Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
langen und ruhmreichen Regierungszeit. Er musste sich zwingen, nicht zu grinsen, und hielt während der Untersuchung den Atem an. Fenring stand unauffällig an seiner Seite und blieb völlig ruhig. Nur der Kammerherr hatte sorgenvoll die Stirn gerunzelt.
Der Arzt legte den Scanner beiseite, um die in einem Würfel gespeicherte Krankengeschichte des prominenten Patienten zu studieren. Schließlich verkündete er dem schwachen alten Mann: »Selbst Melange kann Euch nicht auf ewig jung erhalten, Hoheit. In Eurem Alter ist es ein völlig natürlicher Vorgang, wenn die Gesundheit schwindet. Manchmal langsamer, manchmal schneller.«
Shaddam stieß einen unhörbaren Seufzer der Erleichterung aus.
Elrood richtete sich auf, was ihn große Anstrengung kostete, während seine Konkubinen ihn mit Kissen stützten. Sein leichenblasses Pergamentgesicht verzog sich zu einem sorgenvollen Ausdruck. »Aber noch vor wenigen Monaten ging es mir wesentlich besser.«
»Das Altern ist kein linear verlaufender Prozess. Es geht auf und ab, der Gesundheitszustand ist ständigen Schwankungen unterworfen.« Der Arzt besaß die Unverfrorenheit, in einen allwissenden Tonfall zu verfallen, als wäre der Kaiser nicht mehr in der Lage, solche komplexen Zusammenhänge zu verstehen. »Der menschliche Körper ist eine Suppe aus chemischen und bioelektrischen Bestandteilen, und manchmal werden Veränderungen durch scheinbar bedeutungslose Ereignisse ausgelöst. Standet Ihr in letzter Zeit unter besonderer Anspannung?«
»Ich bin der Imperator!«, gab Elrood zurück, als wäre der Suk mit unerträglicher Dummheit geschlagen. »Ich trage große Verantwortung. Natürlich stehe ich unter Anspannung!«
»Dann solltet Ihr Eure Verantwortung allmählich an den Kronprinzen und Eure Vertrauensleute wie zum Beispiel Fenring abtreten. Ihr werdet nicht ewig leben, Hoheit. Auch ein Imperator ist nicht dazu in der Lage. Plant für die Zukunft.« Mit süffisanter Miene legte der Arzt seine Instrumente zurück. Shaddam hätte ihn am liebsten umarmt. »Ich werde Euch etwas verschreiben, damit Ihr Euch besser fühlt.«
»Das einzige, was Sie mir verschreiben können, ist mehr Gewürz in meinem Bier.« Elrood nahm sabbernd einen tiefen Schluck aus dem Krug.
»Wie Ihr wünscht, Hoheit«, sagte der dürre Mediziner. Dann nahm er eine Tasche aus der Suspensorkapsel und legte sie auf einen kleinen Tisch. »Diese Geräte dienen zur Muskelentspannung, falls Ihr das Bedürfnis danach verspürt. Jeder Einheit liegt eine Gebrauchsanweisung bei. Eure Konkubinen sollen Euch damit behandeln, um Eure Schmerzen zu lindern.«
»Ja, ich habe verstanden«, sagte Elrood. »Jetzt gehen Sie. Ich habe zu tun.«
Dr. Yungar zog sich mit einer Verbeugung vom Bett zurück. »Mit Eurer Erlaubnis, Hoheit.«
Mit einer ungeduldigen Geste entließ ihn der Imperator. Die Konkubinen setzten sich in Bewegung, blickten sich mit großen Augen um und flüsterten miteinander. Zwei widmeten sich den Geräten, die der Arzt dagelassen hatte, und spielten mit den Bedienungselementen.
Shaddam flüsterte einem der Diener zu, den Arzt und Hesban nach draußen zu begleiten, wo der Kammerherr die Bezahlung veranlassen sollte. Hesban wäre offensichtlich gerne im Schlafgemach geblieben, um mit dem kranken alten Mann Depeschen, Verträge und andere Staatsangelegenheiten zu besprechen, doch Shaddam – der überzeugt war, dass er sich selbst um solche Dinge kümmern konnte – wollte den mürrischen Berater aus dem Weg haben.
Als der Suk gegangen war, sagte der alte Elrood zu seinem Sohn: »Vielleicht hat der Doktor Recht, Shaddam. Ich muss mit dir und Hasimir etwas besprechen. Ein Projekt, an dessen Fortführung mir sehr gelegen ist, ungeachtet meines Gesundheitszustandes. Habe ich dir von unserem Plan bezüglich Ix erzählt? Der die Übernahme durch die Tleilaxu zum Ziel hat?«
Shaddam verdrehte die Augen. Natürlich, du alter Narr! Fenring und ich haben längst alles vorbereitet. Es war unsere Idee, Gestaltwandler der Tleilaxu nach Ix zu schicken, wo sie unerkannt die Arbeiterklasse infiltrieren sollen.
»Ja, Vater. Deine Pläne sind uns bekannt.«
Elrood winkte sie näher heran, während sich die Gesichtszüge des alten Mannes verdüsterten. Aus dem Augenwinkel bemerkte Shaddam, dass Fenring die Konkubinen verscheuchte, um dann näher zu treten und den Worten des Imperators zu lauschen. »Heute früh habe ich eine chiffrierte Nachricht von unseren Agenten auf Ix erhalten. Ihr wisst von der alten
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