Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
müssen!
Lady Helena Atreides,
aus ihren persönlichen Tagebüchern
Hasimir Fenring hockte schockiert und grübelnd in seinen privaten Gemächern. Wie konnte Shaddam mir so etwas antun?
Die Nachrichtenkapsel mit dem offiziellen Siegel des Imperators – dem Wachslöwen des Hauses Corrino – hatte er achtlos aufs Bett geworfen. Shaddams amtliche Verfügung hatte er in kleine Fetzen zerrissen, doch erst, nachdem er sich jedes einzelne Wort eingeprägt hat.
Ein neuer Auftrag – eine Beförderung! – eine Verbannung?
Hasimir Fenring, in Anerkennung Ihrer treuen Dienste für das Imperium und den Thron des Padischah-Imperators werden Sie hiermit auf den neu geschaffenen Posten des offiziellen Imperialen Beobachters auf Arrakis berufen.
Aufgrund der überragenden Bedeutung dieses Planeten für die Ökonomie des Imperiums sollen Ihnen dort alle für Ihre Arbeit nötigen Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Bla-bla-bla.
Wie konnte er es wagen? Welch sinnlose Vergeudung seiner Talente! Welch törichte Rache, Fenring in ein Sandloch abzuschieben, in dem sich Würmer und ungewaschene Eingeborene tummelten! Er schäumte vor Wut und wünschte sich, er könnte die Angelegenheit mit der faszinierenden Margot Rashino-Zea besprechen, der er mehr vertraute, als er sollte. Immerhin war sie eine Bene-Gesserit-Hexe ...
Aufgrund der überragenden Bedeutung dieses Planeten! Er schnaufte angewidert, dann begann er, sämtliche zerbrechlichen Gegenstände zu zerstören, deren er habhaft werden konnte. Er wusste, dass Shaddam ihn nur in einem Anfall von kurzsichtigem Zorn verbannt hatte. Für einen Mann mit Fenrings Fähigkeiten war dieser neue Posten eine Beleidigung. Er wurde vom Zentrum der imperialen Macht isoliert. Dabei musste er hier sein, auf Kaitain, im politischen Auge des Hurrikans, nicht irgendwo in den Hinterhöfen der Galaxis.
Doch er konnte Shaddams Verfügung weder infrage stellen noch ignorieren. Fenring hatte dreißig Tage, um seinen Posten auf dem berüchtigten Wüstenplaneten anzutreten. Er fragte sich, ob er jemals von dort zurückkehren würde.
79
Die gesamte Menschheit ist in einem einzigen Individuum enthalten, so wie alle Zeit in einem Augenblick und das gesamte Universum in einem Staubkorn enthalten ist.
Fremen-Sprichwort
Am Tag der Krönung und Hochzeit von Shaddam IV. herrschte auf allen Welten des Imperiums Karnevalsstimmung. Jubelnde Mengen vergnügten sich mit Trinken und Tanzen, bei Sportereignissen und Feuerwerken. Der alte Imperator Elrood hatte sich so lange an den Thron geklammert, dass sich nur noch wenige Menschen daran erinnern konnten, wie das letzte Mal ein neuer Herrscher gekrönt worden war.
In der Hauptstadt von Kaitain versammelten sich die Massen an den prächtigen Boulevards, um einen guten Blick auf die kaiserliche Prozession zu haben. Es war ein sonniger Tag – wie immer –, und die fliegenden Händler machten das schnelle Geschäft, indem sie Souvenirs und Erfrischungen anboten.
Die Fahnen des Hauses Corrino wehten im leichten Wind, und jeder hatte sich zum feierlichen Anlass in Scharlachrot und Gold gekleidet. Die weitläufige Prozessionsroute wurde von Soldaten der Sardaukar gesichert, deren grau-schwarze Uniformen mit Goldbrokat geschmückt waren. Sie waren reglos wie steinerne Wächter mit präsentierten Lasguns erstarrt und ließen sich weder von den lauten Fanfaren noch dem Tosen der Menge rühren. Aber sie waren bereit, mit tödlicher Gewalt zu reagieren, wenn es auch nur die leiseste Andeutung einer Bedrohung des Imperators gab.
Frenetischer Jubel drang aus zahllosen Kehlen, als Kronprinz Shaddam und die ihm anverlobte Lady Anirul in einer mit Samt ausgeschlagenen Kutsche vorbeizogen, die von sechs goldenen Löwen von Harmonthep gezogen wurde. Die beeindruckenden Mähnen der Tiere waren mit Edelsteinen behängt und wurden von der leichten Brise bewegt. Diener und Lanzenträger liefen neben dem Wagen her, der kaum sichtbar in den zarten Schimmer eines schützenden Schildes gehüllt war.
Anirul winkte und lächelte. Sie hatte ihr schwarzes Bene-Gesserit-Gewand abgelegt und war in einen Wasserfall aus Spitzen, Rüschen und Perlen gekleidet. Ihr Diadem funkelte voller Prismen und Juwelen, die das Sonnenlicht vom ewig wolkenlosen Himmel auffingen. An ihrer Seite war Shaddam ein ebenso hoheitsvoller Anblick, das rötliche Haar perfekt frisiert, die militärische Uniform mit Litzen, Schulterstücken und klimpernden Medaillen besetzt.
Da die
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