Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Atreides einen Heighliner, um sich zur nächsten Sitzung des Landsraads nach Kaitain zu begeben. Es war das erste Mal, dass er im Mantel des neuen Amtes seinen Heimatplaneten verließ, aber er glaubte sich hinreichend von der Trauer um seinen Vater erholt zu haben, um einen öffentlichen Auftritt durchstehen zu können.
Nachdem sich Leto entschieden hatte, an der Sitzung teilzunehmen, hatten sich Thufir Hawat und andere Protokollberater der Atreides mit ihm in einem Konferenzraum der Burg eingeschlossen und ihm einen Schnellkurs in Diplomatie verpasst. Die Berater hatten ihn wie strenge Lehrer umlagert und darauf bestanden, dass er immer wieder alle sozialen, ökonomischen und politischen Faktoren durchging, die ein Herzog jederzeit berücksichtigen musste. Grelle Leuchtgloben erhellten den Raum mit den Steinwänden, während eine Meeresbrise durch das offene Fenster hereinwehte und die Geräusche der Brandung und das Kreischen der Möwen mitbrachte. Trotz dieser Ablenkungen hatte sich Leto ganz auf den Unterricht konzentriert.
Der neue Herzog hatte wiederum darauf bestanden, dass Rhombur die Lektionen an seiner Seite verfolgte. »Eines Tages wird auch er all diese Dinge beherrschen müssen, wenn sein Haus die Macht zurückerhält«, hatte Leto gesagt. Einige Berater hatten sich skeptische Blicke zugeworfen, aber niemand hatte Einwände erhoben.
Als er sich am Raumhafen von Cala City verabschiedet hatte, nur in Begleitung von Thufir Hawat als persönlichem Vertrautem, hatten seine Berater ihn vor unbedachten Handlungen gewarnt. Leto hatte seinen Mantel fester um die Schultern gezogen. »Ich verstehe«, sagte er, »aber meine Ehre lässt mir keine andere Wahl, als das zu tun, was ich tun muss.«
Nach uralter Tradition war es Letos Recht, vor dem Landsraad zu erscheinen und seine Forderungen vorzutragen. Die Forderung nach Gerechtigkeit. Als neuer Herzog verfügte er über genügend Zorn und jugendliche Naivität, um an einen möglichen Erfolg zu glauben, auch wenn seine Berater vom Gegenteil überzeugt waren. Doch er hatte nur traurige Erinnerungen an die seltenen Gelegenheiten, wenn sein Vater als Bittsteller vor den Landsraad getreten war. Paulus war jedes Mal wutschnaubend zurückgekehrt und hatte tagelang über die schwerfällige Bürokratie geschimpft.
Leto jedoch wollte ganz von vorn anfangen und nicht schon jetzt alle Hoffnung aufgeben.
Unter dem ewig sonnigen Himmel von Kaitain erhob sich das gewaltige und imposante Versammlungshaus des Landsraads, der höchste Gipfel in einem Gebirge aus Regierungsgebäuden, Verwaltungszentren und Justizpalästen rund um einen großen elliptischen Platz. An der Errichtung des Versammlungshauses hatten sich alle Adelsfamilien beteiligt, und jede hatte die anderen an Großartigkeit zu übertreffen versucht, während die Vertreter der MAFEA mitgeholfen hatten, das Material aus allen Teilen des Imperiums zu beschaffen. Doch dann sah sich der damalige Imperator – Hassik Corrino III. – veranlasst, die spezielle Anweisung zu erteilen, das exorbitante Bauvorhaben zurückzuschrauben, damit es nicht den Kaiserlichen Palast in den Schatten stellte.
Nach dem atomaren Holocaust auf Salusa Secundus und der Verlegung des Regierungssitzes hatten alle Beteiligten danach gestrebt, eine neue Ordnung zu etablieren, die Optimismus vermittelte. Hassik III. wollte um jeden Preis demonstrieren, dass das Imperium selbst nach der beinahe erfolgten Auslöschung des Hauses Corrino die Geschäfte auf einem noch höheren Niveau als zuvor weiterführen würde.
Die Fahnen der Großen Häuser schillerten wie ein Regenbogen aus Drachenschuppen an der Vorderfront des Landsraadsgebäudes. Als er auf dem prächtigen Platz stand und von hoch aufragenden Klippen aus Metall und Plaz umgeben war, hatte Leto Schwierigkeiten, die grün-schwarze Flagge des Hauses Atreides zu finden, doch irgendwann hatte er sie entdeckt. Die purpur- und kupferroten Farben des Hauses Vernius hatte man längst abgenommen und öffentlich verbrannt.
Thufir Hawat stand neben dem jungen Herzog. Leto hätte gerne seinen Freund Rhombur dabeigehabt, aber es war zu unsicher für den ehemaligen Prinzen von Ix, sein caladanisches Exil zu verlassen. Dominic Vernius hatte es immer noch nicht gewagt, sein Versteck zu verlassen, nicht einmal nach den Meldungen von Shandos Tod. Leto wusste, dass der Graf auf seine eigene Weise trauerte. Und Rachepläne schmiedete ...
Leto musste diesen Schritt ganz allein tun. Sein Vater hätte es genauso
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