Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten
Kreatur, die sie mittlerweile geworden ist.«
»Woher soll ich wissen, daß aus dir mittlerweile nicht auch ein Verfluchter spricht?«
Leto zuckte die Achseln. »Das ist die Frage, an der du dein Herz einsetzen solltest. Ghanima und ich wissen, was zu Alias Fall geführt hat. Es ist nicht einfach, der Umklammerung derjenigen, die einen von innen heraus angreifen, zu entgehen. Wenn man ihre Egos unterdrückt, werden sie, sobald man ihre Erinnerungen in Anspruch nimmt, jede Gelegenheit wahrnehmen, aus einem hervorzubrechen. Und eines Tages ...« – er räusperte sich – »wird vielleicht einem von ihnen die Möglichkeit, einen neuen Körper zu übernehmen, günstig erscheinen.«
»Und es gibt nichts, was man dagegen tun kann?« Obwohl sie die Antwort fürchtete, kam Jessica nicht umhin, diese Frage zu stellen.
»Wir glauben, daß es eine Möglichkeit gibt. Deswegen dürfen wir uns nicht dem Gewürz unterwerfen. Andererseits dürfen wir aber auch nicht die Vergangenheit in uns völlig unterdrücken. Wir müssen sie benutzen, ihr das Wichtigste entnehmen und mit unseren Persönlichkeiten verschmelzen. Natürlich werden wir im Endeffekt nicht mehr völlig mit uns identisch sein – aber niemand wird uns steuern können .«
»Du sprachst von einer Verschwörung gegen mich.«
»Sie ist offensichtlich. Wensicia schmiedet Pläne für ihren Sohn. Alia für sich selbst, und ...«
»Alia und Farad'n?«
»Das muß nicht bedeuten, daß sie zusammenarbeiten«, erklärte Leto. »Aber Alia und Wensicia verfolgen zum gleichen Zeitpunkt die gleichen Ziele. Eine von Wensicias Schwestern befindet sich in Alias Haus. Was wäre einfacher, als eine Botschaft zu ...«
»Du weißt von solch einer Botschaft?«
»Als hätte ich sie gesehen und jedes Wort, das sie enthält, gelesen.«
»Aber du hast eine solche Botschaft nicht persönlich zu Gesicht bekommen?«
»Das brauche ich auch nicht. Alles, was ich wissen muß, ist die Tatsache, daß sich alle Atreides momentan auf Arrakis aufhalten. Sie bilden das gesamte Wasser einer Zisterne.« Er breitete die Arme aus, als wolle er den ganzen Planeten umfassen.
»Das Haus Corrino würde es nicht wagen, uns hier anzugreifen!«
»Alia würde, wenn sie es täten, auf jeden Fall davon profitieren.« Der schnarrende Tonfall seiner Stimme forderte Jessica geradezu heraus.
»Ich liebe es nicht, von meinem eigenen Enkel geschulmeistert zu werden«, entfuhr es ihr.
»Dann, Weib, höre, verdammt noch mal, auf, mich ständig als deinen Enkel anzusehen! Sieh in mir deinen Herzog Leto!« Diesmal war es nicht nur sein Tonfall, sondern auch die Gestik, die Jessica beinahe zur Verzweiflung trieb.
Mit trockener, beinahe gelassener Stimme fuhr Leto fort: »Ich habe versucht, dich auf alles vorzubereiten. Zumindest das solltest du mir zugestehen.«
»Warum sollte Alia mich entführen lassen?«
»Natürlich um es dem Haus Corrino in die Schuhe zu schieben.«
»Ich kann das nicht glauben. Selbst für einen Charakter wie den ihren würde eine solche Tat ... unvorstellbar sein. Und viel zu gefährlich! Wie kann sie zu einem solchen Schritt fähig sein, ohne zu wissen ... Ich kann es mir einfach nicht vorstellen!«
»Du wirst es spätestens dann können, wenn du es erlebst. Oh, Großmutter, Ghani und ich brauchen lediglich für eine kleine Sekunde in uns zu gehen, und wir wissen es. Diese Erkenntnis basiert auf ganz simpler Selbstvorbereitung. Wenn wir dazu nicht in der Lage wären – wie sollten wir dann fähig sein, all die großen Fehler zu erkennen, die in unserer Umgebung gemacht werden?«
»Ich kann mir nicht eine Minute lang vorstellen, daß eine Entführung der Teil eines Planes ist, den Alia ...«
»Oh, Götter der Finsternis! Wie kannst du, eine Bene Gesserit, nur so borniert sein? Das ganze Imperium fragt sich danach, aus welchem Grund du nach Arrakis gekommen bist. Und überall befinden sich Wensicias Propagandatruppen, um Gerüchte über dich auszusäen. Alia kann nicht solange warten, bis man dich völlig diskreditiert hat. Wenn man an dem Denkmal rüttelt, auf dem du stehst, könnte auch das Haus Atreides in seinen Grundfesten erschüttert werden.«
»Und was vermutet das Imperium, weshalb ich hier bin?«
Sie sagte diesen Satz so sanft wie möglich, weil ihr längst klargeworden war, daß die Kraft ihrer Stimme nicht ausreichte, um sich dieses Unkind gefügig zu machen.
»Es vermutet, daß Lady Jessica nach Arrakis zurückgekehrt ist, um die Zwillinge miteinander zu paaren«,
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