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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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war, um hoffen zu dürfen, er könne einst auf der Hohepriesterbank Platz nehmen, hatte Stiros Söhne und Enkel – und zahlreiche Neffen. Stiros hatte seine persönlichen Ambitionen auch an seine Familie weitergegeben. Stiros war ein zynischer Mensch. Er repräsentierte eine starke Fraktion in der Priesterschaft, die sogenannte ›wissenschaftliche Gemeinschaft‹, deren Einfluß sich mit List und Tücke ausbreitete. Diese Gruppe bewegte sich hart am Rande der Ketzerei.
    Tuek rief sich in Erinnerung, daß mehr als ein Hohepriester in der Wüste verlorengegangen war – aufgrund bedauerlicher Unfälle. Stiros und seine Fraktion waren durchaus fähig, einen solchen Unfall zu arrangieren.
    In Keen herrschte Nachmittag. Stiros war gerade gegangen, offenbar frustriert. Er hatte den Vorschlag unterbreitet, Tuek möge sich in die Wüste begeben, um Sheeanas nächstes Unternehmen persönlich zu beobachten. Da die Einladung Tuek mißtrauisch gemacht hatte, hatte er abgelehnt.
    Daraus hatte sich ein heftiger Disput entwickelt – voller Anspielungen und vager Verweise auf Sheeanas Benehmen. Dazu kamen noch harte Angriffe auf die Bene Gesserit. Stiros, der Schwesternschaft gegenüber stets mißtrauisch eingestellt, hatte verlauten lassen, daß er die neue Kommandantin der Bene Gesserit-Festung auf Rakis nicht mochte. Wie hieß sie doch gleich? O ja, Odrade. Ein komischer Name, aber die Schwestern nahmen oft komische Namen an. Das war ihr Vorrecht. Gott hatte sich persönlich nie gegen die grundsätzliche Güte der Bene Gesserit ausgesprochen. Gegen einzelne Schwestern schon, aber die Organisation als solche teilte die Heilige Vision Gottes.
    Es gefiel Tuek nicht, wie Stiros von Sheeana sprach. Zynisch. Er hatte ihn schließlich zum Schweigen gebracht, indem er ihm im hiesigen Heiligtum, am Hochaltar, bei den Abbildern des Zerlegten Gottes, mit den Verkündigungen entgegengetreten war. Prismenstrahl-Relais warfen dünne Lichtkeile durch den treibenden Weihrauch aus verbrannter Melange auf die Doppelreihen der großen Säulen, die zum Altar hinaufführten. Tuek wußte, daß seine Worte von diesem Ort aus direkt Gott zugeleitet wurden.
    »Gott wirkt durch unsere neue Siona«, hatte Tuek Stiros begreiflich gemacht und dabei die Verwirrung auf dem Gesicht des alten Ratsmitglieds gesehen. »Sheeana ist die lebende Mahnung Sionas, jenes menschlichen Instruments, das ihn in seinen gegenwärtigen, zerlegten Zustand versetzt hat.«
    Stiros schäumte. Er ließ sich sogar dazu hinreißen, Dinge zu sagen, die er vor einer Ratsversammlung niemals wiederholt hätte. Er verließ sich zu sehr auf seine lange Bekanntschaft mit Tuek.
    »Und ich sage dir, sie sitzt nur einfach da, zwischen den Erwachsenen, die nichts anderes tun, als sich vor ihr zu rechtfertigen! Und ...«
    »Und vor Gott!« Solche Sprüche konnte Tuek nicht ohne weiteres durchgehen lassen.
    Stiros beugte sich nahe an seinen Hohepriester heran und knurrte: »Sie ist der Mittelpunkt eines Erziehungssystems, das auf alles eingestellt ist, was ihre Vorstellung verlangt. Wir schlagen ihr nichts ab!«
    »Das sollten wir auch nicht.«
    Als hätte Tuek überhaupt nichts gesagt, fuhr Stiros fort: »Cania hat sie mit den Aufzeichnungen von Dar-es-Balat versorgt!«
    »Ich bin das Buch des Schicksals«, intonierte Tuek und zitierte damit die eigenen Worte des Gottes von Dar-es-Balat.
    »Genau! Und sie hört es sich Wort für Wort an!«
    »Und was gefällt dir daran nicht?« fragte Tuek in einem äußerst ruhigen Tonfall.
    »Wir prüfen nicht ihr Wissen. Sie prüft das unsere! «
    »Gott wird es so wollen.«
    Die bittere Wut auf Stiros' Gesicht war unverkennbar. Tuek bemerkte sie und wartete eine Weile, während sich das alte Ratsmitglied neue Argumente zurechtlegte. Material für Auseinandersetzungen dieser Art gab es natürlich in ausreichender Zahl. Tuek stritt dies gar nicht ab. Aber schließlich ging es doch um die Interpretation. Aus diesem Grund mußte ein Hohepriester das letzte Wort haben. Trotz (oder vielleicht wegen) dieser Methode, die Geschichte zu sehen, wußte die Priesterschaft sehr viel darüber, wie Gott nach Rakis gekommen war, um dort zu leben. Sie hatten Dar-es-Balat und alles, was es enthalten hatte – die allererste Nicht-Kammer des Universums. Seit Jahrtausenden, in denen Shai-Hulud den grünen Planeten Arrakis in die Wüstenwelt Rakis verwandelt hatte, hatte Dar-es-Balat unter dem Sand gewartet. Dieser geheiligte Hort hatte der Priesterschaft Gottes Stimme gegeben,

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