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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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abspielte, wurde heikel. Seit Generationen gaukelte man der rakisianischen Priesterschaft nun die Möglichkeit eines Bündnisses vor. Aber jetzt? Nun mußten die Tleilaxu glauben, man habe sie den Priestern vorgezogen. Odrades auf drei Pfeilern fußendes Bündnis würde die Priester glauben machen, jede Ehrwürdige Mutter sei bereit, dem Zerlegten Gott den Untertaneneid zu schwören. Das priesterliche Konzil würde aufgrund dieser Aussicht in ein aufgeregtes Gestammel verfallen. Die Tleilaxu sahen jetzt natürlich eine Chance, ein Melange-Monopol zu errichten, da sie zumindest eine Quelle kontrollierten, die von ihnen unabhängig war.
    Das Geklapper an der Tür machte Taraza klar, daß eine ihrer Helferinnen mit dem Tee angekommen war. Wenn die Mutter Oberin noch spät arbeitete, verstand sich dies von selbst. Taraza warf einen Blick auf den Tischchrono, ein ixianisches Instrument, das so genau funktionierte, daß es in einem Jahrhundert nur eine Sekunde nachging. Es war 1:23:11.
    Sie rief die Helferin herein. Das Mädchen, eine Blaßblonde mit kalten, neugierigen Augen, trat ein und beugte sich vor, um das, was auf ihrem Tablett stand, vor Taraza auszubreiten.
    Taraza ignorierte das Mädchen und musterte den Rest der ihr verbliebenen Arbeit. Es war noch viel zu tun. Arbeit war wichtiger als Schlaf. Aber ihr Kopf schmerzte, und sie verspürte ein vielsagendes Schwindelgefühl, als sei ihr Gehirn gelähmt. Sie wußte, daß auch der Tee ihr keine große Erleichterung bringen würde. Sie hatte dermaßen viel gearbeitet, daß sie dem geistigen Hungertod nahe war, und dies mußte sie in Ordnung bringen, bevor sie weitermachen konnte. Ihre Schultern und ihr Rücken pulsierten.
    Die Helferin wollte hinausgehen, aber Taraza hielt sie mit einer Geste zurück. »Massierst du mir bitte den Rücken, Schwester?«
    Die ausgebildeten Hände der Helferin bearbeiteten Tarazas verspannten Rücken. Gutes Mädchen. Taraza lächelte bei diesem Gedanken. Natürlich war sie gut. Jemand mit weniger Talenten hätte einer Mutter Oberin nicht dienen dürfen.
    Als das Mädchen gegangen war, blieb Taraza schweigend und in Gedanken versunken sitzen. So wenig Zeit. Sie gönnte sich keine Minute Schlaf. Es gab keinen anderen Weg. Aber irgendwann verlangte ihr Körper das Unausweichliche. Sie hielt sich nun seit Tagen gewaltsam aufrecht. Ohne den vor ihr stehenden Tee eines Blickes zu würdigen, stand Taraza auf und ging durch den Korridor zu ihrer kleinen Schlafzelle. Sie informierte die Nachtwache, daß man sie um 11:00 wecken sollte, dann legte sie sich voll angezogen auf das harte Lager.
    Sie regulierte ihre Atmung, schaltete ihre Sinne aus und ließ sich in ein geistiges Zwischenstadium fallen.
    Der Schlaf kam nicht.
    Sie spulte ihr gesamtes Repertoire ab, aber sie schlief trotzdem nicht ein.
    Taraza blieb lange Zeit einfach liegen. Schließlich erkannte sie, daß sämtliche Techniken, die dazu dienten, ihr Schlaf zu verschaffen, nicht funktionierten. Sie mußte das Zwischenstadium langsam durchlaufen. In dieser Zeit konnte sie ihre Gedanken dahintreiben lassen.
    In der rakisianischen Priesterschaft hatte sie nie ein zentrales Problem gesehen. Die Priester waren religiöse Menschen, also konnte man sie auch mit Religion manipulieren. Sie hielten die Bene Gesserit hauptsächlich für eine Macht, die ihre Dogmen noch verstärkte. Sollten sie es weiterhin glauben. Es war der Köder, der sie blenden würde.
    Sie verwünschte Miles Teg. Drei Monate waren vergangen, ohne daß er sich gemeldet hatte. Und auch Burzmali hatte keinen positiven Bericht geliefert. Aufgewirbelter Boden, Anzeichen des Starts eines Nicht-Schiffes. Wohin konnte Teg gegangen sein? Vielleicht war der Ghola schon tot. Teg hatte so etwas noch nie getan. Die alte Verläßlichkeit. Deswegen hatte sie ihn ausgewählt. Dies, seine militärischen Fähigkeiten und seine Ähnlichkeit mit dem alten Herzog Leto – all jene Dinge, die man in ihm herangezüchtet hatte.
    Teg und Lucilla. Ein perfektes Team.
    Wenn der Ghola nicht tot war – war er dann nicht mehr in ihrer Reichweite? Hatten die Tleilaxu ihn erwischt? Angreifer aus der Diaspora? Es gab viele Möglichkeiten. Die alte Verläßlichkeit. Schweigen. War das Schweigen seine Botschaft? Wenn ja: Was versuchte er ihr zu sagen?
    Jetzt, wo sowohl Schwangyu als auch Patrin tot waren, rochen die Ereignisse von Gammu mächtig nach einer Verschwörung. Ob die Möglichkeit bestand, daß irgend jemand vor langer Zeit Teg dazu ausersehen

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