Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Duncan kannte die Namen der Orte nicht, die sie unterwegs sahen, und er fragte auch nicht danach. Er hatte niemals Unterricht in Geographie gehabt. Wenn er es doch einmal wagte, eine Frage zu stellen, fauchte Janess ihn ungehalten an oder ignorierte ihn einfach.
Der Raumhafenkomplex wurde von Vertretern des Handels und der Gilde dominiert; der schwerfällige Harkonnen-Stil trat hier in den Hintergrund. Die Anlage war funktionell ausgerichtet, und die Haltbarkeit hatte einen höheren Wert als Luxus oder optische Attraktivität. Die Korridore und Räume waren groß genug, um darin die Tanks der Gilde-Navigatoren bewegen zu können.
Janess parkte den Flitter-Thopter an einer Stelle, wo er für sie problemlos zugänglich blieb, dann aktivierte sie die Sicherheitssysteme, bevor sie das Gefährt verließ. »Folge mir«, sagte sie, dann stießen sie gemeinsam in das chaotische Getümmel des Raumhafens vor. »Ich habe einige Vorbereitungen getroffen. Aber wenn du hier verloren gehst, werde ich nicht nach dir suchen.«
»Was sollte mich davon abhalten, einfach wegzulaufen? Ich vertraue dir nicht.«
»Ich habe vor, dich auf einem Schiff unterzubringen, das dich von Giedi Primus fortschaffen wird, fort von den Harkonnens.« Sie warf ihm einen herausfordernden Blick zu. »Du hast die freie Auswahl, Junge. Ich will nur nicht, dass du mir noch mehr Ärger machst.«
Duncan biss die Zähne zusammen und folgte ihr ohne weiteren Kommentar.
Janess machte ein leicht ramponiertes Frachtschiff ausfindig, das von einem Arbeiterheer mit Kisten beladen wurde. Mit Hilfe von Suspensoren beförderten sie schwere Paletten in den Frachtraum und stellten sie dort in wahllosem Durcheinander ab.
»Der zweite Maat dieses Schiffs ist ein alter Freund von mir«, sagte Janess. »Er ist mir noch einen Gefallen schuldig.«
Duncan fragte nicht nach, welche Art von Menschen Janess als Freunde betrachtete ... oder was sie getan hatte, um einen solchen Gefallen einfordern zu können.
»Ich werde keinen einzigen Solari für deine Passage bezahlen, Idaho – deine Familie hat mich bereits genug schlechtes Gewissen gekostet, meinen Ruf bei den Harkonnens ruiniert und mir ansonsten nichts eingebracht. Aber mein Freund Renno sagt, dass du im Frachtraum mitfliegen kannst, solange du dich von Standard-Rationen ernährst und niemandem Zeit oder Geld kostest.«
Duncan beobachtete die Aktivitäten auf dem Raumhafen. Er hatte keine klare Vorstellung, wie das Leben auf anderen Welten sein könnte. Das Frachtschiff wirkte alt und nicht sehr beeindruckend – aber wenn es ihm ermöglichte, von Giedi Primus wegzukommen, war es für ihn ein goldener Zaubervogel.
Janess packte ihn am Arm und zerrte ihn unsanft zur Frachtrampe. Seine verletzte Schulter schmerzte. »Sie befördern recyclingfähiges Material und andere Waren zu einer Verarbeitungsfabrik auf Caladan. Das ist die Heimatwelt des Hauses Atreides ... der Erzfeinde der Harkonnens. Du weißt von der Fehde zwischen diesen Häusern?« Als Duncan den Kopf schüttelte, lachte Janess. »Natürlich nicht. Wie könnte eine kleine Ratte wie du jemals etwas über den Landsraad und die Großen Häuser gehört haben?«
Sie fing einen Arbeiter ab, der eine recht wacklig beladene Suspensorplattform dirigierte. »Wo ist Renno? Sagen Sie ihm, Janess Milam ist hier und will ihn unverzüglich sprechen.« Sie warf einen Blick auf Duncan, der sich gerade hielt und einen guten Eindruck zu machen versuchte. »Sagen Sie ihm, ich bin mit der angekündigten Lieferung gekommen.«
Der Mann murmelte ein paar Worte in ein Kommunikationsgerät, das er am Revers trug. Ohne Janess weiter zu beachten, setzte er seine Arbeit fort und manövrierte die Fracht in das gedrungene Transportschiff.
Duncan wartete und versuchte, das Muster in den Aktivitäten der Arbeiter zu erkennen, während Janess die Stirn runzelte und unruhig wurde. Doch schon bald kam ein Mann aus dem Schiff, der mit farbigen Schmiermitteln und fettigem Ruß beschmutzt war.
»Renno!« Janess winkte ihm zu. »Das wurde aber auch Zeit!«
Sie begrüßten sich mit einer stürmischen Umarmung und einem Kuss. Janess nutzte die erste Gelegenheit, sich von ihm zu lösen, und zeigte auf Duncan. »Das ist er. Bring ihn nach Caladan.« Sie lächelte. »Ich kann mir keine bessere Rache vorstellen, als diesen Jungen genau dorthin zu schaffen, wo sie ihn auf gar keinen Fall haben wollen – und wo sie ihn wohl niemals finden werden.«
»Du lässt dich da auf ein gefährliches Spiel
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