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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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herbei. Während sie den Ventilator mit einem kurzen Blick ansah gab sie ihr stumm mit den Fingern zu verstehen: ›Tötet die Lauscher!‹
    »Du interessierst dich zu sehr für die Kraft der Stimme, Kind«, sagte Odrade zu der immer noch in ihrem Sessel hockenden Sheeana. »Schweigen ist das wertvollste Werkzeug, wenn man lernen will.«
    »Aber könnte ich die Kraft der Stimme auch erlernen? Ich würde es gerne.«
    »Ich sage dir, du sollst still sein und aus der Stille heraus lernen.«
    »Ich befehle dir, mir die Kraft der Stimme beizubringen!«
    Odrade dachte kurz an Kipunas Berichte. Was die Menschen in Sheeanas Umgebung anging, so hatte das Kind schon jetzt eine wirkungsvolle Stimmkontrolle über sie. Sheeana hatte es von selbst erlernt. Sie hatte eine Zwischenebene der Stimmkraft gemeistert, die in einem begrenzten Umfeld Wirkung zeigte. Es war ihr angeboren. Tuek, Cania und die anderen fürchteten sich vor ihr. Natürlich trugen religiöse Vorstellungen zu dieser Furcht bei, aber Sheeanas Beherrschung der entsprechenden Stimm- und Tonlage zeugte von einer bewundernswerten unbewußten Trennschärfe.
    Und Odrade wußte, wie die übliche Reaktion ausfiel, wenn Sheeana ihre Stimmkraft einsetzte: Ehrlichkeit. Es war ein äußerst mächtiger Reiz, und er diente mehr als einem Ziel.
    »Ich bin hier, um dich viele Dinge zu lehren«, sagte Odrade, »aber ich tue es nicht auf deinen Befehl hin.«
    »Jeder gehorcht mir!« sagte Sheeana.
    Sie ist kaum in der Pubertät und führt sich schon auf wie eine Aristokratin, dachte Odrade. Götter, die wir selbst erschaffen haben! Was kann denn noch alles aus ihr werden?
    Sheeana glitt aus ihrem Sessel, stand auf und sah Odrade mit einem fragenden Ausdruck an. Die Augen des Mädchens waren mit Odrades Schultern auf einer Höhe. Sheeana würde einmal groß werden, eine Befehle erteilende Persönlichkeit. Falls sie überlebte.
    »Manche meiner Fragen beantwortest du«, sagte Sheeana, »aber andere nicht. Du sagst, daß ihr auf mich gewartet habt, aber du erklärst mir nicht, warum. Weshalb willst du mir nicht gehorchen?«
    »Welch dumme Frage, Kind.«
    »Warum nennst du mich immer Kind?«
    »Bist du etwa keins?«
    »Ich menstruiere schon.«
    »Aber du bist immer noch ein Kind.«
    »Die Priester gehorchen mir.«
    »Sie haben Angst vor dir.«
    »Und du nicht?«
    »Nein, ich nicht.«
    »Gut! Es langweilt einen, wenn die Leute Angst vor einem haben.«
    »Die Priester glauben, daß Gott dich geschickt hat.«
    »Glaubst du es nicht?«
    »Warum sollte ich? Wir ...« Odrade brach ab, als eine Kurierhelferin eintrat. Ihre Finger sagten in stummer Beredsamkeit: ›Vier Priester haben zugehört. Sie sind tot. Es waren Jünger Tueks.‹
    Odrade schickte sie mit einem Wink hinaus.
    »Sie spricht mit den Fingern«, sagte Sheeana. »Wie macht sie das?«
    »Du stellst zu viele falsche Fragen, Kind. Und du hast mir noch nicht erzählt, warum ich in dir ein Instrument Gottes sehen sollte.«
    »Shaitan verschont mich. Ich gehe in die Wüste, und wenn Shaitan kommt, rede ich mit ihm.«
    »Warum nennst du ihn Shaitan statt Shai-Hulud?«
    »Jeder stellt mir diese gleiche dumme Frage!«
    »Dann gib mir doch eine dumme Antwort.«
    Sheeana erwiderte griesgrämig: »Es liegt daran, wie wir uns getroffen haben.«
    »Und wie habt ihr euch getroffen?«
    Sheeana legte den Kopf etwas schief, sah Odrade einen Moment lang an und sagte dann: »Das ist ein Geheimnis.«
    »Und du weißt, wie man Geheimnisse bewahrt?«
    Sheeana nickte und richtete sich auf, aber Odrade sah in ihrer Bewegung Unentschlossenheit. Sheeana merkte es, wenn man sie an die Wand drückte!
    »Ausgezeichnet!« sagte Odrade. »Das Bewahren von Geheimnissen ist eine wesentliche Lehre der Bene Gesserit. Es freut mich, daß wir wenigstens damit keine Schwierigkeiten haben.«
    »Aber ich möchte alles erfahren!«
    Welche Ungeduld in ihrer Stimme. Ihre Gefühlskontrolle war jämmerlich.
    »Du mußt mir alles beibringen!« sagte Sheeana hartnäckig.
    Zeit für die Peitsche, dachte Odrade. Sheeana hatte sich mit ihrem Verhalten und ihren Worten bereits soviel erlaubt, daß sich selbst eine Helferin aus der fünften Klasse hätte zum Eingreifen gezwungen gesehen.
    Mit der vollen Kraft ihrer Stimme sagte Odrade: »Rede nicht in diesem Ton mit mir, Kind! Nicht, wenn du etwas lernen willst!«
    Sheeana versteifte sich. Sie brauchte über eine Minute, um zu verstehen, was mit ihr geschehen war. Dann entspannte sie sich. Schließlich lächelte sie ein warmes,

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