Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
und Meißeln an den Wänden und der Decke. Das Gefühl der Gefahr war kaum noch auszuhalten. Odrade sagte die Litanei gegen die Furcht auf und ließ den Lichtstrahl durch den Raum gleiten. Er war beinahe quadratisch, mit einer Seitenlänge von etwa zwei Metern. Die Decke lag kaum einen halben Meter über ihrem Kopf. Der Zimtgeruch reizte ihre Nasenschleimhäute. Odrade nieste, und als sie – mit den Augenlidern flatternd – zu Boden sah, gewahrte sie neben der Schwelle eine kaum wahrnehmbare Verfärbung.
    Weitere Merkmale einer vor langer Zeit erfolgten Suche?
    Als sie sich hinunterbeugte und das Licht aus einem schrägen Winkel auf diesen Punkt niederfallen ließ, entdeckte sie, daß sie lediglich auf den Schatten von etwas gestoßen war, das jemand tief in den Fels geätzt hatte. Der größte Teil wurde von Staub verhüllt. Odrade kniete sich hin und schob ihn beiseite. Eine dünne, aber sehr tiefe Ätzung. Was ihre Bedeutung auch sein mochte, sie sollte die Zeiten überdauern. Die letzte Nachricht einer verschollenen Ehrwürdigen Mutter? Es war eine bekannte Bene Gesserit-Methode. Odrade preßte ihre empfindlichen Fingerspitzen gegen die Ätzung und rekonstruierte in ihrem Geist deren Verlauf.
    Erkenntnis machte sich in ihr breit: ein Wort in Alt-Chakobsa. Es bedeutete ›HIER‹.
    Es war kein gewöhnliches ›hier‹, um irgendeinen gewöhnlichen Standort zu bezeichnen, sondern das akzentuierte und emphatische ›HIER‹, dessen Bedeutung ausdrückte: »Du hast mich gefunden!« Ihr Herz hämmerte.
    Odrade legte die Handlampe neben ihrem rechten Knie auf den Boden und erforschte mit den Fingern die uralte, neben die Schwelle geätzte Aufforderung. Für das Auge schien das Gestein glatt zu sein, aber ihre Finger betasteten winzige Unebenheiten. Odrade tastete sie ab, drehte und wendete sich, änderte mehrere Male den Druckwinkel und wiederholte ihre Anstrengungen.
    Nichts.
    Auf die Fersen zurückgelehnt überdachte Odrade die Situation.
    ›HIER‹.
    Das warnende Gefühl war noch stärker geworden. Sie spürte, daß es ihre Atmung beeinträchtigte.
    Sie zog sich ein Stück zurück, nahm die Lampe wieder an sich und legte sich in voller Länge auf den Boden, um aus nächster Nähe die Umgebung der Schwelle abzusuchen. HIER! Ob sie den Fels mit einem Meißel aufstemmen sollte? Nein ... ein Hinweis auf einen Meißel war es nicht. Dieses Ding roch nach dem Tyrannen, nicht nach einer Ehrwürdigen Mutter. Sie versuchte, die Wand zur Seite zu drücken. Nichts geschah.
    Unter der Anspannung der Gefahr, der sie sich ausgesetzt fühlte, und angesichts der Frustration stand Odrade auf und versetzte der Schwelle neben dem eingeätzten Wort einen Tritt. Bewegung! Über ihrem Kopf war ein grobes, sandiges Knirschen zu vernehmen.
    Als vor ihr eine Sandkaskade zu Boden stürzte, zuckte Odrade zurück. Ein tiefes Rumpeln erfüllte den winzigen Raum. Unter ihren Füßen erbebte das Gestein. Der vor ihr liegende Boden klappte in Richtung Eingang nach unten. Unter dem Eingang und den ihn säumenden Mauern befand sich ein Hohlraum.
    Erneut fühlte Odrade sich nach vorn und ins Unbekannte hineingezogen. Ihre Lampe fiel mit, der Lichtstrahl überschlug sich mehrere Male. Dunkle, rötlichbraune Haufen nahmen vor ihr Form an. Zimtgeruch drängte sich in ihre Nase.
    Sie fiel neben ihre Lampe auf einen weichen Melangehaufen. Die Öffnung, durch die sie gerutscht war, lag außerhalb ihrer Reichweite, fünf Meter über ihr. Sie hob die Lampe auf. Der Lichtstrahl fiel auf breite Steinstufen, die man neben der Öffnung ins Gestein gehauen hatte. Auch sie waren beschriftet, aber im Moment sah Odrade in ihnen nur einen Weg zurück. Die erste Panik flaute ab, aber das Gefühl der Gefahr ließ sie kaum zu Atem kommen. Sie zwang sich, ihre Brustmuskulatur in Bewegung zu setzen.
    Der Lichtstrahl raste von links nach rechts, um den Ort zu erkunden, an dem sie gelandet war. Es war ein langgezogener Raum, und er lag genau unter dem Korridor, durch den sie von der großen Kammer aus gegangen war. Und er war voll von Melangehaufen!
    Odrade ließ den Strahl nach oben wandern und erkannte, warum die Sucher, die durch den über ihr liegenden Korridor gegangen waren, dieses Lager nicht entdeckt hatten. Sich kreuzende Felsverstrebungen leiteten sämtliche Spannung den Felswänden zu. Jeder, der sich über diesem Raum befand, mußte einfach der Illusion eines soliden Felsbodens erliegen.
    Erneut warf Odrade einen Blick auf das sie umgebende Gewürz. Selbst bei

Weitere Kostenlose Bücher