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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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konzentrierte Jessica sich wieder auf den schweigend dastehenden Mohandis, der teilnahmslos vor sich hinsah und auf ihre Entscheidung wartete, ohne sich wirkliche Gedanken darüber zu machen, wie sie ausfiel. Er stellte genau den Typ Mann dar, den ihr Herzog seinerzeit gerne während harter Zeiten um sich gehabt hätte: Er bewegte sich mit Selbstvertrauen und verließ sich auf die eigenen Augen, während er andererseits den Eindruck erweckte, alles zu akzeptieren, was sich auf ihn zubewegte, sogar den Tod, ohne mit dem Schicksal zu hadern. Hätte er sich sonst hier so präsentiert?
    »Warum«, fragte Jessica, »hast du ausgerechnet diese Worte in deinem Lied gebraucht?«
    Mohandis hob den Kopf und erwiderte mit deutlicher Stimme: »Man hat mir gesagt, die Atreides seien ehrenwerte und tolerante Menschen. Deswegen sagte ich mir: Gehe hin zu ihnen und finde heraus, ob das wirklich stimmt. Stelle sie auf die Probe und bleibe, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet, bei ihnen. In ihren Diensten hast du vielleicht die Zeit, nebenher nach denjenigen zu suchen, die dich ausplünderten und kannst mit ihnen auf deine Weise fertig werden.«
    »Er wagte es, uns auf die Probe zu stellen!« murmelte Alia.
    »Warum nicht?« fragte Jessica.
    Sie lächelte den Troubadour an, um ihren guten Willen zu zeigen. Der Mann war lediglich deswegen in diese große Halle gekommen, weil sie ihm die Möglichkeit zu einem weiteren Abenteuer auf seinem langen Weg durch das Universum versprochen hatte. Irgendwie reizte es sie plötzlich, ihn ihrem eigenen Gefolge einzuverleiben, aber Alias Reaktion konnte nicht anders gedeutet werden, als daß dies für den tapferen Mohandis eine große Gefahr darstellen würde. Außerdem wurde sie den Eindruck nicht los, daß man gerade das von ihr erwartete: Sie sollte den Mann ebenso in ihre Dienste nehmen wie einst Gurney Halleck. Es würde am besten sein, sie ließ ihn seiner Wege ziehen, auch wenn es ihr leid tat, einen solchen Burschen an Farad'n zu verlieren.
    »Er soll zu Farad'n gehen«, sagte Jessica. »Man soll ihn mit Geld ausstatten, damit er seine Passage bezahlen kann. Er soll mit seinen Liedern den Corrinos zusetzen und darauf achtgeben, daß er es überlebt.«
    Alia richtete den Blick zu Boden und zeigte ein verspätetes Lächeln. »Der Entscheidung der Lady Jessica sei stattgegeben«, sagte sie und gab Mohandis ein Zeichen, daß er entlassen sei.
    Es ist nicht so ausgegangen, wie sie erwartet hat, dachte Jessica, ohne sich darüber Illusionen zu machen, daß dies nicht der einzige Test bleiben würde.
    Ein anderer Bittsteller wurde vorgelassen.
    Jessica, die die Reaktionen ihrer Tochter genauestens verfolgte, fühlte einen nagenden Zweifel. Jetzt war sie froh, von den Zwillingen etwas gelernt zu haben. Auch wenn Alia eine Verdammte war – sie gehörte immer noch zu den Vorgeborenen und war damit in der Lage, ihre Mutter genauso zu kennen wie sich selbst. Es ließ sich nicht berechnen, daß sie die Reaktionen ihrer Mutter in der Angelegenheit des Troubadours fehleinschätzen würde. Warum hat sie diese Konfrontation hervorgerufen? Um mich abzulenken?
    Aber sie hatte jetzt nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Der zweite Bittsteller hatte bereits seinen Platz unterhalb der Throne eingenommen, während sein Advokat neben ihm stand.
    Es handelte sich diesmal um einen Fremen, einen alten Mann, der deutlich die Zeichen eines Wüstengeborenen im Gesicht trug. Er war nicht groß, aber sein Körper war drahtig, und die lange Dishdasha, die in der Regel über einem Destillanzug getragen wurde, verschaffte ihm ein stattliches Aussehen. Die Robe paßte zu seinem ausgetrockneten Gesicht und der kleinen Nase und dem Leuchten seiner völlig blauen Augen. Der Mann war ohne Destillanzug und schien sich deswegen ungemütlich zu fühlen. Die riesenhafte Halle mußte für ihn wie ein großer, freier Platz, der ihn jeglicher Körperflüssigkeit beraubte, erscheinen. Unter der teilweise zurückgezogenen Kapuze konnte man ein Stück seiner Keffiya, dem Kopfschmuck eines Naibs, erkennen.
    »Ich bin Ghadhean al-Fali«, sagte der Mann und setzte, um anzuzeigen, daß er kein Vertreter des gewöhnlichen Mobs war, einen Fuß auf die unterste Treppenstufe. »Ich gehörte zu Muad'dibs Todeskommandos und bin gekommen, um über eine Sache der Wüste zu sprechen.«
    Alia versteifte sich leicht, und ihr Ärger war offensichtlich. Denn auch der Name al-Fali hatte auf dem Papier gestanden, das Jessicas Rückkehr in die

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