchtigkeit bat und gleichzeitig den Shai-Hulud besänftigen sollte, den Leto verkörperte. Das Wissen um die Absicht des Flötenspiels erfüllte ihn mit unendlicher Einsamkeit.
    Ich brauche nur in die Wüste hinauszugehen, dachte er.
    Alles würde sich dann ändern. Eine Richtung würde dann so gut sein wie die andere. Er hatte bereits gelernt, wie man ein Leben ohne Besitztümer lebte. Und damit hatte er das Mysterium, das sich um ihn rankte, auf die Spitze getrieben: Alles, was er bei sich trug, entsprach der Notwendigkeit, und das war alles. Und dennoch trug er nichts als diese weiße Robe, den Falkenring der Atreides und die Haut, die nicht die seine war.
    Es wäre leicht, alles hinter sich zu lassen.
    Eine Bewegung am Himmel erweckte seine Aufmerksamkeit: Die klatschenden Schwingen eines Geiers. Der Anblick erfüllte ihn mit Schmerz. Ebenso wie die wilden Fremen lebten die Geier in diesem Land, weil es das Land war, in dem sie geboren wurden. Sie kannten nichts anderes. Die Wüste hatte sie zu dem gemacht, was sie darstellten.
    Aber unter dem Einfluß von Muad'dib und Alia hatte sich eine neue Fremengeneration entwickelt. Sie war der Grund, weswegen er nicht dasselbe tun konnte wie sein Vater. Leto erinnerte sich an etwas, das Duncan Idaho einmal vor langer Zeit gesagt hatte: »Diese Fremen. Sie besitzen eine ungeheure Lebenskraft. Ich habe noch nie einen getroffen, der auch nur den Anschein erweckte, gierig auf Besitztümer zu sein.«
    Heutzutage gab es viele, die das waren.
    Eine Welle der Traurigkeit überspülte Leto. Er hatte sich einem Kurs anvertraut, der all das ändern konnte, aber zu einem erschreckend hohen Preis. Und je mehr er sich dem Strudel seines Mittelpunktes näherte, desto schwerer wurde es, den Kurs zu steuern.
    Kralizec, der Kampf der gigantischen Stürme, lag voraus ... aber ein Fehltritt konnte noch Schlimmeres hervorrufen.
    Stimmen erklangen in seinem Rücken. Dann hörte Leto die piepsende Stimme eines Kindes sagen: »Da ist er.«
    Er wandte sich um.
    Der Prediger kam aus dem Palmenhain, geführt von einem Kind.
    Warum ist er in meinen Gedanken immer noch der Prediger? dachte Leto.
    Und die Antwort drängte sich ihm wie von selbst auf: Weil er nicht mehr Muad'dib und auch nicht mehr Paul Atreides ist.
    Es war die Wüste, die aus ihm gemacht hatte, was er jetzt war. Die Wüste und die Schakale von Jacurutu mit ihren Überdosen an Melange und ihrem Verrat. Der Prediger war schnell gealtert, und das nicht, weil er kein Gewürz genommen hatte, sondern zuviel.
    »Man sagte mir, daß du mich zu sehen wünschst«, sagte der Prediger, als das Kind stehenblieb.
    Leto sah das Kind an. Es war beinahe so groß wie er selbst, und nur seine Ehrfurcht schien seine Neugier etwas zu dämpfen. Seine Augen funkelten hinter der Destillanzugmaske.
    Leto winkte ihm zu. »Laß uns allein.«
    Einen Augenblick lang schien das Kind ihm trotzen zu wollen, doch dann gewann in ihm die Ehrfurcht und der Respekt, den die Fremen der Privatsphäre entgegenbrachten, die Oberhand. Es ging.
    »Du weißt, daß Farad'n auf Arrakis ist?« fragte Leto.
    »Gurney erzählte mir davon, als er mich vergangene Nacht hierherflog.«
    Und der Prediger

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