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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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vorher nicht bemerkt hatte.
    Duncan musterte Lucilla. »Du glaubst, du wirst deinen Auftrag nicht erfüllen können?«
    »Aber nicht doch«, sagte sie. »Schließlich bist du immer noch ein männliches Wesen.«
    Und sie dachte: Ja, der Fortpflanzungstrieb muß diesem heranwachsenden Leib bereits stark zusetzen. Wirklich, seine Hormonalzünder sind sämtlich intakt und warten nur darauf, daß man sie anstachelt. Seine gegenwärtige Verfassung und die Art, wie er sie momentan ansah, zwangen sie jedoch dazu, ihre Aufmerksamkeit auf eine andere Ebene zu richten, die alle ihre Energien erforderte.
    »Was haben die Tleilaxu mit dir gemacht?« wollte sie wissen.
    Mit einer Respektlosigkeit, die er gar nicht verspürte, sagte Duncan: »Oh, Große Einprägerin, glaub mir – wenn ich es wüßte, würde ich es dir sagen.«
    »Du glaubst wohl, wir machen hier ein Spielchen?« fragte Lucilla.
    »Wenn es eins ist, würde ich gern etwas über die Regeln erfahren.«
    »Inzwischen wissen viele, daß wir nicht auf Rakis sind«, sagte sie, »denn man hat von uns erwartet, daß wir dorthin fliehen würden.«
    »Und auf Gammu wimmelt es von Menschen, die aus der Diaspora zurückkehren«, sagte Teg. »Sie sind zahlreich genug, um hier alles auf den Kopf zu stellen.«
    »Wer würde schon die Existenz einer verschollenen Nicht-Kugel aus der Harkonnen-Ära vermuten?« fragte Duncan.
    »Jeder, der eine Verbindung zwischen Rakis und Dar-es-Balat ziehen kann«, sagte Teg.
    »Wenn du schon glaubst, hier ginge es um ein Spiel, dann solltest du dich auch mit dessen Notwendigkeiten vertraut machen«, sagte Lucilla. Sie wirbelte auf dem Absatz herum und konzentrierte sich auf Teg. »Und du hast Taraza den Gehorsam verweigert!«
    »Das ist nicht wahr! Ich habe genau das getan, was sie mir aufgetragen hat. Ich bin ihr Bashar. Du vergißt wohl, wie gut sie mich kennt.«
    Mit einer Abruptheit, die sie auf der Stelle zum Schweigen brachte, wurden Lucilla die Hintergründe der Schachzüge Tarazas klar ...
    Wir sind die Bauern!
    Welches Feingefühl Taraza stets unter Beweis stellte, wenn sie ihre Bauern manövrierte. Lucilla fühlte sich bei dem Gedanken, ein Bauer zu sein, nicht gedemütigt. Dies war ein Wissen, das in jede Ehrwürdige Mutter der Schwesternschaft hineingezüchtet und zu dem sie ausgebildet worden war. Selbst Teg wußte es. Nein, nicht gedemütigt. Das, was sie umgab, erhöhte Lucilla innerlich. Tegs Worte erfüllten sie mit Ehrfurcht. Wie seicht war doch ihre bisherige Betrachtungsweise jener Kräfte gewesen, mit denen sie verwoben waren. Es war, als hätte sie lediglich die Oberfläche eines reißenden Stroms gesehen – und von dort aus nur einen kurzen Blick auf die tieferliegenden Wirbel erhascht. Aber jetzt spürte sie, daß es um sie herum überall floß. Und das versetzte sie in Furcht.
    Bauern sind entbehrlich.

27
     
Wegen eures Glaubens an Einzigartigkeiten und das granulöse Ganze streitet ihr jegliche Bewegung ab – sogar die der Evolution! Während ihr ein granulöses Universum in eurem Bewußtsein hervorruft, das dortselbst Gestalt annimmt, seid ihr der Bewegung gegenüber blind. Wenn sich die Dinge ändern, löst sich euer absolutes Universum auf, und es ist für eure sich selbst beschränkende Wahrnehmung nicht mehr zugänglich. Das Universum hat sich an euch vorbeibewegt.
Erste Fassung des Atreides-Manifests,
Bene Gesserit-Archiv
     
     
    Taraza legte die Hände gegen ihre Schläfen und preßte beide Handflächen auf die Ohren. Selbst ihre Finger konnten die dahinterliegende Müdigkeit spüren. Genau zwischen ihren Händen: Erschöpfung. Ein kurzes Flackern der Lider, und sie fiel in eine Entspannungstrance. Die gegen ihren Kopf gepreßten Hände waren der einzige Brennpunkt körperlicher Wahrnehmung.
    Einhundert Herzschläge.
    Sie hatte dies regelmäßig praktiziert, seit sie ein Kind gewesen war. Ihre erste Bene Gesserit-Technik. Genau einhundert Herzschläge. Nach all den Jahren der Übung konnte ihr Körper die Schläge automatisch abmessen – wie ein inneres Metronom.
    Als sie bei hundert angekommen war und die Augen wieder öffnete, hatte sie ein besseres Gefühl im Kopf. Sie hoffte, daß ihr wenigstens zwei Stunden blieben, bis die Erschöpfung sie erneut übermannen würde. Die einhundert Herzschläge hatten ihr diverse Extrajahre des Wachzustands verschafft.
    Am heutigen Abend jedoch führte der Gedanke an diesen alten Trick ihre Erinnerung geradewegs in die Vergangenheit. Sie fand sich gefangen in ihrer

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