Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
frustriert die Zähne zusammen. »Ich finde ihn abscheulich!«
»Du solltest derlei Dinge nicht sagen, Liebling«, sagte Hwi.
»Und Sie sollten ihn nicht Liebling nennen«, sagte Moneo.
»Es würde Ihnen wohl besser gefallen, wenn sie jemanden lieben könnte, der noch abscheulicher und niederträchtiger ist, als sich selbst ein Harkonnen-Baron je hätte träumen lassen, wie?« sagte Idaho.
Moneo nagte an der Unterlippe und erwiderte: »Lord Leto hat mir von diesem schrecklichen Menschen aus Ihrer Zeit erzählt, Duncan. Ich glaube nicht, daß Sie diesen Gegner richtig eingeschätzt haben.«
»Er war ein fettes, monströses ...«
»Er war ständig auf der Suche nach einem Nervenkitzel«, sagte Moneo. »Seine Fettleibigkeit war nur ein Aspekt dieser Einstellung. Seine Fettleibigkeit verschaffte ihm Erfahrungen. Sie stieß die Menschen ab – und es gefiel ihm, daß sie ihn verabscheuten.«
»Der Baron hat sich nur ein paar Planeten einverleibt«, sagte Idaho. »Aber Leto das ganze Universum.«
»Liebling, bitte!« protestierte Hwi.
»Unterbrechen Sie seinen Wortschwall nicht«, sagte Moneo. »Als ich noch jung und unwissend war, habe ich ganz ähnliche Dinge gesagt – wie meine Siona und dieser arme Narr.«
»Lassen Sie deswegen Ihre Tochter dort draußen umkommen?« verlangte Idaho zu wissen.
»Liebling, das ist gemein«, sagte Hwi.
»Duncan, eine Ihrer Schwächen hat immer darin bestanden, sich hysterisch zu gebärden«, sagte Moneo. »Ich möchte Ihnen sagen, daß die Hysterie ein guter Nährboden für Ignoranz ist. Ihre Gene versorgen Sie zwar mit Vitalität, was die Fischredner zu schätzen wissen, aber Sie sind ein jämmerlicher Führer.«
»Versuchen Sie nicht, mich wütend zu machen«, sagte Idaho. »Ich weiß zwar, daß es sich nicht lohnt, Sie anzugreifen, aber treiben Sie es nicht zu weit.«
Hwi versuchte Idahos Hand zu ergreifen, aber er zog sie weg.
»Ich kenne meinen Platz«, sagte Idaho. »Ich bin ein nützlicher Gefolgsmann. Ich kann das Banner der Atreides tragen. Sein Grün und Schwarz ist auf meinem Rücken.«
»Die Unwürdigen erlangen Macht, indem sie der Hysterie Vorschub leisten«, sagte Moneo. »Die Kunst, wie ein Atreides zu herrschen, besteht aber darin, frei von Hysterie zu sein und sich seiner Macht gegenüber verpflichtet zu fühlen.«
Idaho stieß sich vom Boden ab und stellte sich hin. »Wann hat Ihr verdammter Gott-Kaiser je für irgend etwas die Verantwortung übernommen?«
Moneo blickte auf seine unordentliche Schreibtischplatte und sagte, ohne ihn anzusehen: »Er hat die Verantwortung für das, was er sich selbst angetan hat.« Dann sah er auf und sein Blick war kalt. »Sie, Duncan, haben nicht einmal den Mut, sich dies zu vergegenwärtigen!«
»Aber Sie hatten ihn?« fragte Idaho.
»Als ich am wütendsten war«, sagte Moneo, »und er sich selbst durch meine Augen sah, sagte er: ›Wie kannst du es wagen, von mir abgestoßen zu sein?‹ Und dann ...« – Moneo schluckte – »ließ er mich das Grauen sehen, das er selbst gesehen hatte.« Aus seinen Augen quollen Tränen und liefen ihm über die Wangen hinab. »Und ich konnte mich nur noch glücklich schätzen, niemals in der Situation gewesen zu sein, seine Entscheidung treffen zu müssen – daß ich mich glücklich schätzen konnte, nur ein Gefolgsmann zu sein.«
»Ich habe ihn gerührt«, flüsterte Hwi.
»Dann wissen Sie es?« fragte Moneo.
»Ich weiß es, ohne es zu sehen«, sagte Hwi.
Mit leiser Stimme sagte Moneo: »Ich bin beinahe daran zugrunde gegangen. Ich ...« Er fröstelte, dann schaute er zu Idaho auf. »Sie dürfen nicht ...«
»Verdammt sollt ihr sein!« brüllte Idaho. Dann drehte er sich um und rannte hinaus.
Hwi starrte hinter ihm her, ihr Gesicht war eine Maske der Qual. »Ohhh, Duncan«, flüsterte sie.
»Sehen Sie?« fragte Moneo. »Sie hatten unrecht. Weder Sie noch die Fischredner haben ihn zur Räson gebracht. Aber Sie, Hwi, haben lediglich zu seinem Untergang beigetragen.«
Hwis gequälter Blick fiel auf Moneo. »Ich werde ihn nicht wiedersehen«, sagte sie.
Was Idaho anging, so wurde der Weg in sein Quartier zu einer der schlimmsten Zeitperioden, an die er sich erinnern konnte. Er versuchte sich vorzustellen, sein Gesicht sei eine Plastahl-Maske, die unbeweglich war und den Aufruhr, der in seinem Innern tobte, verbarg. Er konnte nicht zulassen, daß die Wachen den Schmerz sahen, der ihn quälte. Daß die meisten Fischredner, an denen er vorbeikam, seine Gefühlslage absolut
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