Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
bemerken, und er durfte nicht zulassen, dass diese Frau so viel Macht über ihn erhielt.
»Ich liebe die künstlerische Gestaltung dieser Gebäude«, sagte Margot. Sie zeigte auf ein Gerüst, das an der Fassade des Versammlungshauses des Landsraads befestigt war und auf dem Freskomaler an einem Wandbild arbeiteten, das Szenen von Naturschönheiten und technischen Errungenschaften aus dem ganzen Imperium darstellte. »Ich glaube, Ihr Urgroßvater Vutier Corrino II. war für viele dieser Kunstwerke verantwortlich, nicht wahr?«
»O ja – Vutier war ein großer Förderer der Künste«, sagte Shaddam, obwohl es ihm nicht leicht fiel. Er kämpfte gegen den Drang, den verfluchten Mantel zu Boden zu werfen, schwor sich jedoch, in Zukunft nur noch seine eigene Kleidung zu tragen. »Er sagte, dass etwas Großartiges ohne Wärme oder Kreativität gar nichts bedeutet.«
»Ich denke, Sie sollten allmählich zur Sache kommen, Schwester«, schlug Fenring vor, dem die Unruhe seines Freundes aufgefallen war, auch wenn er sich hinsichtlich des Anlasses irrte. »Die Zeit des Kronprinzen ist kostbar. Seit dem Tod des Imperators hat er alle Hände voll zu tun.«
Shaddam und Fenring hatten Elrood IX. ermordet. Diese Tatsache ließ sich nie mehr ungeschehen machen, und sie hatten sich nicht von jedem Verdacht reinwaschen können, zumindest, wenn man auf die Gerüchte hörte. Zwischen dem Landsraad und dem Haus Corrino konnte es zum Krieg kommen, wenn der Kronprinz seine Stellung nicht bald konsolidierte.
Margot hatte so hartnäckig um die Klärung einer speziellen Angelegenheit von großer Wichtigkeit gebeten und dabei sämtliche sanften Druckmittel der Bene Gesserit eingesetzt, dass ihr schließlich kurzfristig eine Audienz gewährt worden war. Als einzig möglicher Termin hatte sich Shaddams morgendlicher Spaziergang ergeben, eine Stunde, die er normalerweise zur stillen Nachdenklichkeit nutzte (»zur Trauer um seinen toten Vater«, wie der von Fenring geschürte Hofklatsch wusste).
Margot schenkte dem wieselgesichtigen Mann ein liebreizendes Lächeln und warf beiläufig ihr honigblondes Haar zurück. Ihre graugrünen Augen musterten ihn. »Sie wissen sehr genau, was ich mit Ihrem Freund besprechen möchte, Hasimir«, sagte sie in einem vertraulichen Tonfall, der den kaiserlichen Erben sehr verblüffte. »Haben Sie ihn nicht eingeweiht?«
Fenring schüttelte ruckhaft den Kopf, und Shaddam sah, wie er in Gegenwart dieser Frau seine Selbstsicherheit zu verlieren schien. Der Assassine war nicht wiederzuerkennen. Die Bene-Gesserit-Delegation hielt sich schon seit einigen Tagen auf dem Planeten auf, und Margot Rashino-Zea hatte einen großen Teil der Wartezeit zu Gesprächen mit Fenring genutzt. Shaddam neigte den Kopf, als er eine gewisse Zuneigung – oder zumindest einen gegenseitigen Respekt – zwischen den beiden spürte. Unmöglich!
»Hmmm-ähh, ich dachte, Sie könnten es viel besser in Worte kleiden als ich, Schwester«, erwiderte Fenring. »Herr, die reizende Margot möchte Ihnen einen interessanten Vorschlag unterbreiten. Ich finde, Sie sollten ihr zuhören.«
Die Bene Gesserit warf Shaddam einen seltsamen Blick zu. Hat sie mein Unbehagen bemerkt? fragte er sich in plötzlicher Panik. Kennt sie die Gründe für meine Gefühle?
Das Murmeln des Springbrunnens verschluckte ihre Worte. Margot nahm Shaddams Hände in ihre, die sich angenehm weich und warm anfühlten. Als er in ihre sinnlichen Augen blickte, schien ihre Kraft auf ihn überzugehen – eine tröstliche Empfindung. »Sie brauchen eine Ehefrau, Herr«, sagte sie. »Und die Bene Gesserit können Ihnen eine Frau zur Verfügung stellen, die am besten für Sie und das Haus Corrino geeignet ist.«
Überrascht blickte sich Shaddam zu seinem Freund um und riss seine Hände zurück. Fenring lächelte unsicher.
»Bald werden Sie zum Imperator gekrönt«, fuhr Margot fort. »Die Schwesternschaft kann Ihnen helfen, Ihren Machtanspruch zu sichern – viel besser als es durch eine Allianz mit irgendeinem Großen Haus des Landsraads möglich wäre. Im Laufe seines Lebens heiratete Ihr Vater in die Familien Mutelli, Hagal und Ecaz ein, während Ihre Mutter von Hassika V stammt. Doch wir sind überzeugt, dass Sie in diesen schwierigen Zeiten am meisten profitieren, wenn Sie eine Allianz mit der mächtigen Bene-Gesserit-Schwesternschaft schließen.« Sie sprach in festem, überzeugendem Tonfall.
Er bemerkte, dass das Gefolge der Schwestern in einiger Entfernung angehalten
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