Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Rücken, gefolgt von einem Schweißausbruch, der gierig vom Destillanzug aufgesogen wurde. Gleichzeitig überkam ihn eine heftige Erregung, als er daran dachte, dass die Fremen vielleicht seine Verbündeten werden könnten, ein abgehärtetes Volk, das dieselben Ziele verfolgte wie er, mit demselben Drang, die Welt zu verstehen und zu verbessern ...
Als sich Kynes in der Leere suchend umblickte, kam er sich plötzlich wie auf dem Präsentierteller vor. »Hallo?«, rief er, aber nur die Stille der Wüste antwortete ihm.
Wie hängen all diese Dinge zusammen? fragte er sich. Und was wissen die Fremen darüber?
13
Wer kann wissen, ob Ix zu weit gegangen ist? Man verbirgt die Fabriken, hält die Arbeiter in Sklaverei und beansprucht das Recht, Geheimnisse für sich zu behalten. Wie können die Ixianer unter solchen Voraussetzungen nicht in Versuchung geraten, die Verbote von Butlers Djihad zu überschreiten?
Graf Ilban Richese,
drittes Gesuch an den Landsraad
»Nutze deine Fähigkeiten und deinen Verstand!«, hatte der alte Herzog ihm immer wieder eingebleut. Als Leto nun allein und zitternd dastand, versuchte er, beides zu Rate zu ziehen.
Er dachte über seine erschütternde und unerwartete Einsamkeit in der Wildnis von Ix nach – oder wie immer der Planet heißen mochte, auf dem man ihn abgesetzt hatte. War er versehentlich oder durch einen geplanten Verrat hier gestrandet? Was war der schlimmstmögliche Fall? In den Aufzeichnungen der Gilde müsste eigentlich vermerkt sein, wo er so formlos aus dem Schiff geworfen worden war. Wenn er nicht am geplanten Ziel seiner Reise auftauchte und sein Vater mit den Truppen des Hauses Atreides ausrückte, würden sie ihn zweifellos finden – aber wie lange würden sie benötigen? Wie lange konnte er hier überleben? Und falls Vernius hinter diesem Verrat steckte, würde er ihn vermutlich gar nicht als vermisst melden.
Leto bemühte sich, optimistisch zu bleiben, aber er wusste, dass es sehr lange dauern konnte, bis Hilfe kam. Er hatte nichts zu essen, keine warme Kleidung, nicht einmal eine provisorische Unterkunft. Er musste dieses Problem ganz allein lösen.
»Hallo!«, rief er wieder. Die gewaltige Leere entriss ihm das Wort und verschluckte es, ohne ihm auch nur das leiseste Echo zurückzugeben.
Er überlegte, ob er losmarschieren sollte, um nach einer Landmarke oder einer Siedlung zu suchen, doch dann beschloss er, vorläufig zu bleiben, wo er war. Als Nächstes ging er im Geiste die Dinge durch, die er in seinen Koffern mit sich trug, und versuchte etwas zu finden, das er benutzen konnte, um eine Nachricht zu schicken.
Dann hörte er neben sich ein Rascheln, das aus einem blaugrünen Dickicht aus dornigen Sträuchern kam, die in dieser Tundra zu überleben versuchten. Erschrocken sprang Leto zurück, dann sah er sich die Angelegenheit genauer an. Ein Attentäter? Jemand, der beabsichtigte, ihn gefangen zu nehmen? Als Lösegeld für einen herzoglichen Erben konnte man einen beträchtlichen Haufen Solaris erwarten ... allerdings auch den Zorn von Paulus Atreides.
Er zog das Fischermesser mit der gekrümmten Klinge aus der Scheide auf seinem Rücken und bereitete sich auf einen Kampf vor. Sein Herz pochte, als er die Gefahr einzuschätzen versuchte, um in irgendeiner Weise darauf vorbereitet zu sein. Ein Atreides hatte keine Bedenken, Blut zu vergießen, wenn es sein musste.
Die Zweige mit den spitzen Blättern bewegten sich, dann wichen sie zur Seite, um eine runde Scheibe aus Plaz freizulegen. Maschinen summten, als sich eine transparente Liftröhre aus dem Boden schob, die in dieser wilden Landschaft absolut unpassend wirkte.
Ein stämmiger junger Mann stand in der durchsichtigen Röhre und grinste freundlich. Er hatte blondes, widerspenstiges Haar, das trotz aller Pflege zerzaust wirkte. Er trug weite Hosen aus Militärbeständen und ein Tarnhemd, das sich farblich der Umgebung anpasste. Die Reste des Babyspecks in seinem blassen, offenen Gesicht gaben ihm ein sanftes Aussehen. Eine kleine Tasche hing über seiner linken Schulter, ähnlich einer zweiten, die er in der Hand trug. Er schien etwa in Letos Alter zu sein.
Der transparente Lift kam zum Stehen, und eine gewölbte Tür schob sich zur Seite. Ein Hauch warmer Luft streifte Letos Hände und Gesicht. Er ging in die Hocke und war bereit, mit seinem Fischermesser anzugreifen, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, dass dieser harmlos wirkende Fremde ein Killer war.
»Du musst Leto Atreides
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