Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
ausgebildete Fremenkrieger waren, die lebhafte Erinnerungen an viele Feldzüge gegen die Harkonnens hatten.
Teg durchschaute die Strategie. »Der alte Anführer will die jüngeren unter uns zuerst befragen.« Var und seine harten Kameraden mussten davon ausgehen, dass sich die Jugendlichen leichter einschüchtern ließen und einer eindringlichen Befragung nur wenig Widerstand entgegensetzen würden.
Teg und Sheeana wurden in ein Zelt gebracht, das aus einer harten, verwitterten Polymerfaser bestand. Das Gebilde war eine seltsame Verbindung aus primitiver Konstruktion und hochentwickelter Technik, zugleich zweckmäßig und leicht zu transportieren. Der Wachmann schloss die Zeltklappe und blieb draußen stehen.
Das fensterlose Zelt umschloss einen leeren Raum. Es gab weder Decken, Kissen noch sonstige Einrichtungsgegenstände. Teg ging eine Weile im Kreis umher, bis er sich neben Sheeana auf den festgetretenen Boden setzte. Er grub mit den Fingern und hatte bald ein paar scharfe Steine gefunden.
Mit der Klarheit eines Mentaten gab er eine Einschätzung ihrer Lage. »Wenn wir nicht zurückkehren oder uns melden«, sagte er mit leiser Stimme, »können wir damit rechnen, dass Duncan eine weitere Gruppe auf den Planeten schickt. Er wird auf alles vorbereitet sein. Es mag abgedroschen klingen, aber wir können auf Rettung hoffen.« Er wusste, dass diese Nomaden einem militärisch geführten Angriff nichts entgegenzusetzen hatten. »Duncan ist umsichtig. Ich habe ihn gut ausgebildet. Er wird wissen, was zu tun ist.«
Sheeana starrte in meditativer Trance auf die Zelttür. »Duncan hat viele Leben gelebt und erinnert sich an jedes einzelne, Miles. Ich bezweifle, dass du ihm noch etwas Neues beibringen konntest.«
Teg griff nach einem Stein, was ihm zu helfen schien, sich zu konzentrieren. Selbst in einem leeren Zelt erkannte er tausend mögliche Fluchtwege. Sheeana und er konnten mühelos ausbrechen, den Wachmann töten und sich zum Leichter durchkämpfen. Teg musste vielleicht gar nicht auf seine Beschleunigungsfähigkeit zurückgreifen. »Diese Leute können es weder mit mir noch mit dir aufnehmen. Aber ich werde Stilgar und Liet hier nicht zurücklassen.«
»Ah, der treue Bashar.«
»Ich würde auch dich nicht zurücklassen. Aber ich befürchte, dass diese Leute unser Schiff startunfähig gemacht haben, was unsere Flucht zunichte machen würde. Ich habe gehört, wie sie es geplündert haben.«
Sheeana starrte auf die schattige Zeltwand. »Miles, ich mache mir weniger Sorgen um die Möglichkeit einer Flucht, sondern bin viel mehr an der Frage interessiert, warum man uns am Leben gelassen hat. Vor allem mich, wenn ich bedenke, was sie über die Schwesternschaft gesagt haben. Sie hätten allen Grund, mich zu hassen.«
Teg versuchte sich die großmaßstäblichen Völkerwanderungen auf diesem Planeten vorzustellen. Die Bewohner der Dörfer und Städte mussten über Jahre verfolgt haben, wie der Sand ihre Äcker und Felder eroberte, ihre Gärten erstickte und immer näher an die Stadtgrenzen heranrückte. Sie mussten sich vor der Wüstenzone zurückgezogen haben wie vor einem langsamen Flächenbrand.
Vars Nomaden hingegen ... waren sie Aasgeier und Außenseiter? Hatte man sie aus den größeren Bevölkerungszentren verstoßen? Warum beharrten sie darauf, an der Schwelle der vorrückenden Wüste zu leben, wo sie ständig mit ihren Zelten umziehen mussten? Zu welchem Zweck?
Dieses Volk war technisch durchaus begabt, und Qelso war offensichtlich schon zu einem frühen Zeitpunkt der Diaspora besiedelt worden. Sie hatten eigene Bodenfahrzeuge und Flugmaschinen gebaut, mit denen sie schnell zwischen den Dünen vorankamen. Wenn sie keine Verbannten waren, besorgten sich Vars Leute ihre Vorräte vielleicht in den fernen Städten im Norden.
In den folgenden Stunden sprachen Teg und Sheeana kaum ein Wort, während sie auf die gedämpften Geräusche von draußen horchten, wie der trockene Wind am Zelt zerrte, wie überall der lose Sand rieselte. Draußen schien alles in Bewegung zu sein. Die Menschen liefen in Gruppen hier- und dorthin und arbeiteten mit Maschinen.
Während Teg lauschte, versuchte er die Geräusche im Kopf zu katalogisieren und sich ein Bild vom Geschehen zu machen. Er hörte das Hämmern eines Bohrers, der einen Brunnenschacht aushob, gefolgt von einer Pumpe, die Wasser in kleine Zisternen beförderte. Jedes Mal, nach einem kurzen Schwall fließenden Wassers, versiegte der Strom bald wieder. Teg wusste,
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