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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Wer weiß, was inzwischen aus ihm geworden ist?«

37
     
Historiker üben große Macht aus, und einige von ihnen sind sich dessen bewußt. Sie erschaffen die Vergangenheit neu und ändern sie so, daß sie zu ihren Interpretationen paßt. Und damit verändern sie die Zukunft.
Leto II.
Seine Stimme
Von Dar-es-Balat
     
     
    Duncan folgte seinem Führer widerspruchslos durch das Licht der Morgendämmerung. Der Mann sah möglicherweise alt aus, aber er war gelenkig wie eine Gazelle und zeigte keinerlei Ermüdungserscheinungen.
    Sie hatten ihre Nachtbrillen erst wenige Minuten zuvor abgenommen. Duncan war froh, sie los zu sein. Im matten Sternenlicht, das zwischen dicken Ästen herabschien, hatte alles so finster ausgesehen. Hinter den Brillengläsern war die Welt überhaupt nicht mehr existent gewesen, und das, was er aus den Augenwinkeln sah, schien unablässig zu tanzen und zu fließen – da eine Ansammlung gelber Sträucher, dort zwei Silberborkenbäume, und schließlich eine Steinmauer mit einem eingebauten Plastahl-Tor, umgeben vom flackernden Blau eines Brennschildes. Schließlich eine gewölbte Brücke aus einheimischem Felsgestein. Unter seinen Füßen war es grün und schwarz. Dann ein gewölbter Einstieg aus weißem, poliertem Stein. Die Bauweise erschien ihm ausnahmslos alt und teuer und handgefertigt.
    Duncan hatte keine Ahnung, wo er war. Nichts in dieser Umgebung tauchte in seinen Erinnerungen aus den alten Zeiten von Giedi Primus auf.
    Die Morgendämmerung zeigte ihm, daß sie einem dreifach abgeschirmten Wildwechsel bergauf folgten. Es wurde steiler. Hin und wieder sah er durch das Geäst der Bäume; links von ihnen lag ein Tal. Am Himmel hing eine Nebelwolke. Sie wirkte wie ein Wächter, verbarg die Entfernungen und schloß sie während des Weiterkletterns ein. Ihre Welt wurde mit jedem Schritt kleiner; der Ort, an dem sie sich befanden, schien den Kontakt mit dem restlichen Universum zu verlieren.
    Während einer kurzen Pause, die weniger dem Ausruhen als einem Hineinlauschen in den sie umgebenden Wald diente, musterte Duncan das vom Nebel verhüllte Gelände genauer. Er fühlte sich verdrängt, aus einem Universum entfernt, das einen Himmel hatte und über ein Aussehen verfügte, das es mit anderen Planeten verband.
    Seine Verkleidung war einfach: Tleilaxu-Kaltwetter-Kleidung und Wangenfüller, um sein Gesicht runder erscheinen zu lassen. Sein gelocktes, schwarzes Haar war mit Hilfe einer Chemikalie unter Verwendung von Hitze geglättet worden, und man hatte es zu einem sandfarbenen Blond gefärbt und unter einer dunklen Kappe verborgen. Man hatte ihm die Schamhaare rasiert. Er hatte sich in dem Spiegel, den man ihm vorgehalten hatte, kaum selbst wiedererkannt.
    Ein dreckiger Tleilaxu!
    Die Verwandlungskünstlerin war eine alte Frau mit glitzernden, graugrünen Augen gewesen. »Sie sind nun ein Tleilaxu-Meister«, sagte sie. »Ihr Name ist Wose. Ein Führer wird Sie zum nächsten Ort bringen. Wenn Ihnen Fremde begegnen, behandeln Sie ihn wie einen Gestaltwandler. Ansonsten richten Sie sich nach seinen Anweisungen.«
    Man brachte ihn durch einen sich windenden Gang aus der Höhle, deren Wände und Decke dicht von nach Moschus riechenden grünen Algen bedeckt waren. In sternenerhellter Finsternis schoben sie ihn aus dem Gang in eine kalte Nacht – in die Hände eines unsichtbaren Mannes, einer schwerfälligen Gestalt in wattierter Kleidung.
    Hinter Duncan flüsterte eine Stimme: »Hier ist er, Ambitorn. Bring ihn durch!«
    Der Führer sagte mit kehligem Akzent: »Folgen Sie mir!« Er hakte eine Führungsleine in Duncans Gurt, setzte ihm eine Nachtbrille auf und drehte sich um. Duncan spürte den Zug der Leine, dann waren sie auch schon unterwegs.
    Der Sinn der Führungsleine war ihm klar. Er bestand nicht darin, daß er in der Nähe seines Führers blieb. Mit der Nachtbrille konnte er diesen Ambitorn deutlich genug sehen. Nein, die Leine diente dazu, ihn schnell von den Beinen zu reißen, wenn Gefahr im Anzug war. So brauchte man keine Worte zu wechseln.
    Während der Nacht überquerten sie viele eisbedeckte Rinnsale. Das Land war flach. Das Licht der Frühmonde Gammus drang hin und wieder durch die neben ihnen aufragenden Gewächse. Schließlich erreichten sie einen niedrigen Hügel, der ihnen einen Ausblick auf buschbedecktes Ödland gewährte. Im silbernen Mondlicht wirkte die schneebedeckte Landschaft seltsam hell. Dann ging es abwärts. Das Buschwerk, das Duncans Führer um Manneslänge

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