Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
schaute auf die beladenen Körbe zurück.
Der Bauer musterte Teg von der Seite. »Wir gehen zu einem Marktzentrum. Unsere Produkte werden dann von anderen nach Ysai gebracht.«
Während sie sich unterhielten, stellte Teg fest, daß der Bauer ihn ziemlich an den Straßenrand drängte. Der Mann sah sich um, zuckte leicht mit dem Kopf und deutete dann voraus. Drei weitere Bauern schlossen auf, näherten sich ihnen und isolierten Teg und seinen Begleiter, bis ihre großen Körbe sie vom Rest der Fußgänger abschirmten.
In Teg machte sich Spannung breit. Was hatten sie vor? Er witterte jedoch keine Gefahr. Seine verdoppelte Vision entdeckte in dieser plötzlichen Umzingelung keinerlei Feindseligkeit.
Ein schweres Fahrzeug jagte an ihnen vorbei und fuhr weiter. Teg erfuhr nur deswegen davon, weil er den Geruch verbrannten Treibstoffs roch. Der Fahrtwind brachte die Körbe zum Erbeben, dann hörte er das Brummen eines starken Motors und spürte, daß auch seine Begleiter ihre Muskeln anspannten. Die hohen Körbe verdeckten das vorbeifahrende Fahrzeug völlig.
»Wir haben Sie gesucht, um Sie zu beschützen, Bashar«, sagte der Bauer neben ihm. »Es sind viele hinter Ihnen her, aber von denen, die bei uns sind, droht keine Gefahr.«
Teg warf dem Mann einen überraschten Blick zu.
»Wir haben mit Ihnen auf Renditai gedient«, sagte der Bauer.
Teg schluckte. Renditai? Dann fiel es ihm wieder ein – ein kleines Scharmützel, wenn man sämtliche Auseinandersetzungen und Verhandlungen in Betracht zog, an denen er beteiligt gewesen war.
»Es tut mir leid«, sagte Teg, »aber ich kenne Ihren Namen nicht.«
»Freuen Sie sich, daß Sie unsere Namen nicht kennen. Es ist besser so.«
»Aber ich bin Ihnen sehr dankbar.«
»Wir schulden Ihnen noch etwas, Bashar. Und wir sind froh, daß wir es zurückzahlen können.«
»Ich muß nach Ysai«, sagte Teg.
»Dort ist es gefährlich.«
»Gefährlich ist es überall.«
»Wir dachten uns schon, daß Sie nach Ysai wollen. Bald wird jemand kommen, dann können Sie im Verborgenen weiterreisen. Ahhh, da ist er ja schon. Wir haben Sie hier nicht gesehen, Bashar. Sie sind nicht hier gewesen.«
Einer der anderen Bauern übernahm das Geschirr der Ladung seines Kollegen. Er zog jetzt zwei Korbleinen, während der Mann, mit dem Teg sich unterhalten hatte, ihn in ein dunkles Gefährt hineinschob. Teg erblickte funkelnden Plastahl und Plaz, denn er sah das ihn aufnehmende Fahrzeug nur kurz. Hinter ihm schloß sich eine Tür, dann fand er sich auf einem gepolsterten Sitz wieder – allein im hinteren Teil eines Bodenfahrzeugs. Der Wagen wurde schneller, und bald hatte er die wandernden Bauern hinter sich gelassen. Die Fenster, die Teg umgaben, waren verdunkelt worden und ließen ihn nur schemenhaft die Außenwelt erahnen. Der Fahrer war nur eine schattenhafte Silhouette.
Die erste Möglichkeit, sich nach der Gefangenschaft in warmer Bequemlichkeit zu entspannen, verführte Teg beinahe zum Schlafen. Er witterte keinerlei Bedrohung. Sein Körper schmerzte noch immer, denn er hatte ihm allerlei abverlangt. Dazu kamen die Auswirkungen der Behandlung durch die T-Sonde. Trotzdem sagte er sich: Bleib wach und alarmbereit!
Der Fahrer beugte sich zur Seite und sagte, ohne sich umzudrehen, über die Schulter hinweg: »Sie sind jetzt seit zwei Tagen hinter Ihnen her, Bashar. Es gibt Leute, die glauben, Sie hätten den Planeten längst verlassen.«
Zwei Tage?
Der Lähmer – und was sie sonst noch mit ihm angestellt hatten – hatte ihn lange in Bewußtlosigkeit verharren lassen. Kein Wunder, daß er so hungrig war. Er versuchte seine innere Uhr zu befragen, aber alles, was er wahrnehmen konnte, war ein seltsames Geflatter – wie immer, wenn er dies tat, seit man ihn der T-Sonde ausgesetzt hatte. Sein Zeitsinn und alles, was damit zusammenhing, waren nicht mehr das gleiche.
Es gab also Leute, die glaubten, er hätte den Planeten verlassen.
Teg fragte nicht, wer ihn jagte. Während des Angriffs und der anschließenden Folterung hatte er sowohl Tleilaxu als auch Angehörige der Diaspora gesehen.
Er sah sich in dem Fahrzeug um. Es war eines dieser ansehnlichen Bodenfahrzeuge aus der Zeit vor der Diaspora, und es wies die Merkmale bester ixianischer Produktion auf. Obwohl er noch nie in einem Fahrzeug dieses Typs gefahren war, waren sie ihm nicht unbekannt. Restauratoren kauften sie, um sie von Grund auf zu erneuern. Sie taten alles, um die Qualitäten der alten Zeit wieder aufleben zu lassen. Teg
Weitere Kostenlose Bücher