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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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dachte: Wie kalt und berechnend seine Worte klingen. Er ist so, wie ich damals in den alten Tagen war.
    »Ich stehe vor einer wichtigen Entscheidung«, sagte Leto.
    »Ich dachte, du hättest bereits alle Entscheidungen getroffen.«
    »Wir wissen von dieser Falle, Vater!«
    Der Prediger räusperte sich. Die Spannungen zeigten, wie schnell sie sich auf die Krisis zubewegten. Von jetzt an würde Leto sich nicht mehr auf die pure Vision verlassen, sondern in sie eingreifen.
    »Du benötigst meine Hilfe?« fragte er.
    »Ja. Ich werde nach Arrakeen zurückkehren und möchte dies als dein Führer tun.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Würdest du noch einmal in Arrakeen sprechen?«
    »Vielleicht. Es gibt immer noch eine Menge Dinge, die ich den Leuten noch nicht gesagt habe.«
    »Du wirst nicht in die Wüste zurückkehren, Vater.«
    »Wenn ich mit dir gehe?«
    »Ja.«
    »Ich tue, was immer du entscheidest.«
    »Hast du darüber nachgedacht? Wenn Farad'n hier ist, wird deine Mutter bei ihm sein.«
    »Ohne Zweifel.«
    Erneut räusperte der Prediger sich. Es war ein Anzeichen für Nervosität, das Leto sich niemals gestattet hätte. Der Prediger war zu lange mit sich allein gewesen. Es hatte keinen Grund für ihn gegeben, der einmal erlernten Selbstdisziplin auch weiterhin zu folgen, nachdem er alle Brücken hinter sich abgebrochen hatte. Zudem hatte man ihn in Jacurutu dem Einfluß großer Gewürzmengen ausgesetzt. Möglicherweise glaubte er jetzt, daß es nicht von Weisheit zeugte, nach Arrakeen zurückzukehren.
    »Du brauchst nicht mit mir zusammen zurückzugehen«, sagte Leto. »Aber meine Schwester hält sich dort auf, und ich muß zu ihr. Du könntest mit Gurney gehen.«
    »Und du würdest allein nach Arrakeen wollen?«
    »Ja. Ich muß mich mit Farad'n treffen.«
    »Dann gehe ich mit dir«, seufzte der Prediger.
    Und Leto, der im Benehmen seines Vaters etwas von einer Vorahnung zu erkennen glaubte, fragte sich: Hat er in die Zukunft gesehen? Nein. Er würde es niemals wieder tun. Er kannte die darin liegende Gefahr. Jedes Wort des Predigers bewies, daß er sich der Vision seines Sohnes unterwarf, ihm keinen Stein mehr in den Weg legte.
    Es waren die alten Polarisierungen, die ihm zu schaffen machten. Er war von einem Paradoxon ins andere geflohen.
    »Dann werden wir also in ein paar Minuten aufbrechen«, sagte Leto. »Gibst du Gurney Bescheid?«
    »Er geht nicht mit uns?«
    »Ich möchte, daß er überlebt.«
    Und der Prediger bot sich den Spannungen dar, die sich in der ihn umgebenden Luft und dem Boden unter seinen Füßen manifestierte. Es war eine bewegliche Kraft, die das Nicht-Kind einhüllte, das sein Sohn war. Ein stumpfer Schrei erstickte in seiner Kehle.
    Der Fluch der Heiligkeit!
    Er konnte seinen Befürchtungen jedoch nicht entgehen. Was sie in Arrakeen erwartete, war klar. Sie würden sich erneut einem Kampf mit schrecklichen und tödlichen Kräften gegenübersehen, die ihnen niemals den ersehnten Frieden bringen konnten.

62
     
Das Kind, das sich weigert, den Zügeln seines Vaters zu gehorchen, zeugt von der Einmaligkeit menschlicher Fähigkeiten. »Ich werde nicht das sein, was mein Vater war. Ich werde weder seinen Gesetzen folgen noch an das glauben, was er glaubte. Meine menschliche Kraft erweist sich darin, meine eigene Wahl zu treffen, was ich glaube und nicht glaube; was ich sein will und was ich nicht sein will.«
Leto Atreides II.
Die Harq-al-Ada-Biographie
     
     
    Pilgerfrauen tanzten zu den Klängen von Trommeln und Flöten auf dem Tempelvorplatz. Sie trugen keine Kopfbedeckung, hatten Bänder in den Haaren, und ihre Kleider waren dünn und verbargen wenig. Ihre langen Haare wirbelten.
    Alia beobachtete die Szene von ihrem Tempelhorst aus. Sie fühlte sich gleichzeitig angezogen und abgestoßen. Der Morgen hatte bereits vor einiger Zeit begonnen, und überall stieg der Duft des Gewürzkaffees auf, den die Händler im Schatten der Arkaden feilboten. Bald würde sie hinausgehen und Farad'n begrüßen, ihm die offiziellen Geschenke übergeben und sein erstes Zusammentreffen mit Ghanima besprechen.
    Es würde alles nach Plan verlaufen. Ghanima würde ihn töten, und in der anschließenden Verwirrung würde nur eine Person darauf vorbereitet sein, die Stücke einzusammeln. Die Marionetten tanzten, solange man an den Fäden zog. Stilgar hatte Agarves getötet, wie sie es sich erhofft hatte. Und Agarves hatte die Entführer genau zu der Djedida geführt, ohne etwas davon zu ahnen, daß sie sich an seine

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