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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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wurden von einem dunkelhäutigen jungen Mädchen in einem langen, braunen Gewand aus Gewürzfasern bewacht. Ihr Haar wurde von einem roten Stoffetzen zusammengehalten.
    Tänzer!
    Odrade hatte eine Menge Berichte über dieses Phänomen gelesen, aber seit ihrer Ankunft sah sie es zum ersten Mal. Unter den Zuschauern befanden sich drei hochgewachsene Priestergardisten, die gelbe Helme mit hohen Helmbüschen trugen. Die Gardisten trugen kurze Roben, die ihre Beine freiließen, damit sie sich besser bewegen konnten. Des weiteren hielt jeder von ihnen einen metallüberzogenen Stock.
    Als die Tänzer einen Kreis bildeten, wurde die zuschauende Menge – wie vorausgesehen – unruhiger. Odrade kannte diese Verhaltensweise. Bald würde es einen Aufschrei der Entrüstung und dann ein Handgemenge geben. Und eingeschlagene Schädel. Blut würde fließen. Die Menge würde aufschreien und das Weite suchen. Schließlich würde sich die Menge ohne einen Eingriff offizieller Kräfte trennen. Einige würden sich weinend und andere lachend entfernen. Und die Priester-Gardisten würden sich nicht einmischen.
    Der bedeutungslose Schwachsinn dieses Tanzes und seine Konsequenzen hatten die Bene Gesserit seit Jahrhunderten fasziniert. Und nun galt ihm Odrades hingerissene Aufmerksamkeit. Die Missionaria Protectiva hatte den Ursprung dieses Rituals ausfindig gemacht. Die Bewohner Rakis' nannten die Angelegenheit ›ein getanztes Täuschungsmanöver‹. Sie hatten aber auch andere Bezeichnungen dafür, und der am meisten verbreitete Begriff lautete ›Siaynoq‹. Dieser Tanz stellte das vor, was aus dem größten Ritual des Tyrannen geworden war – der Augenblick des Teilens mit seinen Fischrednern.
    Odrade anerkannte und respektierte die Energie dieses Phänomens. Keine Ehrwürdige Mutter würde sie übersehen. Es störte sie jedoch, wie sie verschwendet wurde. Dinge dieser Art sollten kanalisiert und zielgerichtet sein. Das Ritual bedurfte irgendeiner nützlichen Anwendung. Was es jetzt tat, war nichts anderes, als Kräfte abzuleiten, die sich für die Priester als vernichtend erweisen konnten, ließ man sie unangezapft.
    Ein süßer Duft von Früchten wehte in Odrades Nase. Sie schnupperte und sah auf die Lüftungsklappen neben dem Fenster; die von der Menge und der erwärmten Erde abgegebene Hitze erzeugte einen Aufwind, der die Gerüche von unten in die ixianischen Lüftungsklappen drückte. Odrade preßte Stirn und Nase gegen das Plaz, damit sie direkt nach unten blicken konnte. Ahhh, die Tänzer – oder die Menge? – hatten einen Händlerstand umgestoßen und stampften im Obst umher. Gelber Matsch spritzte ihnen bis an die Schenkel.
    Sie erkannte den Obsthändler zwischen den Zuschauern, ein vertrautes, verhutzeltes Gesicht, das sie mehrere Male an dem Stand neben dem Eingang des Gebäudes gesehen hatte. Der Verlust schien ihm nicht wehzutun. Wie auch die anderen Umstehenden, konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auf die Tänzer. Die fünf nackten Männer bewegten die Beine in einer zusammenhanglosen Weise; ihre Vorstellung erschien unrhythmisch und unkoordiniert. Periodisch kam es jedoch zu einem sich wiederholenden Muster – dann hatten drei der Tänzer die Füße auf dem Boden und hoben die anderen beiden Tänzer hoch in die Luft.
    Odrade erkannte es. Dies war eine Anspielung auf die uralte fremenitische Methode des Sandwanderns. Der komische Tanz war ein Fossil, dessen Wurzeln darin lagen, daß man sich in der Wüste auf arhythmische Art bewegte, damit man keinen Sandwurm anlockte.
    Die Leute auf dem gewaltigen Rechteck, das den Basar beherbergte, begannen sich enger um die Tänzer zu scharen. Manche sprangen wie aufgezogene Puppen aus dem Stand in die Luft und reckten den Hals, um über die Menge hinweg einen kurzen Blick auf die fünf nackten Männer zu erhaschen.
    Dann sah Odrade Sheeanas Eskorte. Sie kam aus einer breiten Allee zur Rechten, die dort auf den Platz mündete, und sie war noch weit entfernt. Symbole auf einem Gebäude, die Spuren verschiedener Tiere darstellten, sagten, daß die Allee ›Gottesweg‹ hieß. Das geschichtliche Wissen sagte ihr, daß Leto II. von dort aus in die Stadt gekommen war, wenn er die von hohen Wällen umgebene Sareer im fernen Süden verlassen hatte. Wenn man sorgfältig auf die Einzelheiten achtete, konnte man immer noch einige der Formen und Muster wahrnehmen, die die Tyrannenstadt Onn ausgemacht hatten – das Zentrum der Feierlichkeiten, das man um die ältere Stadt Arrakeen herum

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