Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
sie eintraten, leerte es sich zusehends. »Dieses Restaurant wird überall empfohlen«, sagte Burzmali, als sie sich in eine Nische setzten und darauf warteten, daß die Karte projiziert wurde.
Lucilla musterte die aufbrechenden Gäste. Sie hielt sie für die Nachtschicht der in der Umgebung befindlichen Fabriken und Büros. Sie wirkten ängstlich in ihrer Eile, als fürchteten sie sich vor dem, was über sie hereinbrechen mochte, wenn sie zu spät kamen.
Wie isoliert sie doch in der Festung gewesen war. Dennoch gefiel es ihr nicht, was sie auf Gammu zu sehen bekam. Wie heruntergekommen dieses Lokal wirkte! Die Barhocker an der Theke zu ihrer Rechten waren abgewetzt und gesplittert. Die Tischplatte vor ihnen hatte man so lange mit Sandseife gescheuert, daß der Absauger, dessen Mündung sie neben ihrem linken Ellbogen sehen konnte, nicht mehr in der Lage war, sie reinzuhalten. Es gab nicht einmal das Anzeichen des billigsten Schallprojektors, um die Sauberkeit aufrechtzuerhalten. Die Kratzer auf der Tischplatte enthielten Nahrungs- und andere Schmutzreste. Lucilla fröstelte vor Ekel. Sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß es ein Fehler gewesen war, sich von dem Ghola zu trennen.
Sie sah jetzt, daß die Karte projiziert wurde. Burzmali las sie grade durch.
»Ich werde für Sie mitbestellen«, sagte er.
Es war seine Art, ihr mitzuteilen, er lege keinen Wert darauf, daß sie einen Fehler machte, der einer Hormu-Frau niemals unterlief.
Es paßte ihr überhaupt nicht, daß sie sich so abhängig fühlte. Sie war eine Ehrwürdige Mutter! Man hatte sie dazu ausgebildet, in jeder Situation das Kommando zu übernehmen, sie war die Herrin ihres eigenen Schicksals. Wie ermüdend dies alles war. Sie deutete auf das schmutzige Fenster zu ihrer Linken, von dem aus man Leute sehen konnte, die durch die enge Straße gingen.
»Ich verliere eine Menge, solange wir hier herumtändeln, Skar«, sagte sie.
Na bitte! Das entsprach genau ihrem Charakter.
Burzmali hätte beinahe einen Seufzer von sich gegeben. Endlich! dachte er. Sie hatte wieder als Ehrwürdige Mutter zu funktionieren begonnen. Er verstand ihre zerstreute Verhaltensweise nicht, mit der sie die Stadt und ihre Bewohner betrachtete.
Aus dem Speiseschlitz glitten zwei milchige Getränke auf den Tisch. Burzmali leerte sein Glas in einem Zug. Lucilla prüfte ihr Getränk mit der Zungenspitze, analysierte seine Bestandteile. Ein imitiertes Kaffeat, durchsetzt mit Nußgeschmack.
Mit einer Kinnbewegung gab Burzmali ihr zu verstehen, daß sie schneller trinken sollte. Sie gehorchte und unterdrückte angesichts des künstlichen Aromas eine Grimasse. Die Aufmerksamkeit Burzmalis galt inzwischen etwas, das sich hinter ihrer rechten Schulter befand, aber sie wagte nicht, sich umzudrehen. Es würde gegen ihre Rolle verstoßen.
»Kommen Sie!« Er legte eine Münze auf den Tisch und drängte sie auf die Straße hinaus. Dabei zeigte er das Lächeln eines begierigen Kunden, während sein Blick äußerste Wachsamkeit signalisierte.
Das Tempo auf den Straßen hatte sich gewandelt. Nun waren weniger Menschen unterwegs. Die im Schatten liegenden Hauseingänge wirkten bedrohlicher als zuvor. Lucilla erinnerte sich daran, daß sie die Angehörige einer mächtigen Gilde verkörperte. Die gewöhnlichen Kriminellen der Straße würden ihr nichts tun. Und tatsächlich machten die wenigen Menschen, die noch unterwegs waren, bereitwillig Platz für sie, sobald sie die Drachen auf ihrem Gewand sahen. Sie sahen dabei ehrfürchtig drein.
Burzmali blieb vor einem Eingang stehen.
Er sah aus wie die anderen auf dieser Straße auch und lag etwas vom Bürgersteig ab. Er war so hoch, daß er schmaler erschien, als er tatsächlich war. Ein altmodischer Sicherheitsstrahl bewachte ihn. Offensichtlich war noch keins der neueren Systeme bis in die Slums vorgedrungen. Die Straßen selbst waren eine weitere Bestätigung: Man hatte sie für Bodenfahrzeuge konstruiert. Lucilla zweifelte daran, daß es irgendwo in der Umgebung einen Dachlandeplatz gab. Nirgendwo gab es ein Anzeichen von Thoptern oder Seglern. Aber da war Musik – und der schwache Eindruck von Semuta. Etwas Neues bezüglich der Semutaabhängigkeit? Diese Umgebung war wie geschaffen für Süchtige, die zugrundegehen wollten.
Lucilla sah an der Gebäudefront hoch, während Burzmali vor ihr herging und ihre Anwesenheit dadurch bekanntmachte, daß er durch den Türstrahl schritt.
Die Front des Gebäudes war fensterlos. Auf der
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