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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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lebenserhaltend eingestuft hatte. Teg wußte nicht genau, wie die Ehrwürdigen Mütter dies fertigbrachten, aber seine Mutter hatte dies auch gekonnt. Ein Biß – und sie kannte die Bestandteile jedweder Nahrung oder eines Getränks.
    Ein Blick auf die verzierte Uhr in der gegenüberliegenden Wand zeigte Teg, daß es später war, als er gedacht hatte: die dritte Stunde des Nachmittags war angebrochen. An sich hätte Duncan noch im Übungsraum sein sollen, aber nachdem Teg Lucilla in den oberen Regionen der Kugel hatte verschwinden sehen, war er der Ansicht gewesen, dies sei eine gute Gelegenheit für ein Gespräch unter vier Augen.
    Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich Duncan gegenüber an den Tisch.
    »Ich hasse diese Uhren!« erklärte Duncan.
    »Du haßt alles hier«, sagte Teg, aber er warf einen erneuten Blick auf die Uhr. Es war eine Antiquität: sie hatte ein rundes Zifferblatt, zwei einander ähnliche Zeiger und einen Digitalzähler für die Sekunden. Die beiden Zeiger waren priapisch – nackte menschliche Gestalten. Ein großer Mann mit einem gewaltigen Phallus und eine schlanke Frau mit weit gespreizten Beinen. Wenn die beiden Zeiger sich trafen, sah es so aus, als dringe der Mann in die Frau ein.
    »Vulgär«, stimmte Teg ihm zu. Er deutete auf Duncans Getränk: »Schmeckt es dir?«
    »Es ist in Ordnung, Sir. Lucilla meint, ich sollte es nach der Übung trinken.«
    »Meine Mutter hat mir immer ein ähnliches Getränk gemixt – bevor ich zur Übungsstunde ging«, sagte Teg. Er beugte sich vor und schnupperte. Dabei erinnerte er sich an den Nachgeschmack, den würzigen Duft der Melange.
    »Wie lange müssen wir noch hierbleiben, Sir?« fragte Duncan.
    »Bis wir von den richtigen Leuten gefunden werden oder wir sicher sein können, daß uns niemand finden wird.«
    »Aber ... wie werden wir das wissen, so abgeschnitten, wie wir hier sind?«
    »Wenn ich der Meinung bin, der rechte Zeitpunkt sei da, nehme ich die Schilddecke und werde mich draußen umsehen.«
    »Ich hasse diesen Ort!«
    »Das sehe ich. Aber hast du nichts über Geduld gelernt?«
    Duncan verzog das Gesicht. »Sir, warum verhindern Sie, daß ich mit Lucilla allein bin?«
    Teg, der, während Duncan sprach, die Luft einsog, hielt den Atem an. Der Junge hatte es also gemerkt. Und wenn er es wußte, mußte Lucilla es auch wissen!
    »Ich glaube nicht, daß Lucilla weiß, was Sie tun, Sir«, sagte Duncan, »aber allmählich müßte sie Ihnen draufkommen.« Er sah sich um. »Würde dieser Raum nicht so viel ihrer Aufmerksamkeit beanspruchen? Wo geht sie sonst schon hin?«
    »Ich glaube, sie ist oben in der Bibliothek.«
    »Bibliothek!«
    »Ganz meine Meinung: primitiv, aber faszinierend.« Teg hob den Blick und musterte die verschnörkelte Zimmerdecke. Der Augenblick der Entscheidung war gekommen. Er konnte nicht davon ausgehen, daß er Lucilla noch länger an der Nase herumführen konnte. Teg teilte allerdings ihre Faszination. Es war leicht, sich angesichts dieser Wunder selbst zu verlieren. Der gesamte Nicht-Kugel-Komplex – er durchmaß etwa zweihundert Meter – war ein Fossil, aber ein gut gewartetes. Teg schätzte, daß es viel älter war als das des Tyrannen.
    Wenn Lucilla darüber sprach, nahm ihre Stimme einen heiseren, flüsternden Tonfall an. »Gewiß hat der Tyrann von diesem Ort gewußt.«
    Tegs Mentatenbewußtsein hatte sich sofort in diese Vorstellung vertieft. Warum hat der Tyrann es der Familie Harkonnen gestattet, einen so großen Teil ihres Restvermögens in ein solches Unternehmen zu investieren? Vielleicht aus einem einzigen Grund: um sie finanziell auszubluten.
    Die Kosten für die Bestechungsgelder und die Gildentransporte der ixianischen Anlagen mußten astronomisch gewesen sein.
    »Hat der Tyrann gewußt, daß wir diesen Ort eines Tages brauchen würden?« hatte Lucilla gefragt.
    Aufgrund der hellseherischen Kräfte, die Leto II. oft genug demonstriert hatte, konnte Teg ihr nur zustimmen.
    Als er den Blick nun auf Duncan richtete, der ihm gegenübersaß, fühlte Teg, wie sich seine Nackenhaare sträubten. Irgend etwas an diesem Harkonnen-Versteck kam ihm gespenstisch vor – als wäre der Tyrann einst selbst hier gewesen. Was war aus den Harkonnens geworden, die die Kugel gebaut hatten? Teg und Lucilla hatten nicht den geringsten Hinweis auf die Frage gefunden, warum die Kugel nie benutzt worden war.
    Keiner von ihnen konnte sich in der Nicht-Kugel bewegen, ohne das akute Gefühl der Geschichte zu verspüren. Teg

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