Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
während Leto die Steuerung bediente. Rhombur nahm lächelnd die Erfahrung von Wasser, Wind und Sonne mit allen Sinnen auf. Er atmete tief durch. »Ich fühle mich hier draußen so allein und frei.«
Als er ins Wasser schaute, sah Rhombur Flächen aus lederblättrigem Seetang und runde, kürbisartige Früchte, die den Pflanzen als Schwimmkörper dienten. »Paradan-Melonen«, sagte Leto. »Wenn du eine möchtest, greif einfach über die Bordwand und pflück dir eine. Wenn du noch nie eine frisch aus dem Meer geerntete Paradan hattest, steht dir ein außergewöhnliches Geschmackserlebnis bevor. Ich finde sie allerdings etwas zu salzig.«
Auf der Steuerbordseite schwamm in einiger Entfernung eine Herde Murmonen vorbei, die wie pelzige Baumstämme aussahen. Es waren große, aber harmlose Geschöpfe, die sich von den Meeresströmungen treiben ließen und sich in tiefen, singenden Tönen unterhielten.
Leto fuhr etwa eine Stunde lang mit der Yacht weiter, während er Satellitenkarten zu Rate zog und Kurs auf eine Ansammlung von Riffen nahm. Er reichte Rhombur ein Fernglas und zeigte auf eine Stelle mit aufgewühlter Gischt. Vereinzelte schwarze Felsen ragten wie die Rückenwirbel eines Leviathans knapp über die Wellen hinaus.
»Da ist das Riff«, sagte Leto. »Wir werden im Abstand von etwa einem halben Kilometer vor Anker gehen, damit der Rumpf nicht beschädigt wird. Dann können wir tauchen.« Er öffnete eine Klappe und holte einen Sack und zwei spachtelförmige Messer aus dem Fach. »Die Korallenjuwelen wachsen nicht sehr tief. Wir können ohne Geräte tauchen.« Er schlug Rhombur auf den Rücken. »Es wird allmählich Zeit, dass du dir deinen Unterhalt verdienst.«
»Ich mache mich bereits verdient, wenn ich versuche ... äh ... dich vor Schwierigkeiten zu bewahren«, konterte Rhombur.
Nachdem die Yacht Anker geworfen hatte, trat Leto mit einem Scanner an die Reling, um sich ein Bild von der Lage des Riffs zu machen. »Schau dir das an«, sagte er und zeigte seinem Freund den Bildschirm. »Siehst du die Spalten und kleinen Höhlen? Dort findest du die Korallenjuwelen.«
Rhombur betrachtete die Darstellung und nickte.
»Jeder Stein ist von einer Hülle umgeben, wie ein organisch gewachsener Schorf. Sieht überhaupt nicht beeindruckend aus, bevor man sie aufbricht und die wunderschönste Perle der ganzen Schöpfung zum Vorschein kommt, wie geschmolzener und erstarrter Sternenregen. Sie müssen ständig feucht gehalten werden, weil sie an der trockenen Luft sofort oxidieren und extrem pyrophore Eigenschaften entwickeln.«
»Oh«, sagte Rhombur nur, der nicht sicher war, was dieses Wort bedeutete. Aber er war zu stolz, um nachzufragen. Unbeholfen legte er seinen Gurt an, in dem das Messer und eine kleine Wasserlampe steckte, mit der sie auch die dunkleren Höhlen erkunden konnten.
»Ich werde dir alles zeigen, wenn wir unten sind«, sagte Leto. »Wie lange kannst du die Luft anhalten?«
»Natürlich genauso lange wie du«, sagte der Prinz von Ix.
Leto zog sich Hemd und Hose aus, während Rhombur ihm hastig nacheiferte. Gleichzeitig sprangen die beiden jungen Männer über Bord. Leto tauchte mit kräftigen Zügen immer tiefer ins warme Wasser, bis er spürte, wie sich der Druck um seinen Schädel legte.
Das große Riff war eine zerklüftete Landschaft, die ständig unter Wasser lag. Große Korallenfächer bewegten sich in der sanften Strömung, während die winzigen Mundöffnungen an den Rändern nach Plankton schnappten. Prächtige bunte Fische schossen zwischen den Löchern in den Korallenstöcken hin und her.
Rhombur griff nach Letos Arm und zeigte auf einen langen roten Aal, der vorbeischwamm, angetrieben von einer gefiederten Schwanzflosse, die in allen Regenbogenfarben schillerte. Der Ixianer wirkte einfach nur komisch, wie er mit aufgeblasenen Wangen die Luft anzuhalten versuchte.
Leto hielt sich an den rauen Korallen fest und zog sich daran weiter, um den Strahl seiner Wasserlampe in Ritzen und Löcher zu richten. Als seine Lungen bereits schmerzten, fand er endlich einen farblosen Klumpen und gab Rhombur ein Zeichen, der zu ihm geschwommen kam. Doch als Leto das Messer zog, um das Korallenjuwel herauszubrechen, wedelte Rhombur plötzlich mit den Armen und arbeitete sich nach oben, so schnell er konnte, weil sein Luftvorrat aufgebraucht war.
Leto blieb unter Wasser, obwohl seine Lungen kurz vor dem Platzen zu stehen schienen. Endlich hatte er die Knolle gelöst, die vermutlich einen Stein von
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