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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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seine gedruckten Worte – und sogar Holofotos. Alles war erklärt, und sie wußten, daß die Wüstenoberfläche Rakis' eine Reproduktion der Ursprungsform des Planeten war. Er sah nun wieder so aus wie am Anfang, als er die einzige bekannte Quelle des Heiligen Gewürzes gewesen war.
    »Sie fragt nach Gottes Familie«, sagte Stiros. »Warum sollte sie uns nach ...?«
    »Weil sie uns prüft. Haben wir der Familie den richtigen Platz zugewiesen? Der Ehrwürdigen Mutter Jessica und ihrem Sohn Muad'dib, und dessen Sohn Leto II. – der heiligen himmlischen Dreifaltigkeit?«
    »Leto II.«, murmelte Stiros. »Und was ist mit dem anderen Leto, den die Sardaukar umgebracht haben? Was ist mit dem?«
    »Vorsicht, Stiros!« sagte Tuek. »Du weißt, wie mein Urgroßvater über diese Frage entschieden hat, als er meinen Platz einnahm. Unser Zerlegter Gott wurde in einem Teil von ihm wiedergeboren, um im Himmel zu bleiben und in Fragen der Macht zu vermitteln. Dieser Teil seines Ichs wurde daraufhin namenlos, wie es die Wahre Essenz Gottes stets sein sollte!«
    »Oh?«
    Tuek hörte den ätzenden Zynismus in der Stimme des Alten. Stiros' Worte schienen in der weihrauchgeschwängerten Luft zu beben und ein nicht minder ätzendes Echo zu erzeugen.
    »Und warum fragt sie dann, wie unser Leto in den Zerlegten Gott verwandelt wurde?« wollte Stiros wissen.
    Stellte er etwa die Heilige Metamorphose in Frage? Tuek war entsetzt. »Wenn die Zeit da ist, wird sie uns erleuchten«, sagte er.
    »Unsere mageren Erklärungen müssen sie mit Angst erfüllen«, höhnte Stiros.
    »Du gehst zu weit, Stiros!«
    »Wirklich? Ist es für dich nicht erleuchtend, wenn sie fragt, wie die Sandforellen den größten Teil unseres Wassers in sich einkapseln und so die Wüste neu erschaffen?«
    Tuek versuchte, seine zunehmende Verärgerung zu vertuschen. Stiros vertrat tatsächlich eine starke Fraktion der Priesterschaft, aber seine Worte warfen Fragen auf, die andere Hohepriester bereits vor langer Zeit beantwortet hatten. Die Metamorphose Letos II. hatte unzähligen Sandforellen das Leben gegeben, von denen jede einzelne ein Stück seines Ichs enthielt, verstreut über die Wüsten der Welt. Von der Sandforelle zum Zerlegten Gott: diese Reihenfolge war bekannt und geheiligt. Wer sie in Frage stellte, verleugnete Gott.
    »Und du sitzt hier und tust nichts!« klagte Stiros. »Wir sind nur Bauern in einem ...«
    »Das reicht!« Tuek hatte jetzt genug vom Zynismus dieses Alten. Mit der Würde seines Amtes wiederholte er die Worte Gottes: »Dein Herr weiß sehr wohl, was in deinem Herzen ist. Deine Seele rechnet diesen Tag gegen dich auf. Ich brauche keine Zeugen. Du hörst nicht auf deine Seele, sondern auf deinen Zorn und deine Verärgerung.«
    Stiros zog sich frustriert zurück.
    Nach langem Nachdenken legte Tuek seine kleidsamste Robe an und ging zu einem Besuch zu Sheeana.
    Sie befand sich im Dachgarten des zentralen Priesterkomplexes. Bei ihr waren Cania und zwei weitere – ein junger Priester namens Baldik, der privat in Tueks Diensten stand, und eine Priesterhelferin, die Kipuna hieß und sich zu sehr wie eine Ehrwürdige Mutter verhielt, als daß Tuek sie hätte mögen können. Natürlich hatte die Schwesternschaft ihre Spione auch hier, aber Tuek tat stets so, als sei ihm dies nicht bewußt. Kipuna hatte einen Großteil der körperlichen Ausbildung Sheeanas übernommen, und die enge Beziehung, die daraus zwischen dem Kind und der Priesterhelferin erwachsen war, hatte in Cania Eifersucht erweckt. Jedoch konnte auch sie sich Sheeanas Befehlen nicht in den Weg stellen.
    Die Vierergruppe stand neben einer steinernen Bank, die fast im Schatten eines Ventilatorturms stand. Kipuna hielt Sheeanas rechte Hand und manipulierte die Finger des Mädchens. Sheeana wurde groß, fiel Tuek auf. Sechs Jahre lebte sie nun bei ihnen. Er registrierte, daß sie unter der Robe allmählich einen Brustansatz entwickelte. Auf dem Dach war es absolut windstill, und die Luft fühlte sich in Tueks Lungen schwer an.
    Er sah sich um und prüfte, ob seine Sicherheitsvorkehrungen getroffen waren. Man wußte nie, aus welcher Richtung einem Gefahr drohte. Vier seiner Leibwächter, die gut bewaffnet waren, dies aber nicht zur Schau stellten, hielten sich in einiger Entfernung von ihm auf – einer in jeder Ecke. Die Brustwehr, die den Garten umschloß, war hoch. Die Wächter konnten sie gerade überblicken. Das einzige Gebäude, das höher war als dieser priesterliche Turm, war die

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