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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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jedem Moment, den er erlebt, in Erinnerung rufen, was auf ihn zukäme. Er wüßte es, absolut und fest. Er wüßte die Antwort auf jede Frage, die man ihm stellt. Und er könnte jede Antwort, jede Äußerung, die man ihm gegenüber macht, bereits im voraus wissen. Und er könnte sie sich im voraus selbst geben – wieder und wieder und wieder und wieder und wieder ...«
    Leto schüttelte den Kopf. »Die Ignoranz hat ihre Vorteile. Ich jedenfalls bete für ein Universum, das mir noch Überraschungen bereiten kann.«
    Er hatte lange gesprochen, und während sie zugehört hatte, war Jessica bewußt geworden, wie stark er doch in allem – seinen Bewegungen, Intonationen und Gebärden – seinem Vater ähnelte. Ihrem verlorenen Sohn. Selbst seine Ideen: Sie zweifelte nicht daran, daß Paul auch diese gehabt haben könnte.
    »Du erinnerst mich an deinen Vater«, sagte sie.
    »Erweckt das schmerzliche Gefühle in dir?«
    »In gewisser Beziehung ja. Aber es ist tröstlich zu wissen, daß er in dir weiterlebt.«
    »Wie wenig du doch verstehst, welcher Art sein Fortleben in mir ist.«
    Sein Tonfall war flach und bitter. Jessica hob den Kopf und sah Leto direkt an.
    »Auch dein Herzog lebt in mir«, sagte Leto. »Großmutter, Ghanima ist du! Sie ist soviel von dir, daß dein Leben nicht mehr das geringste Geheimnis für sie ist, angefangen von dem Moment, wo du unserem Vater das Leben schenktest. Und mir! Welche Ansammlung fleischlicher Aufzeichnungen bin ich doch. Manchmal kann ich es kaum noch ertragen. Du bist gekommen, um über uns ein Urteil abzugeben? Und über Alia? Es ist vielleicht besser, als wenn wir dich beurteilen müßten!«
    Obwohl Jessica spürte, daß sie ihm eine Antwort geben mußte, fiel ihr keine ein. Was hatte er vor? Warum legte er so großen Wert auf diesen Unterschied? Lehnte er sie ab? Hatte er bereits die Phase Alias erreicht? War auch er verflucht?
    »Es verwirrt dich«, sagte Leto.
    »Es verwirrt mich.« Jessica erlaubte sich ein schüchternes Achselzucken. »Ja, es verwirrt mich wirklich – und die Gründe dafür dürftest du gut genug kennen. Ich bin sicher, daß du alles über meine Bene-Gesserit-Ausbildung weißt. Ghanima jedenfalls hat es zugegeben. Und ich weiß auch, daß Alia es weiß. Du kennst die Konsequenzen deiner Andersartigkeit .«
    Er sah sie mit einer beunruhigenden Intensität an. »Beinahe wäre es nicht soweit gekommen, daß wir unsere Politik dir gegenüber änderten«, sagte er in einem Tonfall, der Jessica an sich selbst erinnerte. »Wir wissen, was es bedeutet, wenn deine Lippen zittern, ebenso wie um die Gefühle, die dich beschlichen, wenn dein Geliebter dir des Nachts Worte ins Ohr flüsterte. Es ist abrufbereit für uns. Zweifellos hast du das intellektuell akzeptiert, aber ich möchte dir sagen, daß das allein nicht genügt. Wenn einer von uns beiden dem Fluch anheimfallen sollte – dann ist es nicht unmöglich, daß du diejenige warst, die ihn in uns hervorrief! Oder mein Vater ... meine Mutter. Sogar dein Herzog! Jeder von euch wäre in der Lage, uns zu beherrschen – das Resultat wäre in jedem Fall das gleiche.«
    Jessica fühlte, wie ein heftiger Schmerz ihre Brust zusammenpreßte. Ihre Augen brannten. »Leto ...«, stammelte sie und sprach damit den Jungen zum erstenmal beim Vornamen an. Der Schmerz, der sie überwältigte, war größer als sie angenommen hatte. Trotzdem kämpfte sie ihn nieder und fragte: »Was willst du von mir?«
    »Ich möchte dich etwas lehren.«
    »Etwas lehren? «
    »In der vergangenen Nacht spielten Ghanima und ich die Rollen unserer Eltern. Das Experiment hätte beinahe mit unserer beider Selbstzerstörung geendet, aber wir haben dennoch etwas aus ihm gelernt. Es gibt Dinge, die man erfahren kann, wenn man sich einfach die vorherrschende Lage vergegenwärtigt. Dann kann man auch Aktionen vorhersagen. Was Alia betrifft – nun, es ist offensichtlich, daß sie sich bemüht, eine Verschwörung gegen dich anzuzetteln.«
    Jessica klapperte überrascht mit den Lidern. Die Eröffnung hatte ihr einen sanften Schock versetzt. Daß er darauf hinauswollte, hatte sie nicht vermutet. Sie zog scharf die Luft ein. »Ich weiß, was Alia getan hat ... und was sie ist, aber ...«
    »Großmutter, du solltest sie bedauern. Du solltest dein Herz ebenso benutzen wie deine Intelligenz, so, wie du es vorher schon getan hast. Vor dir breitet sich Verrat aus, und Alia möchte das Imperium für sich selbst – das heißt, dies ist zumindest das Ziel jener

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