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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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der Bene Gesserit entfernt. Diese Entfernung ging auf eine schwesternschaftliche Übereinkunft mit den Priestern zurück und war erforderlich gewesen.
    »Sheeana muß besser bewacht werden!« hatte sie mit Nachdruck vorgebracht.
    »Aber sie kann nicht nur zum Schützling der Schwesternschaft gemacht werden!« hatte Tuek dagegen eingewandt.
    »Aber auch nicht nur zum Schützling der Priester!« hatte Odrade gekontert.
    Sechs Etagen unter Odrades Erkerfenster breitete sich in einem mehr oder weniger organisierten Durcheinander ein gewaltiger Basar aus, der das Große Quadrat beinahe füllte. Das silberhelle Licht einer niedrigstehenden Sonne überschüttete die Szenerie mit Glanz und ließ die strahlenden Farben der Markisen noch bunter erscheinen. Die Sonne warf lange Schatten auf den unebenen Boden. Dort, wo die Menschenansammlungen unter rasch aufgestellten Sonnenschirmen die Warenauslagen umstanden, tanzten Staubflocken im Licht. Das Große Viereck war kein richtiges Quadrat. Es erstreckte sich von Odrades Fenster aus einen ganzen Kilometer um den Basar – und war nach rechts und links gut doppelt so lang; ein gewaltiges Rechteck aus festgetretener Erde und alten Steinen, dessen Staubschicht von den Füßen derjenigen Kunden aufgewirbelt wurde, die es wagten, in der Mittagshitze einzukaufen, weil sie glaubten, um diese Zeit den besten Handel abzuschließen.
    Je näher der Abend rückte, desto mehr nahm die Aktivität unter Odrades Fenster zu; immer mehr Menschen kamen, und das Tempo ihrer Bewegungen erhöhte sich.
    Odrade sah mit geneigtem Kopf und scharfem Blick nach unten. Einige der direkt unter ihrem Fenster arbeitenden Kaufleute waren in ihren nahen Unterkünften verschwunden. Sie würden bald zurückkehren – nach einer Mahlzeit und einer kurzen Siesta –, bereit, die günstigeren Stunden voll auszunutzen, denn jetzt konnten die Kunden atmen, ohne befürchten zu müssen, daß die Luft ihre Kehle versengte.
    Odrade fiel auf, daß Sheeana überfällig war. Eine längere Verzögerung würden die Priester nicht wagen. Im Moment würden sie mit äußerster Eile zu Werke gehen. Sie würden eine Frage nach der anderen auf Sheeana abschießen und sie ermahnen, sie solle nicht vergessen, daß sie Gottes persönlicher Emissär zur Kirche sei. Sie würden Sheeana an viele Bürgerpflichten erinnern, die sie sich ausgedacht hatten; an Pflichten, die Odrade auskundschaften und lächerlich machen mußte, bevor sie diese Trivialitäten in die richtige Perspektive brachte und aus der Welt schaffte.
    Odrade machte einen Buckel und nutzte die Gelegenheit zu einer stummen Minute der Entspannung. Sie gestand sich ein, daß sie eine gewisse Sympathie für Sheeana empfand. Im Moment mußten die Gedanken der Kleinen das reinste Chaos sein. Sheeana wußte entweder nichts oder nur sehr wenig von dem, was sie erwartete, wenn sie sich erst einmal unter dem Schutz einer Ehrwürdigen Mutter befand. Es war kaum anzuzweifeln, daß der Geist des jungen Mädchens mit Mythen und anderen Falschinformationen vollgestopft war.
    So wie einst meiner, dachte Odrade.
    In Augenblicken wie diesen konnte sie sich nicht gegen ihre Erinnerungen wehren. Ihre nächste Aufgabe war klar: ein Exorzismus – und zwar nicht nur für Sheeana, sondern auch für sie selbst.
    Sie dachte die suchenden Gedanken einer Ehrwürdigen Mutter, deren Erinnerungen sie kannte: Odrade, fünf Jahre alt, das gemütliche Haus auf Gammu. Die Straße, an dem das Haus liegt, wird umsäumt von Gebäuden, die den Wochenendhäusern der Mittelklasse ähneln, die man in den Küstenstädten des Planeten findet – niedrige, einstöckige Häuser an breiten Alleen. Sie reichen bis weit hinunter an die gebogene Küstenlinie, wo sie breiter sind als an den Alleen. Nur an der Seeseite breiten sie sich weiter aus, ohne sich um den Raum zu scheren, den sie in Anspruch nehmen.
    Odrades Erinnerungen, die sie den Bene Gesserit verdankte, kreisten um das ferne Haus, seine Bewohner, die Allee, ihre Spielgefährten. Als sich in ihrer Brust etwas verengte, wußte sie, daß diese Erinnerungen zu späteren Ereignissen gehörten.
    Das Bene Gesserit-Kinderheim auf Al Dhanabs künstlicher Welt, einem der sicheren Ursprungsplaneten der Schwesternschaft. (Später hatte sie erfahren, daß die Bene Gesserit einst mit dem Gedanken gespielt hatten, den gesamten Planeten in eine Nicht-Kammer zu verwandeln, aber die dazu erforderliche Energiemenge hatte diesen Plan scheitern lassen.)
    Das Kinderheim war eine

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