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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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eines Fremen-Museums hatte man Kleider gefunden: schwarze Kapuzenumhänge mit weißen Kordelgurten und Schulter- und Rückenemblemen, die grüne Falken mit ausgebreiteten Schwingen zeigten – die Uniformen der Wanderprediger Muad'dibs. Zu diesen Roben hatten die Gestaltwandler dunkelhäutige, faltenreiche Gesichter angelegt und zeigten in einem Tanz, wie Muad'dibs Legionen ihre Religion im ganzen Imperium verbreitet hatten.
    Hwi, angetan mit einem silbern glänzenden Kleid und einer Halskette aus grüner Jade, saß während des gesamten Rituals neben Leto auf dem kaiserlichen Wagen. Einmal beugte sie sich nahe zu seinem Gesicht und fragte: »Ist das nicht eine Parodie?«
    »Für mich, vielleicht.«
    »Wissen das die Gestaltwandler?«
    »Sie vermuten es.«
    »Dann sind sie gar nicht so ängstlich, wie sie scheinen?«
    »Oh, doch. Sie haben Angst. Es ist nur so, daß sie viel mutiger sind, als die meisten Menschen glauben.«
    »Tapferkeit kann auch närrisch sein«, flüsterte Hwi.
    »Und Narretei tapfer.«
    Sie hatte ihn mit einem abwägenden Blick gemustert, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Tänzer richtete. Fast zweihundert Gestaltwandler hatten die Kämpfe unverletzt überstanden – und jeder von ihnen war zu dieser Vorstellung gezwungen worden. Ihre komplizierten Bewegungen und Posen konnten das Auge tatsächlich faszinieren. Es war durchaus möglich, ihnen zuzusehen und für einen Augenblick das blutige Vorspiel, das zu diesem Tag geführt hatte, zu vergessen.
    An diese Dinge dachte Leto, als er kurz vor dem Mittag in seinem kleinen Empfangsraum lag und Moneo eintrat. Moneo hatte die Ehrwürdige Mutter Anteac einen Leichter der Gilde besteigen sehen, mit dem Oberkommando der Fischredner über die Ausschreitungen der vergangenen Nacht konferiert, war in aller Eile zur Zitadelle geflogen, um sich davon zu überzeugen, daß Siona unter bester Bewachung stand, und sichergestellt, daß sie mit dem Angriff auf die ixianische Botschaft nichts zu tun hatte. Kurz nach der Bekanntgabe der Verlobung war er nach Onn zurückgekehrt – ohne irgendwelche Vorausinformationen gehabt zu haben.
    Moneo war wütend. Nie zuvor hatte Leto ihn dermaßen aufgebracht gesehen. Er kam in den Raum gestürmt und blieb nur zwei Meter vor dem Gesicht seines Herrn stehen.
    »Nun werden alle den Lügen der Tleilaxu glauben!« sagte er laut.
    In gelassenerem Tonfall gab Leto zurück: »Mit welcher Beständigkeit sich doch die Forderung hält, daß Götter gefälligst perfekt zu sein haben. Die Griechen waren in dieser Hinsicht weitaus vernünftiger.«
    »Wo ist sie?« verlangte Moneo zu wissen. »Wo ist diese ...?«
    »Hwi ruht. Wir hatten eine problemreiche Nacht und einen langen Morgen. Ich möchte, daß sie gut ausgeruht ist, wenn wir heute abend zur Zitadelle zurückkehren.«
    »Wie hat sie das fertiggebracht?« fragte Moneo.
    »Also wirklich, Moneo! Ist dir jeglicher Sinn für Vorsicht abhanden gekommen?«
    »Ich mache mir Sorgen um dich! Weißt du überhaupt, was man in der Stadt über dich redet?«
    »Ich bin mir der Geschichten voll bewußt.«
    »Was hast du vor?«
    »Weißt du, Moneo, ich glaube, daß nur die alten Pantheisten eine richtige Vorstellung von ihren Gottheiten hatten: Trotz ihres unsterblichen Äußeren kannten sie auch menschliche Schwächen.«
    Moneo riß beide Arme hoch. »Ich habe den Ausdruck ihrer Gesichter gesehen!« Er ließ sie wieder sinken. »In zwei Wochen wird man es im ganzen Imperium wissen!«
    »Es wird gewiß etwas länger dauern.«
    »Wenn deine Gegner je etwas brauchten, das sie alle miteinander verbindet ...«
    »Die Entweihung einer Gottheit ist eine alte Tradition, Moneo. Warum sollte ich eine Ausnahme sein?«
    Moneo versuchte etwas zu sagen, aber kein Wort kam über seine Lippen. Er hastete am Rand der Vertiefung entlang, in der sich Letos Wagen befand, hastete zurück und nahm seine ursprüngliche Position wieder ein.
    »Wenn ich dir helfen soll, Herr, brauche ich eine Erklärung«, sagte er. »Warum tust du das?«
    »Emotionen.«
    Moneos Lippen formten das Wort, ohne es auszusprechen.
    »Ich wurde plötzlich von Gefühlen überschwemmt«, sagte Leto, »obwohl ich der Meinung war, keine mehr zu haben. Wie wohlschmeckend doch diese letzten Schlückchen der Menschlichkeit sind.«
    »Mit Hwi? Aber du kannst doch wohl kaum ...«
    »Die Erinnerungen an Gefühle reichen eben nicht, Moneo.«
    »Willst du damit sagen, daß du dem Verlangen nachgibst, ein ...?«
    »Verlangen? Das gewiß nicht!

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