Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
ankämpfte, benutzte sie die Stimme. »Aufhören!« Unwillkürlich leisteten die Muskeln des Mädchens dem Befehl Folge und ließen sie erstarren.
»Ihr vergeudet eine unzureichend vorbereitete Schwester!«, rief Janess. » Meine Schwester!«
Mit brüchiger Stimme sagte Murbella: »Du darfst in keiner Weise in die Agonie eingreifen. Du hast Rinya in einem entscheidenden Moment abgelenkt.«
Eine der Proctoren verkündete: »Trotz der Störung waren wir erfolgreich. Rinya hat das Wasser des Lebens angenommen.«
Das Gift begann zu wirken.
* * *
Tödliches Hochgefühl brannte in ihren Adern und forderte ihre Fähigkeit zur biochemischen Zellkontrolle heraus. Rinya sah nun ihre eigene Zukunft. Wie ein Gildennavigator war auch ihr Geist dazu in der Lage, sich einen sicheren Weg durch die Schleier der Zeit zu bahnen und dabei den Stolpersteinen aus dem Weg zu gehen. Sie sah sich selbst auf dem Tisch, ihre Mutter und ihre Zwillingsschwester an ihrer Seite, unfähig, ihre Sorge zu verbergen. Es war, als würde sie durch eine Verzerrungslinse blicken.
Sie soll mich völlig durchdringen ...
Und dann sah Rinya unvermeidlich, als würde ein Vorhang vor einem Fenster voll blendendem Licht beiseite gezogen, ihren eigenen Tod – und sie konnte nichts tun, um ihn zu verhindern. Ebenso wenig wie die laut schreiende Janess. Und Murbella erkannte: Sie weiß es.
In ihrem Körper gefangen spürte Rinya, wie eine mächtige Lanze aus Schmerz von ihrem Rumpf in ihr Gehirn stieß.
Und wenn sie von mir gegangen ist, wird nichts zurückbleiben. Nichts außer mir ...
Rinya rief sich die ewige Litanei ins Gedächtnis. Und dann spürte sie überhaupt nichts mehr.
* * *
Rinyas Körper zuckte auf dem Tisch, kämpfte vergeblich gegen die Fesseln an. Das Gesicht des Mädchens hatte sich in eine verzerrte Maske des Schreckens und der Schmerzen verwandelt. Ihre Augen wurden glasig ... sie war bereits so gut wie fort.
Murbella konnte nicht schreien, konnte nicht sprechen. Sie stand völlig reglos da, während in ihrem Innern ein Sturm wütete. Janess hatte es gewusst! Oder hatte sie es verursacht?
Einen Moment lang kam Rinya zur Ruhe. Ihre Lider flatterten, dann stieß sie einen entsetzlichen Schrei aus, der die Luft wie eine Klinge durchschnitt.
Unendlich langsam streckte Murbella die Hand nach ihrer toten Tochter aus und berührte die noch warme Haut ihrer Wange. Aus weiter Ferne hörte sie, wie Janess' gequälter Schrei den Raum erfüllte, zusammen mit ihrem eigenen.
12
Nur durch ständige und sorgfältige Übung können wir dem Potenzial unseres Lebens gerecht werden und Perfektion erreichen. Diejenigen von uns, die mehr als ein Leben haben, hatten mehr Gelegenheit zum Üben.
Duncan Idaho, Tausend Leben
Duncan trat seinem Gegner in einem neutralen Raum gegenüber, in der einen Hand ein Kurzschwert und in der anderen einen Kindjal-Dolch. Miles Teg erwiderte seinen Blick fest und ohne zu blinzeln. Die Verkleidung und Isolierung des Raums dämpfte die Geräusche.
Es wäre ein Fehler gewesen, den jungen Mann als Kind zu betrachten. Tegs Reflexe waren jedem Gegner mindestens ebenbürtig, wenn nicht überlegen ... und Duncan spürte, dass da noch mehr war, eine Reihe verborgener Fähigkeiten, die der junge Bashar geheim hielt.
Aber das tun wir schließlich alle, dachte Duncan.
»Aktiviere deinen Schild, Miles. Sei immer vorbereitet. Auf alles.«
Beide griffen an ihren Gürtel und betätigten die Schalter. Ein kleiner, summender Halbschild erschien, ein rechteckiges Flimmern in der Luft, das sich den Bewegungen seines Trägers anpasste und seine Position veränderte, um verwundbare Bereiche zu schützen.
Für Duncan beherbergten diese Wände zahlreiche Erinnerungen, die die undurchdringlichen Bodenplatten wie unauslöschliche Flecken übersäten. Er und Murbella hatten diesen Ort als Übungsraum benutzt. Hier hatten sie ihre Techniken verbessert, hatten gekämpft und waren aufeinandergeprallt ... oft hatten diese Begegnungen ihr Ende in einem sexuellen Taumel gefunden. Da Duncan ein Mentat war, würden diese Momente niemals verblassen. Sie bildeten ein ewiges, unverbrüchliches Band zu Murbella, als ob ein Angelhaken im Innern seiner Brust verankert wäre.
Duncan bewegte sich leichtfüßig vorwärts und berührte Tegs Schild mit seinem. Das Knistern polarisierter Felder und scharfer Ozongeruch antworteten ihm. Beide traten zurück, hoben ihre Klingen zum Gruß und begannen mit dem Tanz.
»Wir nehmen
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