Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Empfangsplattform zu begeben.
Nach einem Augenblick der Stille gingen Leto und Paulus gleichzeitig aufeinander zu. Der alte Herzog drückte seinen Sohn an seinen graumelierten Bart, sie klopften sich auf den Rücken, ohne ein Wort zu sagen. Dann lösten sie sich, und Paulus legte die breiten, schwieligen Hände an die Schulter seines Sohnes, um ihn einfach nur anzusehen.
Leto bemerkte, dass seine Mutter hinter Paulus getreten war und ihn mit einem gezwungenen Lächeln begrüßte. Ihr Blick wanderte kurz zu Rhombur und Kailea, um sofort zu Leto zurückzukehren. Er wusste, dass Lady Helena Atreides die zwei Asylanten mit allen Ehren empfangen würde, die hochstehenden Gästen angemessen waren. Dennoch fiel ihm auf, dass ihr Schmuck und die Farben ihrer Kleidung eindeutig im Stil des Hauses Richese gehalten waren, dem alten Rivalen von Ix, als wollte sie den Vernius-Kindern einen Stich versetzen. Paulus schien es nicht bemerkt zu haben.
Der alte Herzog wandte sich an Rhombur, der immer noch einen Verband um den Kopf trug, um ihn stürmisch zu begrüßen. »Willkommen! Willkommen, mein Junge!«, sagte er. »Wie ich deinem Vater versprochen habe, werden du und deine Schwester hier bei uns bleiben, unter dem Schutz des mächtigen Hauses Atreides, bis sich der Sturm verzogen hat.«
Kailea starrte zu den ziehenden Wolken hinauf, als hätte sie noch nie zuvor einen offenen Himmel gesehen. »Was ist, wenn sich der Sturm niemals verzieht?«
Helena erinnerte sich an ihre Pflichten und trat vor, um die Hand auf den Arm der Vernius-Tochter zu legen. »Komm, mein Kind. Wir werden dir alles zeigen, nur für den Fall, dass ihr euch auf längere Zeit häuslich einrichten müsst.«
Rhombur begrüßte den alten Herzog mit dem imperialen Handschlag. »Äh ... ich weiß gar nicht, wie ich meiner Dankbarkeit angemessenen Ausdruck verleihen soll, Mylord. Kailea und ich sind uns des Risikos bewusst, das Sie auf sich genommen haben, um uns Asyl zu gewähren.«
Helena blickte sich über die Schulter zu ihrem Ehegatten um, der sie jedoch ignorierte.
Paulus deutete auf die Burg oben auf den Klippen. »Für das Haus Atreides sind Loyalität und Ehre viel wichtiger als politische Überlegungen.« Aufmerksam musterte er seinen erschöpften Sohn. Leto atmete tief durch und ließ diese Lektion wie einen Schwerthieb über sich ergehen. »Loyalität und Ehre«, wiederholte Paulus. »So muss es für immer sein.«
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Nur Gott kann intelligente Kreaturen erschaffen.
Die Orange-Katholische Bibel
Im Gebärraum Eins des Gebäudekomplexes auf Wallach IX lag ein schreiendes neugeborenes Mädchen auf einem Medtisch. Eine genetische Tochter von Baron Wladimir Harkonnen. Die Luft war vom Geruch nach Blut und Desinfektionsmitteln und dem Rascheln steifer, sterilisierter Kleidung erfüllt. Grelle Leuchtgloben spiegelten sich matt auf den Steinwänden und klar auf den Oberflächen aus glänzendem Metall. Hier waren bereits viele Töchter zur Welt gekommen, viele Schwestern.
Mit größerer Aufregung, als sonst unter den Bene Gesserit üblich war, traktierten Ehrwürdige Mütter in dunklen Gewändern das dürre Neugeborene mit Instrumenten und unterhielten sich in besorgtem Tonfall. Eine Schwester benutzte eine Nadel, um eine Blutprobe zu nehmen, während eine andere mit einer feinen Kürette ein Stück Haut abschabte. Niemand wagte es, die Stimme über ein Flüstern zu erheben. Seltsame Hautfärbung, schlechte Biochemie, geringes Gewicht ...
In Schweiß gebadet lag Gaius Helen Mohiam auf dem Bett und bemühte sich, die Kontrolle über ihren geschundenen und schmerzenden Körper zurückzugewinnen. Obwohl ihre Konservierung ihr wahres Alter verbarg, wirkte sie dennoch zu alt, um noch Babies zu bekommen. Diese Geburt war sehr schwierig für sie gewesen, viel härter als bei den anderen acht Kindern, die sie zur Welt gebracht hatte. Jetzt fühlte sie sich steinalt und aufgebraucht.
Zwei Akoluthen eilten zu ihr und schoben das Bett an die Seite des überwölbten Durchgangs. Eine legte ihr einen kühlen Lappen auf die Stirn, die andere befeuchtete ihre Lippen mit einem nassen Schwamm und drückte ein paar Tropfen in ihren trockenen Mund. Mohiam hatte ihren Anteil erfüllt, nun würde die Schwesternschaft sich um alles weitere kümmern. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, welche Zukunft für dieses Kind geplant war, wusste sie, dass die Tochter um jeden Preis überleben musste.
Noch bevor das Baby von allen Blut- und Schleimresten gesäubert werden
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