Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
Rebecca ausgesehen hat, bevor sie zu diesem Ding wurde.«
Sheeana suchte in ihrem Gedächtnis und bat die Stimmen in ihr um Unterstützung. Diesmal taten sie es, und sie bekam, was sie wollte, als würde sie auf alte Archivbilder zugreifen. In ihrem braunen Gewand und mit den geflochtenen Zöpfen war die Frau eine elegante Erscheinung gewesen. Sie hatte Kontaktlinsen getragen, um die blauen Augen zu verbergen, die von ihrer Gewürzabhängigkeit herrührten.
Mit verbittertem Ausdruck legte der Rabbi eine Hand auf Rebeccas exponierten Körper. Eine Träne rann ihm über die Wange. Er murmelte jedes Mal das Gleiche, wenn er sie besuchte, wie eine Litanei. »Ihr Hexen habt ihr das angetan, ihr habt sie zu einem Monstrum gemacht.«
»Sie ist kein Monstrum, nicht einmal eine Märtyrerin.« Sheeana tippte sich gegen die Stirn. »Rebeccas Gedanken und Erinnerungen sind hier drinnen, wie auch in vielen anderen Schwestern, weil sie mit uns geteilt hat. Rebecca hat getan, was notwendig war, und genauso werden wir es halten.«
»Indem Sie noch mehr Gholas machen? Wird es denn niemals aufhören?«
»Sie machen sich Sorgen wegen eines Steinchens in Ihrem Schuh, während wir versuchen, eine Lawine zu verhindern. Früher oder später werden wir nicht mehr in der Lage sein, erneut vor dem Feind zu flüchten. Dann brauchen wir das Genie und die besonderen Fähigkeiten dieser Gholas, vor allem jene, die das Potenzial haben, zu einem neuen Kwisatz Haderach zu werden. Aber wir müssen sorgfältig mit dem Genmaterial umgehen, es nähren und die richtige Reihenfolge und den richtigen Zeitpunkt für die Entwicklung wählen.« Sie ging zu einem der neuen Tanks hinüber, einer jungen Frau, deren Gestalt sich noch nicht bis zur Unkenntlichkeit verändert hatte.
Während sie dort stand, bemerkte sie, dass sich ein besorgniserregender Gedanke hartnäckig weigerte, ihr aus dem Sinn zu gehen, ganz gleich, wie sehr sie sich bemühte, ihn zu verdrängen. Es war ein absurder Gedankengang, aber er hatte schon den ganzen Tag in ihr gebrodelt. Könnte es sein, dass meine eigenen Fähigkeiten denen eines Kwisatz Haderach äquivalent sind? Ich besitze bereits das natürliche Talent, die großen Sandwürmer zu beherrschen. Ich habe Atreides-Gene in mir und kann auf Wissen zurückgreifen, das in Jahrhunderten von der Schwesternschaft gewonnen wurde. Soll ich es wagen?
Sie spürte, wie ihre inneren Stimmen an die Oberfläche drängten, und eine setzte sich gegen die anderen durch. Die uralte Ehrwürdige Mutter Gaius Helen Mohiam wiederholte etwas, das sie vor langer Zeit zum jungen Paul Atreides gesagt hatte: »Aber es gibt einen Ort, den keine Wahrsagerin sehen kann, vor dem wir entsetzt zurückschrecken. Es heißt, dass eines Tages ein Mann kommen wird, der fähig ist, mit Hilfe dieser Droge sein inneres Auge zu finden. Er wird sehen, was wir nicht sehen können – sowohl die männlichen als auch die weiblichen Vergangenheiten ... derjenige, der an vielen Orten zugleich sein kann ...« Die Stimme der alten Frau verhallte, ohne Sheeana einen Rat zu geben, weder in die eine noch in die andere Richtung.
Schnaufend unterbrach der Rabbi ihre Gedanken. »Und Sie vertrauen darauf, dass dieser alte Tleilaxu Ihnen hilft, obwohl er verzweifelt seine eigenen Ziele verfolgt, bevor er sterben muss? Scytale hat diese Zellen über lange Jahre versteckt. Wie viele davon enthalten gefährliche Geheimnisse? Sie haben bereits Gestaltwandlerzellen unter den Proben entdeckt. Wie viele von Ihren Ghola-Missgeburten sind Fallen der Tleilaxu?«
Sie sah ihn leidenschaftslos an und wusste, dass es kein Argument gab, mit dem er sich würde umstimmen lassen. Der Rabbi machte das Zeichen des bösen Auges und ergriff vor ihr die Flucht.
* * *
Duncan begegnete Sheeana in einem ansonsten leeren Korridor im Dämmerlicht der künstlichen Nacht. Die Recycler und Lebenserhaltungssysteme des Nicht-Schiffes sorgten dafür, dass die Luft angenehm kühl war, doch als er sie hier ganz allein sah, verspürte Duncan eine Hitzewelle.
Sheeanas große Augen fixierten ihn wie das Zielerfassungssystem einer Waffe. Seine Haut reagierte mit einem Kribbeln wie von einem statischen elektrischen Feld, und er verfluchte seinen Körper, dass er sich so leicht verführen ließ. Sogar jetzt noch, drei Jahre nachdem Sheeana die lähmenden Ketten von Murbellas Liebe gebrochen hatte, fühlten sich die beiden unwiderstehlich zueinander hingezogen und erlebten unerwartete Sexanfälle, die wilder
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