Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
eine Chance verpassen. Vielleicht bereute sie die verlorenen Möglichkeiten ihres Lebens und hätte sich lieber einem Sponsor im Palast des Kaisers hingegeben. Er hatte bemerkt, dass sie mit den Gefühlen der Zwillingssöhne des Botschafters Pilru spielte, als könnte sie durch eine Heirat mit einem von beiden einen Kontakt zur Botschaft auf Kaitain knüpfen. Aber C'tair und D'murr Pilru hatten sich bereits für die Aufnahmeprüfung zur Raumgilde angemeldet, und wenn sie die Tests bestanden, würden sie keine Woche länger auf dem Planeten bleiben. Jedenfalls war Dominic überzeugt, dass er eine wesentlich gewinnträchtigere Verbindung für sein einziges weibliches Kind arrangieren konnte.
Vielleicht sogar zu Leto Atreides ...
Das gelbe Blinken eines Kom-Auges an der Wand unterbrach seine Gedanken. Eine wichtige Nachricht, Neues über beunruhigende Gerüchte, die sich wie Gift in einem Brunnen verbreitet hatten.
»Ja?«, sagte er. Ohne gefragt zu werden, kam Kailea über den unsichtbaren Boden zu ihm, um den Bericht mitzulesen, der auf der silbrigen Oberfläche seines Schreibtischs erschien. Sie kniff die Augen zusammen, als sie die Worte las.
Der schwache Geruch des Parfüms seiner Tochter und das Glitzern der Kämme in ihrem bronzefarbenen Haar zauberte ein väterliches Lächeln auf sein Gesicht. Sie war eine richtige Lady. Und eine junge Geschäftsfrau.
»Bist du sicher, dass du dich damit belasten willst, Kind?«, fragte er, weil er sie lieber vor den betrüblichen Neuigkeiten abschirmen wollte. Beziehungen zwischen Unternehmern und Arbeitern waren wesentlich komplizierter als technische Innovationen. Kailea blickte ihn nur verärgert an, wie er überhaupt eine solche Frage stellen konnte.
Er las weitere Einzelheiten über die Entwicklungen, von denen er bereits vor einigen Stunden erfahren hatte, obwohl er immer noch nicht alles glauben konnte, was Leto Atreides beobachtet und gehört haben wollte. Unruhen gärten in den unterirdischen Fabrikationsanlagen, die Suboiden brachten ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck – ein beispielloser Vorgang.
Kailea atmete tief durch, um ihre Gedanken zu ordnen. »Wenn die Suboiden Grund zur Klage haben, hätten sie doch einfach einen Sprecher wählen können! Warum haben sie kein offizielles Gesuch eingereicht?«
»Ach, sie sind doch nur schlecht gelaunt, Kind. Sie behaupten, dass sie gezwungen werden, Maschinen zu bauen, die gegen die Gesetze von Butlers Djihad verstoßen, und sie weigern sich, ›blasphemische Arbeiten‹ zu übernehmen.«
Der Bildschirm erlosch, als sie den kurzgefassten Bericht gelesen hatten. Kailea richtete sich auf und stemmte die Hände in die Hüften. Ihre Gewänder raschelten, als sie entrüstet schnaufte. »Woher haben sie nur solche verrückten Vorstellungen? Dabei verstehen sie nicht einmal einen Bruchteil der komplexen wirtschaftlichen Organisation! Sie wurden in ixianischen Einrichtungen gezüchtet und ausgebildet – wer hat ihnen solche Flausen in die Köpfe gesetzt?«
Dominic erkannte verblüfft, dass seine Tochter eine sehr interessante Frage aufgeworfen hatte. »Du hast Recht. Die Suboiden können unmöglich aus eigenem Antrieb auf solche Gedanken gekommen sein.«
Kailea sagte aufgebracht: »Erkennen sie denn nicht, wie viel wir ihnen geben? Wie viel es uns kostet, sie angemessen zu versorgen? Ich habe mir die Kosten-Nutzen-Rechnung angesehen. Die Suboiden wissen gar nicht, wie gut es ihnen geht, im Vergleich zu Arbeitern auf anderen Planeten.« Sie schüttelte den Kopf und verzog die Mundwinkel. Durch den gläsernen Fußboden blickte sie auf die Fabriken, die tief unter ihr lagen. »Vielleicht sollten sie einmal Giedi Primus besuchen – oder Arrakis. Dann würden sie sich nicht mehr über die Zustände auf Ix beklagen.«
Dominic wollte seinen Gesprächsfaden nicht abreißen lassen. »Die Suboiden sind auf begrenzte Intelligenz gezüchtet, die gerade ausreicht, ihnen zugewiesene Arbeiten zu erledigen ... und sie sollen es tun, ohne sich zu beklagen. Mehr kann ihre mentale Architektur gar nicht leisten.« Nun starrte er genauso wie seine Tochter auf den Höhlenboden hinunter, wo die Bauarbeiter den entstehenden Heighliner umschwärmten. »Kann es sein, dass unsere Bio-Designer etwas Wichtiges übersehen haben? Haben die Suboiden vielleicht sogar Recht? Die Definition eines maschinellen Geistes umfasst ein breites Spektrum, aber es könnte durchaus Grauzonen geben ...«
Kailea schüttelte den Kopf und klopfte auf ihren
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